Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Familie Salzmann

Hackl, Erich

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[ Buchtipp von Incentives ]
Während die Literatur oft eine unausweichliche Vorherbestimmtheit des Individuums durch seine Familiengeschichte behauptet, hält sich Erich Hackl an wahre Begebenheiten, die tragisch genug sind, und die er mit den Mitteln des Schriftstellers ergänzt. Die Geschichte über die "Familie Salzmann" erzählt, wie der Tod Juliana Salzmanns 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück das Leben der nachfolgenden Generationen überschattet. Hackl legt damit einen weiteren literarischen Tatsachenbericht vor.
"Erzählungen aus unserer Mitte" lautet der Untertitel des Buches, und nimmt dabei auf die jüngste Generation der Familie Bezug, auf das antisemitische Mobbing, dem Hanno Salzmann in den 1990er Jahren als Kanzleikraft in der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse ausgesetzt war. Sein einziger "Fehler" war, einem Kollegen zu erzählen: "Meine Oma ist in einem KZ umgekommen."
Hackls Erzählungen beginnen mit dem Ende der Tragödie, um dann einen chronologischen Sprung zu machen. Die Geschichte von Hannos Grosseltern, Hugo und Juliana, sowie die seines Vaters stehen hierbei im Vordergrund: Hugo ist engagierter Kommunist, der die Gefahr, die von den Nationalsozialisten ausgeht, schon früh erkennt. Als Hitler an die Macht kommt, flieht die junge Familie von Deutschland nach Frankreich, wo sie nach entbehrungsreichen Jahren 1939 verhaftet wird.
Mittels Zeitdokumenten, etwa Briefen oder dem Gefangenschaftsbericht Hugos, rekonstruiert Hackl die Biografien der Salzmanns. Jene Episoden, die nicht belegt werden können, wie die Begegnung Julianas und Hugos, sind im Konjunktiv erzählt und schildern eine mögliche Variante der Wahrheit.
Sowohl der Großvater als auch Hannos Vater zerbrechen an den Folgen des Todes der Großmutter Juliana: Dem Großvater ist es unmöglich, eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen, und dieser leidet unter der Gefühlskälte des Vaters. Aber auch Hanno Salzmann ist nicht vor dem traurigen Familienschicksal gefeit: Die Rückstände des Nationalsozialismus zeigen sich an seinem Grazer Arbeitsplatz von ihrer dümmsten Seite.
Die Kunst Erich Hackls besteht nicht so sehr in der bereits oft gelesenen Beschreibung der postnazistischen Gesellschaft als in der Fähigkeit, eine tiefgründige Darstellung der emotionalen wie geschichtlichen Determinanten einer Familie zu schaffen.

Kurzrezension von Julia Zarbach, 27. Oktober 2010
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=8297

[ Info ] Hackl, Erich : Familie Salzmann. (original language: Deutsch) Diogenes Verlag, Zürich, 2010 . ISBN: 9783257067583.


Dieses Buch ist ...

Genre: Roman
Sprachen (Buchtipp): Englisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch, Ungarisch


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