Ich würde sagen, sie sehen wie Toastscheiben aus: dunkelbraun, teilweise auch gräulich, mit einer sehr brüchigen, lückenhaften Oberfläche, auf der grauschimmernde Tintenspuren erkennbar sind. Die Oberfläche ist uneben, weil die Rollen zerquetscht worden sind, und sie sind naß geworden vom Regen, der die Asche in Schlamm verwandelt hat.
Das ist die einzige antike Bibliothek, die erhalten geblieben ist: 1800 Schriftrollen, die über die ganze Villa verteilt gefunden worden sind, in Herculaneum am Fuß des Vesuvs. Als man sie Mitte des 18. Jahrhunderts fand, wurden sie für verkohlte Holzscheite gehalten und verheizt, bis man die Tinte gesehen hat.
Anfang des 19. Jahrhunderts übergab der König von Neapel dem Prinzregenten 18 Schriftrollen und erhielt im Gegenzug 18 Känguruhs, die alle Mißbildungen aufgewiesen haben. Die Papyri waren auch so zerbrechlich, daß sie nur unter größter Mühe entrollt werden konnten: mit einem Messer, mit Hilfe von Quecksilber, mit einer Tierhaut, die auf die Rückseite geklebt wurde, um das brüchige Material zusammenzuhalten.
Heute wird eine Mischung aus Essigsäure und Gelatine mit dem Pinsel auf der Außenseite der Rolle aufgetragen. Sobald der Film trocken ist, kann er abgelöst werden und die innere Schicht kommt zum Vorschein: der Text, wobei der Papyrus jedesmal, wenn ein Stück abgelöst wird, ein wenig zerbricht.
Um den Text lesen zu können, müssen Sie den Papyrus in Bewegung halten, bis Sie den jeweils richtigen Winkel gefunden haben, bei dem die Tinte zu sehen ist. Manchmal löst sich dabei ein Teil und haftet an der falschen Schicht, und Sie stellen plötzlich fest, daß etwas den Zusammenhang stört, ein Buchstabe oder ein Wort, eine Wortgruppe, ein Satz, eine ganze Passage.