Marjana Gaponenko

gangway #23

Nachts

© 2002 by Marjana Gaponenko and gangan books australia

 

Er hat mich ins leere Haus geführt und dort allein gelassen. Dann weckte er mich in der Nacht mit seinem Anruf. Er sprach von mir im leeren Haus. Er sprach lange. Er sprach dumpf. Er weiß nicht, dass seine Stimme im Hörer einem reifen Apfel gleicht, der ins Gras fällt.



Er sagte: ich sah einen Baum mit Leuchtkäfern im Dunkeln. Der leuchtete von innen wie dein Gesicht, Malysch. Der zarte Baum näherte sich mir immer schneller, so dass ich aufwachte.

Er sprach undeutlich, weil er wahrscheinlich eine seiner braunen oder schwarzen Pfeifen im Mund hatte. Ich hörte nicht zu. Ich hörte. Der Apfel fiel und verblaßte. Und der zarte Käferbaum leuchtete noch einmal auf.



Um ihn zu lieben, genügt es mit ihm den Teich entlang zu gehen, den Mantelkragen hochgeschlagen, ohne ihn zu berühren, ihn frostige Luft ein- und ausatmen hören. Das Rauschen des Bluts in seinen Ohren darf niemals aufhören. Niemals.





Schön – schön ist diese Nacht.
Sie tanzt und zertritt mit den Stiefelchen Sterne, ihre Kinder, um ihn zu beeindrucken. Und wirklich, er ist beeindruckt. Er wirft ihr etwas Kleingeld in den kleinen Mund.


Im Grunde ist die Nacht ein dünner Uhrenmeister auf dünnem Eis, sagt er.

Gleitend und grinsend verschwindet sie um die Ecke.

Dann nimmt er eine Zeitung und liest. Dann nimmt er eine Pfeife und raucht. Dann schläft er ein und schnarcht dabei. “Je lauter desto besser für dich, Malysch”, hat er einmal gesagt, als ich mich scherzend über sein Schnarchen beschwert habe. “Richtige Männer müssen schnarchen wie ihre Vorfahren, Jäger es machten, um wilde Tiere fortzujagen, die sich nachts vor der Höhle drängen. Schnarchend beschützt der Mann sich selbst, seine Frau und Kinder”, sagte er.


Ich bin die kalten gefalteten Hände im Sessel ihm gegenüber.





R.

 

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