Rock StoriesKeep on rockin´!

Bilder, die im Kopf entstehen, wenn das richtige Lied läuft. Momente und Geschichten aus einer Zeit, als man glaubte, mit einem Lied ließe sich die Welt retten oder zumindest ein Sommerabend. Erinnerungen, Geräusche und Songs aus einer Zeit, in der alles anfing mit Pop, Politik und Protest: Flashback für Nostalgiker und Aufklärung für Twentysomethings. Vor zwei Jahren erschienen die „Beat Stories“; mit einer Lese-, Hör- und Tanzparty und der Musik aus den 60ern und 70ern ziehen wir seitdem um die Häuser. Eine kleine Erfolgsgeschichte nimmt ihren Lauf.

Was ist geschehen? Seit einem verunglückten „Tour“-Start in der Leipziger Moritzbastei, wo ein ermatteter Moderator am Ende einer langen Büchernacht vergaß, Franz Dobler und mich anzukündigen und die Leute zu früh nach Hause schickte, werden Plakate geklebt, Einladungen ausgesprochen und alte Platten neu gehört. Bands gehen in Probenräume, ich kaufte mir eine Bahncard und wir – die Beiträger – fahren quer durch die Republik, um alte Veteranen und junge Freaks mit auf eine literarische und musikalische Zeitreise zu nehmen. Es ist grandios: In Lauf an der Pegnitz zum Beispiel lesen Matthias Politycki und Burkhard Spinnen vor sechshundert (!) Leuten, und in Heidelberg bringen Alex Capus und die Freddy Wonder Combo vierhundert Leute im Zirkuszelt zum Zucken. Dann mit Midlife Energy im Neuburger P. A. Gewölbe, großer Sound im Club Salinas in Weißenburg und im Roten Salon des Wiener Volkstheaters, wo sich Walter Famler und Gerhard Ruiss mit den Roaring Mopeds die Seele aus dem Leib rocken. Ehrwürdige Literaturhäuser und Museen bitten zur Party, der Konzertfotograf Helmut Ölschlegel zeigt im Bamberger Bootshaus seine Bilder von Jagger & Co., Pete York und Klaus Kreuzeder jammen im Rockmuseum auf dem Münchner Olympiaturm und selbst Bremens Altbürgermeister Hans Koschnick lässt es sich nicht nehmen, Hellmuth Opitz und Michael Wildenhain in der Zentralbibliothek persönlich zu begrüßen. Was ist da passiert zwischen Berlin, Basel und Hamburg? Was meint ein Schüler im Fürther Hardenberg-Gymnasium, als er nach der Lesung auf mich zukommt und sagt, er würde ja eigentlich nicht gerne lesen, aber dieses Buch interessiere ihn schon sehr. Oder wie schreibt eine Berliner Literaturkritikerin: „Warum übt die Musik der 60er auch heute noch eine derartige Faszination auf Musikbegeisterte aus? Warum kann auch ich, eine Generation später geboren, auf Knopfdruck Lieder von The Mamas & The Papas oder The Kinks anstimmen?“

Der leider kürzlich verstorbene Musikkritiker der „ZEIT“, Konrad Heidkamp, findet in unseren Texten „höchst unterhaltsame Bestätigungen alter Vorurteile und Einblicke in deutsche Wohn- und Klassenzimmer. Wer wissen will, warum Jugendliche in den sechziger und siebziger Jahren ihre Musik noch immer als Protest gegen kruppstahlerprobte Lehrer und Eltern und deren Negermusik-Kommentare empfanden, der darf hier fündig werden.“ In kleinen persönlichen Erinnerungsstücken, Feuilletons und Erzählungen lassen die Autoren der „Beat- und Rock Stories“ diese Zeit und ihre Musik wieder lebendig werden. Manche Geschichten mögen interessanter als andere sein. Doch sie alle zeugen von einem Lebensgefühl, wie es in dieser Form wohl nicht wiederkommen wird.

Man muss nicht unbedingt von Revival und Retro, Oldies und Yesterday sprechen, und man muss auch kein beinharter Fan sein, um diese Geschichten und die Musik, von der sie erzählen, zu mögen. Es geht in ihnen ja nicht nur um Jimi Hendrix und Kollegen, sondern vor allem um das Erleben von Jugend, also von erster Liebe, den Konfrontationen mit Eltern und Lehrern und ähnlichen Erfahrungen. Das hat sich bis heute nicht wesentlich verändert, nur läuft heute bei den Jugendlichen andere Musik im Kopfhörer. Doch manchmal sind es sogar noch die alten Scheiben, Vinyl ist schließlich auch wieder Kult. Die Verfügbarkeit von Musik ist heute unvergleichlich; vielleicht genießen auch deshalb die Bands von damals so große Verehrung, weil sie nicht so einfach zu haben waren. Dass damals auch handwerklich hohe Qualität im Spiel war, ist unbestritten. Dazu kommt die elektrisierende Kraft der Rockmusik, dieser Stoß in Bauch und Beine, die die Menschen bis heute in Bewegung hält.

