Franz Josef Czernin

gangway #32 – Best of Gangan

5 Gedichte

© 2004 by Gangan Verlag

aus: ganganbuch 3, 1986
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ganganbuch 3 (86)

tigerpapier

—> aus den trümmern allen schäumens
solcher gischt von fetzen
hebt sich der löwe des bedeutens,
schüttelt seine mähne
-pflanzen, wörter, glück- und
heiter, mit der ganzen pracht der angst,
mit der wucht der wut,
brüllt er, schifft und vögelt
(möve seines besten stücks),
zerknüllt sich funkelnd so in jeder beute,
speit auch schön, was gutes er hier tut,
schneidet schliesslich
-lamm des eigenen begreifens- sich
in streifen und zerspringt
mit diesem satz nach allen seiten: —>

 


 

ohne titel

—> steht, dazwischen, auf der schwelle,
steht auf keinem bein;
tür auf tür ist im begriffe
zuzufallen, woge über welle;
das fällt aber nicht,
-macht die angel (ohne stelle),
zählt die schiffe
oder schifft die zahl,
dreht sogar das drehn einmal,
wie ein tor (um sich zu reimen)
dies durch alle meere bricht:
„das bleibt ganz allein, —>

 


 

du-wort (angetragen)

in der stärke dieser handgefühle
einem insgesamten weichen wir
(also teilen wir die brote aus),
einem ringsbenannten reichen wir
(also holen wir die bäcker ein)
seine werke:
hund und katz,
schmutz und satz;
denn an beraumten kragen
knüpfen wir des esels schwanz
und das heisst: des schädels sack:

-vorrat weiter unsren horizont zu kauen.

 


 

batzen

sich so völlig abzuschlachten,
wie die wunde durch den schmerz zu schleifen,
heisst, mit fleisch und blut umnachtet,
seinen schädel durch den kopf zu greifen,
wie auch das maul im mund zu fressen,
meine, schrecklich hochgeschaukelt,
sich so mächtig auszuquetschen,
dass mit sich selbst sich anzufletschen,
meint sich schmerzlich aufzukratzen
und kräftig durch und durchgefunkelt,
die hände in den tatzen fassend,
heisse sich ängstlich überlauert,
-sage sich schlechthin aufgestachelt,
dies hier gänzlich abzuklatschen:

ach weiche wut der eigenheit
sich jetzt um und umgemunkelt
zu vermessen
als des eignen löwen engelspracht und selbst,
des eignen geistes vögelmacht und held.

 


 

(f)laute

von der weite bis zur leere ausgespannt
klatscht, so leer, die lehre ihre botschaft ab,
um so mehr das hohe meer
in die hohle see fliesst:
ach, um ein haar die feder
für ein haar zu halten
(so lange wie vom selben bis zum gleichen),
teilt die mitte sich
der flut, der flucht der ränder,
um sich damit, wiederhallend, mitzuteilen:

das, was, hergeschifft, so ein boot schafft,
fischt nicht nur
(jeder laut aus lauten ist),
was von dem schwanken der lehren
in die leere des wankens schaukelt,
sondern sei auch von der see der lehre des schaukelns
in das wanken des meeres der leere geschwankt;
denn beinahe fast, um ein haar wäre das
um so mehr die pause, die,
sich ausposaunend,
die stille paust durch solche ruhe:

von der ferne bis zur leere, so genannt,
tratscht so sehr die botschaft ihre weite ab,
winkt die schwinge auf die flügel
(manch töne sind aus ton),
dass die schiffe, ausgebootet, wiederholen,
wie das selbe solcher haare fast
das gleiche aller federn fasst:
ja die nachricht richtet sich
nach der flucht des flutens, ohne ränder:
wie das den trank ersäuft!
-durch alle löcher fliessen alle lücken ab
den wiederhall so wiedergebend:
„ich bin die fremde, deutend,
dass sie deutet, dass sie deutet.“

 

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