Magdalena Sadlon

gangway #32 – Best of Gangan

Man sucht ein Leben lang

© 2004 by Gangan Verlag

aus: gedichte (7), 1988
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Man sucht ein Leben lang

Anagramme

Es geht mir duester – bin endlich allein

Mir diese stillen Naechte, Hungerbild
dein Lichtstrahl eisiger Blumen. Eden
mein blindes Geheul, Schattenlied. Irr,
die Einsamen in derber Hellsicht. Glut
mit den Augen der List. Bin Schelle hier
selbst meiner Hand, liederlich, gut, ein
duesterer Mensch. Heilig. Nie blind. Alt.

 


 

Man sucht ein Leben lang

Eisblumennacht, Langen
nach Lebensmut. Angel in
bleiche Angst nun malen,
ins Bangen. Achtel Lumen.
Nicht Lebenslaunen mag
mein Schlagen, Bluten. An
bunten Naegeln mich als
Beulen langsam nichten.
Sinn, Luegen belacht man.
Man sucht lang ein Leben.

 


 

Schaem dich deiner leblosen Augen (t,t)

Ich solle Gnade ueben. Der Schatten im
Gesichte sind alte muede Narben. Loch
in Melancholie getreten. Das Buch des
Seelenlebens, grau, matt. Die dich noch
lieben reden nicht, aus Scham. Oed, gelt?

 


 

Schaem dich deiner leblosen Augen (t)

Schon mal gelebt? Dein Schauder, eine
laue Angst. Mich, blinde, schoene Erde,
buche ins Echo der Stille. Da man enge
Bilder aus Seelen macht, neigen doch
Laien sich ueber den Tod. Manch Segel
liegt schon im See. Du aber lache, denn
Nachtigallen be- suchen die Rose; dem
entsage nie. Red! Lach doch ums Lieben!
Lebe es, du! Sieg am naechtlichen Dorn.

 


 

Der Spiegel des Wunderbaren

Es wird das Pendel gern ueber
das Spiel reden – Wunderberge
des Lebens. An dir prueder Weg
sind Spuren der Waelder. Gebe
aber der Wind den Puls; es rege
der Liebe Sprung an. Werde des
weisen Barden Geduld! Sperre,
Sender, der Spiegel Wunder ab.
Blauer Erdweg der Spinne, des
Weibes edler Pranger und des
Berges und der Spirale Wende.

 


 

Die verlorende Gunst der Wachsamkeit

(So endet der alte Wunsch im Krieg, Vera)
Vor der Macht knie gelassen weiter, du,
vor der Naturgewalt. Es scheiden Keim
sich von Seele karg in der Demut. Warte
der Kindheits Traeume. Versage, Clown,
der Traene nicht, wie der Muse. Sag, Volk,
Echo der Angst, was Kinder Tuerme, viel
Kruste, in Asche verwandelt, Orgie dem
Moralisten verschenkt! Da die Urwege
verwuchert sind mit Ekel Adern, o’sage,
Knecht, das Wort im Dasein: Reue. Verleg
die Gunst der Wachsamkeit, Verlorene!

 


 

Warum ein erotisches Gedicht lieben

Noch ist der Tag, wie eine Blume, sicher,
obgleich der Traum sich eines weiten
Raums bedient. Wie leicht es noch Gier
mit Wuerde sich begleicht! So er nie an
die Moewen glaubte, reicht er sich. Ins
ungemachte Lieben, Orte, wird sie sich
bett’n. Sieg im Hauch der Clownerie. Sie
selbst, war mein Gedicht. O’ ich reue nie!

