Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Mitten auf der Straße

Köhlmeier, Michael

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[ Buchtipp von Incentives ] Erstmals versammelt Deuticke eine Auswahl von Michael Köhlmeiers schönsten Erzählungen in einem Band. „Bevor Max kam", „Der traurige Blick in die Weite", der „Roman von Montag bis Freitag", „Nachts um eins am Telefon" und „Vom Mann, der Heimweh hatte" finden sich ebenso in der Sammlung „Mitten auf der Straße" wie eine Reihe bisher unveröffentlichter Geschichten. 

Köhlmeiers Erzähler sind Schriftsteller, Taschendiebe und liebenswerte Lügner, schrullige Einzelgänger wie gesellige Menschen, Nostalgiker und Lebenskünstler. So unterschiedlich sie auch sind, ist ihnen doch eines gemeinsam: sie alle erzählen ihre Geschichten so, wie einer jener Fremden, die in kostbaren Momenten unseren Weg kreuzen – vielleicht „mitten auf der Straße“ – um ihre Geschichte mit jemandem zu teilen: Köhlmeiers Charaktere sind Erzähler, denen wir nächtelang zuhören und darüber die Zeit vergessen könnten. Immer und immer wieder.

Die bisher unveröffentlichten Erzählungen im Kapitel „Mitten auf der Straße" zeigen einmal mehr Köhlmeiers charakteristische Erzählweise, die ihn von anderen Gegenwartsautoren unterscheidet. Während sich in der österreichischen Gegenwartsliteratur eine Tendenz zum offenen oder zumindest subtilen, jedenfalls kaum überlesbaren politischen und kritischen Stellungbeziehen abzeichnet und kleine Szenen symbolisch für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen stehen, erinnert Köhlmeiers Erzählen an die Bilder Cézannes, von denen Rilke in einem Brief bemerkt, dass er male ohne wählerische Verwöhntheiten,  in einer "alle Einmischung in eine fremde Einheit ablehnenden Sachlichkeit".

Köhlmeiers Geschichten sind subjektive Beobachtungen minutiöser Details und sonderbarer Erinnerungen, die von Seiten des Autors weder beurteilt noch kommentiert werden und damit den Leser, nicht an der Hand durch eine Situation geführt, sondern in ihr alleingelassen, umso mehr verblüffen, verwundern und in den Bann ziehen.

So laden der „Silberlöffel“ wie auch die politische Anekdote  „Von einem bemerkenswerten Gespräch zwischen Henry A. Kissinger und Tschou En-lai“ und der Mythos vom Skorpion zu einem Blick auf die Welt aus einer ungewohnten Perspektive ein – aber herauszufinden, was es mit dem Löffel, Kissinger und dem Skorpion auf sich hat, sei dem Leser selbst überlassen, dem jedenfalls sämtliche alte wie neue Geschichten Michael Köhlmeiers empfohlen seien.

Rezension von Christine Schranz, Oktober 2009
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=7392

[ Lieblingszitat ]

[ Info ] Köhlmeier, Michael: Mitten auf der Straße. (original language: Deutsch) Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien, 2009 . ISBN: 978-3-552-06113-2.


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