gangway #1

Bonus poems from: The OZlit Collection Vol. 3, ganGAROO

Michael Dransfield
Gedichte

© 1996 by the translators


Epidermis

Überdeckung aus Nervenenden
wunderbares Zelt
Zeppelin himmelwärts in Menschenmengen und Decken
Kissenbezug aus Fleisch in Fortsetzungen
wickelte sie uns recht ordentlich in unsere Sinne
isoliert uns aber nicht gegen Äußerlichkeiten
tut nichts zum Schutz
benachrichtigt nur das Gehirn
von Gesprächen mit einem Reiz
ich berühre gern deine Haut
und spüre gerne deinen Körper gegen meinen
zwei kleine Inseln in einem Atoll von einander
verbringen wir die ganze Nacht mit neuen Entdeckungen
von dem was die Winde der Leidenschaft angespült haben
und was eine matte Flut für uns zum Spielen finden wird
wenn dieses Spiel seinen Reiz verloren hat.

Deutsch von Rudi Krausmann und Olaf Reinhardt


Bildnis des Künstlers als alter Mann

In meines Vaters Haus sind viele Spinngewebe.
Ich ziehe vor, nicht dort zu wohnen die Gespenster
stören mich. Ich schlafe in einer Bodenkammer
über der Remise, und jeden Morgen
durchquere ich eine Nachhut aus Hecken um im Haus herumzugehen.
Es sieht aus, als wäre es aus der Erde gewachsen
zwischen seinen Eichen und Fichten, unter der großen
Arche der Moreton-Bay-Feigen.
Mein Studierzimmer ist das größte im oberen Stock;
dort schreibe ich an regnerischen Tagen
archaische Gedichte an einem Tisch aus Zedernholz.
Nur Porträts und Spinnen bewohnen den Saal
von Courland Penders doch
suche ich jeden Morgen das Gebäude nach Neuankömmlingen ab.
Einmal fand ich im Sommerhaus ein
Spatzenpaar, das auf einem Sofa nistete
zwischen verbogenen Tennisschlägern und vergessenen Dingen.
Kein Mensch besucht Courland Penders; die Stadt
liegt meilenweit flußabwärts und wenige kennen mich dort.
Einmal gab es Häuser in der Nähe. Sie sind verschwunden
wohin immer Häuser verschwinden wenn sie
zerfallen oder abbrennen oder mit Lastwagen weggetragen werden.
Friedlich genug ist es. Vogelgesang flötet aus den Bäumen
sucht mich zwischen Erinnerungen und Uhren.
Wenn Nacht oder Winter kommt, zünde ich ein Feuer an
und sehe den Flammen zu,
wie sie sich heben und senken wie Wellen. Ich bereue nichts.

Deutsch von Rudi Krausmann und Olaf Reinhardt


Ein Seltsamer Vogel

diese welt ist
ein seltsamer vogel

dessen gewohnheit es ist
gegen sich selbst zu kämpfen

dessen linker flügel
und rechter flügel

sich verbittert
aueinanderreißen

beide im namen
der gerechtigkeit und der gewalt

und dessen großer schnabel
die armen verschlingt

Deutsch von Rudi Krausmann und Gerald Ganglbauer


Fliegen

ich flog über sydney
in einem riesigen hund

es sah schlecht aus

Deutsch von Rudi Krausmann und Gerald Ganglbauer