 


 

Eifersucht bleibt

Eifersucht bleibt
bricht Lust bei Fee
bleibet freut sich
besucht liebt reif
liebt frisch Beute
Trieb uebt Fleisch
Uferlicht bete bis
ei! bitte Felsbruch
bei Flucht bestreit
Sucht bleibet frei
Sucht befreit Leib
Blutfieberstiche
Triebe Fluchtsieb
Blutbereich steif
ich sterbe bei Flut

 


 

Ein trueber Spaziergang im Mai Wolken

Knospen im Zauber, einmalig wirre Tage.
Im Sinn Trauer Gezweige. Lob Pein Karma
Poesien ranziger Klagen Traumweib im
Park Blumenoase. Gereizt eiwarm innig
war mein Atem. Kinospiel. Zigeuner Grab.

 


 

Und meine Asche liegt

Ich einsame Glut ende.
Die Leute sangen mich –
gut, mein Lachen diese
Stunde, neig, mach Eile
Sicht und Elegie Amen.
Und meine Asche liegt.

 


 

Tongesichter muss ich machen

Gut so, mein Scheitern! Schmach,
Schoss meiner guten Macht. Ich,
ich Schneerose stumm an Gicht.
Immer sachte, sich gut schonen
(Mime sucht noch Angstschreie)
Name „Schuechtern“ sog mit sich
mein Getto Schrei. Schmach uns,
ich muss echt schmoren – ein Tag
um acht morsche Sinne. Gesicht!
Ich muss Tongesichter machen.

 


 

Die Blutgraefin Elisabeth Bathory (c)

O grauenhaft liebt Cythere! Bald Ibis
gleich in rot. Fabel-Bad-Hysterie. Taub
auch der Gastfreiheit. (Liebt Babylon.)
Schoene Hydra! Beliebig litt Frau, bat
bigott fuer ihre Lieb. Da lynchte Baas!
Hygiene-Blutbad-Folter. Tierisch. Aba,
Seide fuer Bathory. Bleich in Tat. Balg.
Idylle ihrer Fantasie bebt gut. Ach, ob
Liliths Erbe, hyaenig Cabaret, ob Duft,
Achat der Greuel, ob Yin – Haft blieb, ist
egal. In Bad trieb teuflische Bathory
die boese „Facharbeit“. Glut. Labyrinth.

 


 

stark und selig in der liebe leben

kleiner riss bleibet geduldet an
reiner glut des liebens bald kein
sinnbild er ist blanke luege rede
klar bereit nun in des leides gelb
beklag den irrsinn liedes bluete

 


 

Wer aller so zufrieden ist

Rastloser Zweifel. Nur die
Frau will zerstoeren dies
finstere Ziel. Wo „duerr“ als
ein Zufallswort der Reise
wurzelt. Da er sein Los reif
fordert, Willensreize aus
Raetseln, wird zu eiferlos
das Urteil leis zerworfen.
Als Riesenfolter zuwider
zwoelf alter Suender Iris
der Wolf zerreisst in laue
zufriedene Starre. So will
ein stolzer Ruf was leider
lose, frei zu Wirrsal endet.

 


 

Morgen wird alles ein Ende haben
(Dostojewskij)

Roher Wind! Da, mein Leben, nagle es
harmlos an dein Weinen, edler Beg.
Niemand solle hier darben wegen
der Sonne Harem. Wie lange blinde
Bilder Mondlage ersehnen, wie an
Sorgen nah, Name: Elend. Liebe wird
ein Ende haben. Morgen wird alles
dem Wahnsinn erliegen. Adler, Boe.
Morgen wird alles ein Ende haben.

 


 

L ebenszeichen derTorheit
E s reicht! Hetze in Lobreden!
B leich zitternder See ohne
E inzelner Derbheit! So echt!
N och, Herbst-Leere-Zeit, dein,
S choenheit Lebender reizt.
Z orn ist leicht, ebene Herde.
E in Leichenherz berste! Tod
I rdischer Lenze betet ohne
C hinin. Trotze der Ehe, leb es
H ier! Roete den Schnee! Blitz
E iner Endzeit, och! lebt sehr
N ebels Zeichen der Torheit.

 

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