Allen Ginsberg CoverAllen Ginsberg: Gedichte


Allen Ginsberg (1926-1997) gehört zweifellos zu den bedeutendsten amerikanischen Dichtern des 20. Jahrhunderts. 1926 als Sohn galizischer Juden in Newark / N.Y. geboren, zählte er seit Mitte der vierziger Jahre zu den radikalsten Kritikern des offiziellen Amerikas. Mit seiner Dichtung und seinem politischen Engagement öffnete er einen kulturellen Raum, der sich entschieden gegen das Establishment, gegen gesellschaftliche Tabus, soziale Diskriminierung und Gewalt richtete. „Er beunruhigte mich“, schrieb William C. Williams im Vorwort zu „Howl“ (1956), Ginsbergs bekanntestem Werk, und charakterisierte so einfach wie treffend das rastlose, ewig suchende und sensible Wesen dieses großen Poeten. Am Ende seines Lebens wurde Ginsberg doch noch preiswürdig; die öffentliche Anerkennung, in Form nahezu aller wichtigen Literaturpreise der USA, ereilte ihn, den unbequemen Patrioten und steten Mahner und Warner, doch noch.

Die „Beat Generation“, die er mit den Freunden Jack Kerouac, Ken Kesey, John Clellon Holmes, Herbert Huncke, Peter Orlovsky, Lucien Carr und William S. Burroughs begründete, ist mittlerweile zum literarischen Klassiker avanciert und wird in großen Ausstellungen in die Reihe amerikanischer Mythen aufgenommen. Antiquiert und wirkungslos ist sie jedoch nicht geworden; so wie Kerouacs „On the road“ (1957) immer noch im Gepäck jedes Reiseschriftstellers liegt und Jazz & Lyrik-Abende lange Zeit deutsche Programmkneipen heimsuchten, so finden Ginsbergs direkte und offene Sprechakte heute ihre zeitgemäße Weiterführung bei Rap-Gesängen und Poetry-Slams.

1999 ist ein Auswahlband mit Gedichten Ginsbergs aus den Jahren 1947 bis 1997 erschienen, teils in erstmaliger, teils in neuer Übersetzung. Der Herausgeber Uwe Wittstock wollte nach eigenem Bekunden allen Facetten des Autors gerecht werden, „dem Buddhisten und dem Juden, dem Visionär und dem Zeitkritiker, dem Patrioten und dem Bürgerschreck, dem Prediger und dem Propagandisten der freien Liebe, dem enfant terrible und dem Umweltschützer, dem Drogenesser und dem gay activist, dem Pazifisten und dem PR-Manager seiner selbst.“ Entstanden ist ein schmaler, klug konzipierter Band mit den wichtigsten Gedichten, die die jeweiligen Arbeitsphasen des Dichtermaniacs Ginsberg bestens veranschaulichen.

In ihnen spiegelt sich die komplexe Gestalt Ginsbergs: Sucht und Sexualität, Freundschaft und (Liebes-)Sehnsucht, Klage und Mission, Neugier und Bewegung, Pathos und Mystik, Vision und Tradition. Formal verbindet er die Langzeilen eines William Blake mit den Bildern eines Shelley, die Reihungen eines Walt Whitman mit den Ausbrüchen des Bebop und dem Slang der Straße. Alltägliches Erleben verzahnt sich mit hymnischer Begeisterung, apokalyptische Phantasien und egozentrische Selbstentäußerungen gehen wilde, rückhaltlose Partnerschaften ein. Der Dichter als Seher, der Dichter als Spiritist, der Dichter als Klangkörper – je nach Schaffensperiode sind diese Gedichte Zeugnisse und Erfahrungsberichte der lebenslangen Selbst- und Realitätserforschung des Allen Ginsberg. Mal gibt er sich so kämpferisch wie als Führer der studentischen Opposition, dann wieder so melancholisch wie ein Saxophonist des von ihm geliebten Jazz.

Ginsberg ging stets an und über Grenzen, war Außenseiter und Abweichler. Aber er kämpfte für die Akzeptanz dieser Abweichungen, denn im Ausleben jeglicher Individualität sah er die einzige Chance zur Verbesserung gesellschaftlicher Wirklichkeit. Seine Experimente mit Yage in Chile und mit LSD bei Timothy Leary sind bekannt; „eine Orgie der Freundlichkeit“ wollte er damit vom Zaun brechen, Liebe und Katharsis zelebrieren. So schrieb er zum Beispiel im September 1960 in 30-stündiger, fast ununterbrochener Arbeit an „Kaddish“, einer Hommage an seine an Schizophrenie leidende Mutter. Davor hatte er sich entsprechend präpariert: mit Ray-Charles-Platten, der Lektüre von Percy B. Shelleys „Adonais“ (1821) und dem jüdischen „Kaddisch“, dazu Injektionen von Morphium und Methamphetamin. Dies alles inspirierte ihn zu einem bewegenden Klagelied, einer tief empfundenen Annäherung an Naomi Ginsberg.

Glück und Gefährdung hat Allen Ginsberg stets als gleichzeitig empfunden. Seine Gedichte sind gelebte Poesie, sentimental, intellektuell, narzistisch, radikal. Und unbedingt lesenswert.

Allen Ginsberg: Gedichte. Übersetzt von Heiner Bastian, Michael Kellner, Bernd Samland, Jürgen Schmidt, Peter Waterhouse, Carl Weissner. Ausgewählt von Uwe Wittstock und mit einem Essay von William C. Williams. Hanser Verlag, München 1999. 112 Seiten.

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Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.