Thomas Meinecke
Lieber Thomas, Du arbeitest als Autor, Musiker und DJ. Wo findest Du die praktische und wo die ästhetische Schnittmenge dieser Tätigkeiten?
Musik war immer Taktgeber für meine Orientierungen und Tätigkeiten in dieser Welt. Es geht nicht ohne sie. Sie ist mir ideelles und praktisches Vorbild (in ihrer narrativen, diskursiven Wendigkeit).
Als 1955 Geborener würde Deine musikalische Sozialisation eigentlich genau in die Zeit der späten Sechziger und frühen Siebziger hineinfallen. Stattdessen begeisterst Du Dich eher für „The Sound of Munich“, also den speziellen Georgio-Moroder-Disco der späten 70er. Woher kommt diese Affinität?
Ich hatte keine älteren Geschwister, die mir den als ich 12, 13 Jahre alt war aufgehenden Hippie-Kosmos noch hätten näherbringen können. (Dafür hatte ich mir mit 10, 11 von meinem Taschengeld die Singles der Beatles, Kinks, Rolling Stones, Troggs gekauft.) Anstatt der mir bis heute verhaßten maskulinen Rockismen der 70er Jahre anheimzufallen, flüchtete ich in den Jazz (mit 14), die Ernste Musik (mit 16) und wartete, durch einzelne künstlich-paradiesische Glanzlichter wie Roxy Music, Chic, Iggy Pop ermuntert, auf das, was kommen mußte. Und siehe: sowohl Punk (ich wurde 21, als er kam) als auch Disco erlösten uns von dem vorgeblich authentischen Quatsch der Rockmusik. Beide waren Plastik, verwiesen auf ihre Gemachtheit (und die ihrer Protagonisten). 1977 zog ich von Hamburg nach München und sah dort die Sparks im Umkreis des hier wirkenden Producers Giorgio Moroder in einem von Klaus Lemke und seiner Clique frequentierten Lokal namens Klappe stehen.
In Deinem ersten Buch, „The Church of John F. Kennedy” (1996) spielt die amerikanische Countrymusic eine wesentliche Rolle. Nun gibt es die neue Folkwelle aus Amerika, „Americana“. Wie gefällt Dir das? Verfolgst Du diese Entwicklung überhaupt?
Habe ich anfangs mit großem Interesse verfolgt, als sensationelle Combos wie Souled American klarstellten, daß Wurzeln auch Luftwurzeln sein konnten und Bluegrass auch harmolodisch (Ornette Coleman) umgesetzt werden konnte. Später wurden mir große Teile dieser Bewegung zu abgehangen in ihrer Ästhetik. Mit meiner eigenen Band stand ich um 1990 herum in einem ähnlichen Zusammenhang, den wir, bevor er Germanicana genannt werden konnte (wir jodelten damals, spielten Polkas und Walzer, nahmen das alles in den USA auf), 1995 in Richtung einer eher elektronischen Ästhetik wieder verließen. Aber bis heute kann ich Country & Western Music sehr genießen: Jimmie Rodgers, Bob Wills, Lefty Frizzell, Guy Clark... (Darf nur nicht zu rockig werden. Manchmal erhebt in diesem Americana Genre Bruce Springsteen sein häßliches Haupt.)
Was dreht sich aktuell auf Deinem Plattenteller?
Das Moritz von Oswald Trio, in dem Jazz und Elektronik abseits aller Wellness-Strategien zusammengehen.
Thomas Meinecke, geboren in Hamburg 1955, ab 1977 in München lebend, war er dort von 1978 bis 1986 Mitherausgeber und Redakteur der Avantgarde-Zeitschrift "Mode & Verzweiflung".
In den 80er Jahren erschienen in unregelmäßigen Abständen in der ZEIT Kolumnen von ihm, 1986 der Kurzgeschichten-Band "Mit der Kirche ums Dorf". Es folgten die Erzählung "Holz" (1988) und die Romane "The Church of John F. Kennedy" (1996), "Tomboy" (1998), "Hellblau" (2001), "Musik" (2004), die Erzählungen "Feldforschung" (2006) und der Roman "Jungfrau" (2008).
Thomas Meinecke ist außerdem Musiker in der 1980 von ihm mitgegründeten Band Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) und Radio-DJ in seiner Sendung "Zündfunk" (BR 2). 1994 zog er mit Frau und Tochter in ein oberbayrisches Dorf.
Beatlemania!

1. Auflage 2010, ca. 140 Seiten, mit über 100 Fotos, Dokumenten u. Faksimiles
ISBN: 978-3-7844-3221-2
19,95 EUR D / 20,60 EUR A / 34,50 CHF (UVP)
LangenMüller
Als sie noch live auftraten, wurden sie von ihren Fans in einem Maße verehrt, wie es keiner anderen Popgruppe je zuteil wurde. Der Kult um die vier Jungs aus Liverpool hält bis heute ununterbrochen an. Die Beatles haben die Musik revolutioniert und die Menschen begeistert. Die Beatles und ihre Fans – das ist ein seit damals andauerndes Liebesverhältnis, fast schon eine Weltanschauung. In diesem aufwändig und liebevoll gestalteten Album wird diese besondere Beziehung dokumentiert – mit vielen raren, zum Teil unveröffentlichten Fotos und Texten. Ein Buch von Fans für Fans.
Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.