Neue Literatur aus Österreich
Incentives - Neue Literatur aus Österreich
readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.
LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.
Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.
Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.
Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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[ Buchtipp von Incentives ] Kein Märchen: Seit Franzobel im Jahr 1995 in Klagenfurt den Ingeborg Bachmann-Preis gewonnen hat, ist er im deutschsprachigen Raum berühmt geworden. Sozusagen über Nacht.
Von heute auf morgen bekannt geworden ist auch Arigona Zogaj, die "heilige Jungfrau der Integration" (Franzobel), ein aus dem Kosovo stammendes Mädchen, das mit seiner Familie – nach fünf Jahren (!) Aufenthalt im Land – aus Österreich abgeschoben werden sollte. Diese fremdenpolizeiliche Maßnahme hat die Gesellschaft polarisiert. Auf der einen Seite standen Leute, die man kurzerhand als Ausländerfeinde apostrophiert hat, und auf der anderen die Mitglieder der Menschlichkeits-Partei, zu denen auch Franzobel zählt. Selbst der Gemeinderat der Kommune Frankenburg in Oberösterreich setzte sich zunächst für die Familie ein; später kippte die Stimmung. Franzobel hat die Arigona-Geschichte auf die ihm eigene Art literarisiert: Albin, Albona, Alfred, Alban und ihr Vater Devat Zogaj werden im Herbst 2007 in ihre Heimat zurückgebracht. Die damals fünfzehnjährige Schwester Arigona taucht unter, droht mit Selbstmord und kann tagelang nicht aufgefunden werden. Hilfe kommt vom mittlerweile ebenso bekannt gewordenen Pfarrer von Ungenach, Josef Friedl.
Franzobel analysiert in seinem Arigona-Essay treffend die österreichische Gesellschaft, wenn er schreibt: "In Österreich hat man noch immer Angst, die anderen, die Türken, die Slowenen, die Moslems, könnten eines Tages das Land übernehmen und die Österreicher versklaven. Die Österreicher, fürchten die Österreicher, die alle Czerny, Prohaska, Zilk, Kalina, Novotny, Belovic, Spera oder ähnlich heißen, werden aussterben. Daher braucht es ein Artenschutzprogramm für Österreicher, sonst sind sie irgendwann verschwunden." Franzobel nennt sein Buch "Ein Märchen" und sagt zur Begründung klipp und klar: "Arigona ist eine Märchenfigur, ein armes und unschuldiges Mädchen, das ihre Familie verliert, in einer Welt leben muss, die ihr feindselig gegenübersteht. Sie muss Prüfungen bestehen, hofft auf Wunder und darf am Ende gar in einem Schloss wohnen. Und das alles in einem märchenhaft schönen Land, in dem viele Wölfe und Zwerge wohnen." (Tageszeitung “Kurier”, 28. Juli 2009, S. 25.)
Rezension von Janko Ferk, August 2009
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=7061
[ Info ] Franzobel, : Österreich ist schön.
Ein Märchen. (original language: Deutsch)
Paul Zsolnay Verlag,
Wien, 2009
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ISBN: 978-3-552-05473-8.
Dieses Buch ist ...
Genre: Essay
Sprachen (Buchtipp): Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch, Ungarisch