Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Nordlicht

Breznik, Melitta

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[ Buchtipp von Incentives ] Dies ist ein Roman über die Stille und die Weite Nordnorwegens. Ein Roman über zwei autarke Frauen, die ihr Leben selbst bestimmen und dafür Entbehrungen auf sich nehmen. Darüber hinaus ist es die Geschichte zweier Frauen auf der Suche nach ihren Wurzeln. Dabei stoßen sie auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs, auf die Psychiatrie in dieser Zeit, auf Demütigung und Traumata. Themen, die die Autorin, welche als Psychiaterin in Graubünden tätig ist, schon seit längerem fesseln.

"Nordlicht" handelt von einer anfangs in Zürich lebenden Psychiaterin – Anna Berghofer. Sie hat Angst davor, wie ihre Großmutter schizophren zu werden, hört Stimmen und erträgt den Alltag mit ihrem schweigsamen Mann nicht mehr. Erst viel später wird ihr bewusst, dass jahrelange Erschöpfung aufgrund der anstrengenden Arbeit Auslöser für die Sinnestäuschungen war. Niemand ist die Ausnahme. Niemand ist gefeit.
Einige Monate später beschließt sie nach Norwegen zu reisen, wo sie den  Winter allein verbringen möchte, um sich in der Stille und Einsamkeit wieder zu finden. Zugleich ist diese Reise eine Spurensuche nach ihrem Vater, der dort im Zweiten Weltkrieg als Soldat stationiert war. Anhand seiner Notizbücher spürt sie Orte, Plätze und Häuser auf, die dieser gesehen und bewohnt hat.

Eine große Freundschaft steht im Mittelpunkt des zweiten Teils. Giske Norman lädt Anna ein, mit ihr in ihrem großen, alten Haus zu leben. Nach und nach erfährt man, dass es sich hierbei auch um eine Annäherung verschiedener Fronten handelt: das Täter-Kind und das Opfer-Kind.
Es ist atemberaubend, wie es Melitta Breznik gelingt, dass man die imposanten Landschaftsbeschreibungen Nordnorwegens nicht als störendes Beiwerk wahrnimmt, sondern als immer wiederkehrenden, beruhigenden, verlangsamenden Genuss. Über die Form geht der Inhalt auf die lesende Person über, ohne sich aufzudrängen. Gerade diese sprachliche Souveränität, ihre einfache, unaufdringliche, aber konsequente Direktheit ist es, die Melitta Breznik auszeichnet. "Nordlicht" ist ein ruhiger, besonnener und stilsicherer Roman.

Claudia Peer, März 2010
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=455

[ Lieblingszitat ]

[ Info ] Breznik, Melitta: Nordlicht. (original language: Deutsch) Luchterhand Literaturverlag, München, 2009 . ISBN: 978-3-630-87287-2.


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