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Ergebnisse der ZVAB Podiumsdiskussion

von zvab

Gutenbergs Aufbruch in eine neue Galaxie

Medien werden sich nie vollständig verdrängen, sondern sich vielmehr gegenseitig ergänzen und befruchten, so eine der Hauptthesen der ZVAB Podiumsdiskussion auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse. Bestes Beispiel hierfür sei das Hörbuch, über das viele Lesefaule doch zur Literatur geführt würden. So sprachen die Experten auch dem Internet eine unterstützende und beflügelnde Rolle zu, von der die Literaturbranche nur profitieren könne.

Dr. Rose Wagner (HTWK Leipzig) relativierte die Aussage Marshall Mc Luhans, der Mitte der 90er Jahre das Ende der Gutenberggalaxie prophezeite: “Luhans Prognose hat sich nur zum Teil bewahrheitet. Das Buch hat sich behauptet”, meinte Wagner in ihrer Einführung. Auch die Podiumsgäste zeigten sich optimistisch, was die Zukunft des Buches zu Zeiten von Web 2.0 angeht: Jens Redmer (Google Booksearch) sieht in den zunehmenden Interaktionsmöglichkeiten im Web 2.0 eine entscheidende Veränderung, die das Internet mit sich bringt: “Der Nutzer ist heutzutage aktiver, er erstellt Inhalte und verabschiedet sich von seiner Rolle als passiver Konsument”, fasst Redmer zusammen. “Der rasante technologische Fortschritt und die Tatsache, dass das Internet nicht nur die stärksten Zuwachsraten an Nutzern hat, sondern gleichzeitig das Medium mit der höchsten Kommerzialisierung ist, bietet der Buchbranche eine enorme Chance”, führte Redmer aus. Peter Zylla, als Vertreter des ZVAB, unterstütze die Ansicht, dass das Internet eine Mittlerrolle einnimmt und das Buch nicht verdrängt, sondern sogar aktiv bewerben kann: “Unternehmen wie das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) leben vom Internet. Und das alte, antiquarische Buch hat gerade über Plattformen wie zvab.com eine Wiederbelebung erfahren. Über das Internet gelangen rare oder vergriffene Bücher weltweit ins Bewusstsein und ins Buchregal der Menschen.” Bücher, so Zyllas These, würden niemals aussterben, da man niemals als Bett- oder Strandlektüre ein Ebook oder ähnliches zur Hand nehmen würde. Die Haptik spiele in der Literaturbranche eine zu entscheidende Rolle.

Dr. Sigurd Martin (Fischer Verlag) konnte diese Aussage nur unterstützen: “Eine Bibliothek möchte man nicht missen. Das Lesen auf einem elektronischen Gerät ist einfach nicht das Gleiche, wie die Lektüre in einem schönen Buch.” Dennoch, das Web 2.0 hole die Menschen aus ihrer Einsamkeit, die das Schmökern in Büchern mit sich bringe, heraus, so Martin weiter. Die Akteure tauschen sich untereinander aus und so werde Lesen zur Gemeinschaftsaktivität. “Plattformen wie Lovelybooks, Youtube und andere brechen die Passivität auf, die das Fernsehen jahrelang erzwungen hat.” Die Rolle der Autoren und Verlage bleibt jedoch aus seiner Sicht weiterhin die gleiche. Verlage weiten ihre Funktionen aus, blieben aber trotz der neuen Publikationsmöglichkeiten nicht ersetzbar für ‘professionelle’ Autoren – allein schon wegen der persönlichen Betreuung und der finanziellen Entlohnung, die das Web (noch nicht) leisten könne.

Beim Thema Buch-Digitalisierungen waren sich die Beteiligten in einem Punkt einig: Literatur, die als Informationsquelle genutzt wird – so wie Fachliteratur oder Lexika – wird durch Digitalisierungen im Netz allseits verfügbar, leicht durchsuchbar und vor allem schnell aktualisierbar, anders als in der Druckversion. Für die Wissensgesellschaft sei dies ein wichtiger Schritt nach vorn. Doch auch was belletristische Texte angeht sah Redmer große Vorteile für Autoren, Verlage und Leser: Durch Google Booksearch würden Bücher gefunden, die sonst möglicherweise nie gelesen würden. “Google Booksearch kurbelt den Verkauf von Büchern sogar an”, so Redmer, “da durch die Eingabe von Stichwörtern das zufällige Finden erst ermöglicht wird. Es ist vielmehr ein Online-Findeprogramm als ein Online-Leseprogramm.”

Für Literaturhäuser und Buchhandlungen sah Hanna Braselmann (Literaturhaus Leipzig) im Internet noch viel Potenzial: “Das Buch muss mit mehr Erlebnis verbunden werden. Bislang wird das Internet oftmals noch zu konventionell genutzt. Das muss sich ändern, um noch mehr Lust aufs Buch zu machen.”

23. March 2007

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4 Kommentare

  1. Gutenbergs Aufbruch in eine neue Galaxie - Lotrees Literaturblog - Leben & Schreiben & Lesen - Aktuelles aus der Welt der Bücher schrieb am March 30, 2007:

    […] Ergebnisse der ZVAB Podiumsdiskussion Dr. Sigurd Martin (Fischer Verlag): “Eine Bibliothek möchte man nicht missen. Das Lesen auf einem elektronischen Gerät ist einfach nicht das Gleiche, wie die Lektüre in einem schönen Buch.” Schreiben & Lesen […]

  2. Gutenbergs Aufbruch in eine neue Galaxie - Lotrees Literaturblog - Leben & Schreiben & Lesen - Aktuelles aus der Welt der Bücher schrieb am March 30, 2007:

    […] Ergebnisse der ZVAB Podiumsdiskussion Dr. Sigurd Martin (Fischer Verlag): “Eine Bibliothek möchte man nicht missen. Das Lesen auf einem elektronischen Gerät ist einfach nicht das Gleiche, wie die Lektüre in einem schönen Buch.” Schreiben & Lesen […]

  3. Gitte schrieb am June 15, 2007:

    Ich hab die Diskussion auf der Buchmesse auch gehört und fand das Ganze sehr spannend. Besonders, dass nun auch traditionell klassische Unternehmen wie Verlage im Web 2.0 angekommen sind. Das ist mit Lovelybooks schon ganz gut gelungen.

  4. Peter schrieb am April 25, 2012:

    Ja. ABER: Wenn es Mode wird, Bücher auch in digitalisierter Form anzubieten, so werden künftige Generationen, die nicht mehr in einer von Büchern dominierten Welt auwuchsen (und also vom “Laster” der Bibliophilie befreit sein werden), so denke ich, eher auf das ebook zurückgreifen, weil es in dieser Form einfach viel preiswerter (man denke etwa an den derzeitigen Zustand der Musikindustrie) ist als sein handfester Vetter. Wenn aber erst die meisten Bücher FÜR die digitale Nutzung geschrieben werden, so wird das auch Auswirkungen auf den Inhalt dieser Texte haben, die dann womöglich Formen annähmen, die sie gar nicht mehr druckbar sein ließen. Und wenn die meisten Bücher online vertrieben würden, so bräuchte man auch keine Verlage mehr… Ich bin mir also nicht so sicher; und das Argument, gedruckte Bücher seien eben einfach schöner als ebookreader, greift vielleicht noch für meine Generation (bin Jahrgang 1992), aber steht schon für die nächste oder übernächste in Frage. Für den Antiquariatsbuchhandel kann ich mir allerdings wirklich keine Bedrohung vorstellen, im Gegenteil eher einen Bedeutungszuwachs.


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