Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Neue Literatur aus Österreich drucken

tokio, rückwärtstagebuch

Mit Zeichnungen von Oliver Grajewski

Röggla, Kathrin

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[ Buchtipp von Incentives ] Die Rückwärtsbewegung ist Gestaltungsprinzip von „tokio, rückwärtstagebuch“, einer Gemeinschaftsproduktion des Zeichners Oliver Grajewski und der Autorin Kathrin Röggla. Grajewskis Bildgeschichte ist, wie in japanischen Comics üblich, von hinten nach vorne zu lesen und auch Rögglas Tagebuch beginnt mit dem Rückflug nach Europa und endet mit der Ankunft in Tokio: Ein Tagebuch in „permanentem rückwärtsschritt“.

Ihm ging die „Konstruktion der Bildwelt des Buches relativ Karl-May-artig von der Hand“, Röggla plagen Zweifel über Sinn und Form solch einer Reiseerzählung. Die „übliche indirektheit“ der japanischen Gesellschaft wird Röggla zum Gestaltungsprinzip. Sie verweigert sich einer kontinuierlichen und traditionellen Erzählung, verweigert sich der Wiedergabe des Atmosphärischen. Gerade aber in der Verneinung des Erzählens und der Darstellung und Thematisierung des Erzählrahmens – und das sind Erzählprinzipien Rögglas, die in all ihren Texten zu finden sind – erzählt sie doch. So schreibt sie etwa: „diesbezüglich nicht vergessen, die erdbebenstandards zu erwähnen“ Röggla lässt Gesprächspartner erzählen: „edwina erzählt mir, wie man das so macht, wie man sich hier fortbewegt“. Oft verwendet sie Konjunktiv II-Konstruktionen: „ich würde notieren die ganze öffentliche müdigkeit, die ich tagtäglich erlebe“ oder: „vermeiden würde ich in jedem fall das geräusch des mori towers, von dem aus man an klaren tagen den mount fuji sehen kann.“

Doch man darf sich von Röggla nicht täuschen lassen: Was dekomponiert wirkt, ist komponiert, ist Literatur, der das bloße Festhalten und Nacherzählen in einer unreflektierten und distanzlosen Ich-Perspektive zu wenig ist.

„erschöpfte straßen in erschöpften städten“: Die Megastadt Tokio als ausdifferenziertes und ausgereiztes System. Röggla und Grajewski sind gleichermaßen fasziniert von den aus europäischer Perspektive schwer wahrnehmbaren Ordnungen, nach denen die wuchernde und ausufernde Großstadt Tokio funktioniert.

Rezension von Peter Landerl, August 2009
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=7477

[ Info ] Röggla, Kathrin: tokio, rückwärtstagebuch. Mit Zeichnungen von Oliver Grajewski. (original language: Deutsch) Verlag für moderne Kunst Nürnberg, Edition starfruit, Nürnberg, 2009 . ISBN: 978-3-922895-20-6.


Dieses Buch ist ...

Genre: Comic
Sprachen (Buchtipp): Deutsch, Englisch


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