Dass Autorinnen im ersten und im vorliegenden zweiten Band in der Minderheit sind, wie manche kritisch anmerken mögen, lässt sich leicht erklären. Frauen lieben Musik und tanzen gerne, aber sie sind äußerst selten daran interessiert, wer in der dritten Besetzungsphase einer Band am Schlagzeug saß. Sie sammeln auch weit weniger Platten, Fan-Sein ist einfach eine überwiegend männliche Domäne.

Wenn ein Kollege schreibt, dass in diesen Geschichten „so oft von Offenbarung, Initiation und magischen Momenten die Rede ist, dass der Eindruck entsteht, es handle sich um eine Schriftsammlung von unglaublicher Dimension“, mag man ihm nicht widersprechen. Doch seine Anmerkung, dass es dabei im Grunde doch nur „um etwas extrem Unspektakuläres, nämlich das jähe Eindringen populärer Musik in die Sphäre pickliger Jugend“ gehe, zielt am Phänomen vorbei. Man kann an den Geschichten manches vermissen, keine Frage, doch der Hintergrund an Erfahrungen, auf denen sie beruhen, ist so spektakulär wie jugendliche Empfindung nur sein kann und (manchmal) so sentimental, wie die Rückschau nach vielen Jahren sein darf. Was ist schlecht daran, ein paar Tränen zu verdrücken, wenn man an Lieder denkt, die in bestimmten Momenten des Lebens wichtig waren? Wohl nichts. Man könnte jetzt noch über ästhetische Avanciertheiten diskutieren, über Beat und Rock und Pop oder über die von Kollegen gern gestellte Frage, warum Punk in diesen beiden Sammlungen nicht vorkommt. Doch die Wahrheit ist viel einfacher als diese Fragen. Jenseits von Quoten und anderen Korrektheiten sind diese Geschichten, wie ein Journalist schreibt, „bunt und manchmal berührend, naiv und amüsant, sie zeigen, dass die Popkultur jedem gehört und dass wirklich jeder seine Geschichte mit ein paar Songs hat.“

Und nun also fünfzig neue Geschichten: „Rock Stories“ - anderer Titel, gleiches Konzept, dieselbe Zeit. Wieder gehen wir auf die Reise in die Konzerthallen, Plattenstudios, Diskotheken und Dorfkneipen dieser Zeit, landen aber auch in Jugendzimmern und Studentenbuden, auf Kellerpartys und auf den Wühltischen unserer Vergangenheit. Bevölkert von Klosterschülern und Deadheads, Fledermäusen und Blumenkindern, Mattenträgern und Zottelbären, Krautrockern, Tänzerinnen und – vielen Verliebten. Es läuft die Musik zum Erwachsenwerden, mal brachial zelebriert von den Königen des Hardrocks, mal schräg experimentell und dann wieder mit Flötentönen und Klaviermusik für den „moody blues“. Wir huldigen Gitarrenheros wie Jeff Beck und Rory Gallagher, Tastenvirtuosen wie Keith Emerson und Rick van der Linden, Shoutern wie Paul Rogers und John Fogerty, Schockern wie Alice Cooper und Angus Young, Folkies wie James Taylor, Richard Thompson und den einzigartigen Crosby, Stills, Nash & Young genauso wie den großen Rockladies Tina Turner, Inga Rumpf und Patti Smith.

In diesem Sinne, viel Vergnügen - and the beat goes on…

Beatlemania!
50 Jahre Beatles! Wir feiern mit einem sensationellen Bildband von Fans für Fans, mit Insider-Stories, fantastischen Fan-Fotos, Dokumenten und Faksimiles.

1. Auflage 2010, ca. 140 Seiten, mit über 100 Fotos, Dokumenten u. Faksimiles
ISBN: 978-3-7844-3221-2
19,95 EUR D / 20,60 EUR A / 34,50 CHF (UVP)
LangenMüller

Als sie noch live auftraten, wurden sie von ihren Fans in einem Maße verehrt, wie es keiner anderen Popgruppe je zuteil wurde. Der Kult um die vier Jungs aus Liverpool hält bis heute ununterbrochen an. Die Beatles haben die Musik revolutioniert und die Menschen begeistert. Die Beatles und ihre Fans – das ist ein seit damals andauerndes Liebesverhältnis, fast schon eine Weltanschauung. In diesem aufwändig und liebevoll gestalteten Album wird diese besondere Beziehung dokumentiert – mit vielen raren, zum Teil unveröffentlichten Fotos und Texten. Ein Buch von Fans für Fans.

Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.