Neue Literatur aus Österreich
Incentives - Neue Literatur aus Österreich
readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.
LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.
Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.
Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.
Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

Neue Literatur aus Österreich drucken
[ Buchtipp von Incentives ]
Peter Rosei hat – in äußerst komprimierter Form – einen Wiener Gesellschaftsroman geschrieben, der nur am Rande mit der Finanzbranche zu tun hat, aber dennoch auf Geld fokussiert. Denn die meisten der Figuren reden zwar nicht über Geld, sie haben es jedoch und möchten es mehren. Dieser Fraktion steht eine Gruppe von Aufsteigern gegenüber, die wiederum an der Seite derer, die schon Geld haben, unbedingt zu Geld kommen wollen.
Da ist der reiche 60-jährige Werber Georg Asamer, der allein mit seiner „ranzigen“ Haushälterin in einer Villa wohnt und seine Lebensleistung nur mit Mühe genießt, während der Tod ihn schon aus dem Spiegel angrinst. Er zieht sich den dreisten Andy Sykora als Nachfolger heran, ohne dass dieser es ihm durch Zuneigung danken würde. Ein anderer Reicher ist ein Schweizer Konzernerbe, der einst vor der Last des väterlichen Erbes - und nach einer plötzlich abgesagten Hochzeit - in die Südsee geflohen ist. Dort leitet er das Hotel, in dem Sykora samt Gattin, einer Sekretärin aus Asamers Werbeagentur, die Flitterwochen verbringt. Später, wieder in Europa, wird die junge Gattin Sykoras undramatisch in den „Besitz“ des Schweizers übergehen. Zugleich folgt der Roman den Spuren jener Dame aus reichem Hause, die den Schweizer Erben einst vor dem Altar stehen ließ. Diese Frau, die sich gern im Künstlermilieu tummelt, lässt sich wiederum mit einem jungen Broker ein, der als Kind böse geschlagen wurde und bei Pflegeeltern aufgewachsen ist.
Auf diese oder jene Weise – Sex, Gewinnstreben oder Zufall – sind die Personen in seltsamen Symbiosen miteinander verbunden. Gegen Schluss des Romans verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Spekulation, an der alle beteiligt sind, auf eine platzende Blase zusteuert. Getreu dem Gedanken, dass Geld immer etwas mit Abwesenheit (von etwas Wichtigerem) zu tun hat, bricht der Roman vor der erwartbaren Katastrophe plötzlich ab.
Über weite Strecken von einer wunderbaren, dem Leser geradezu physisch wohltuenden Sprache getragen, gelingt Peter Rosei ein psychologisch scharfsichtiger Roman über typisch österreichisch anmutende Milieus. Dabei steht die Substanz seiner Erzählung in absolutem Gegensatz zur Substanzlosigkeit seines Personals.
Kurzrezension von Judith Leister, September 2011
Originalbeitrag: http://www.literaturhaus./index.php?id=9134
[ Info ] Rosei, Peter: Geld!.
(original language: Deutsch)
Residenz,
Salzburg/St. Pölten, 2011
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ISBN: 978-3-7017-1571-8.
Dieses Buch ist ...
Genre: Roman
Sprachen (Buchtipp): Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch, Ungarisch