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Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher

Karl Gutzkow: bewegt, zensiert und streitbar. Ein literarisches Leben im 19. Jahrhundert

von tergast

In ärmlichen Verhältnissen, als Sohn eines Stallmeisters des Prinzen Friedrich Wilhelm Karl, wurde am 17. März 1811 in Berlin ein Mann geboren, der knapp 25 Jahre später eines der berüchtigsten Werke der Literatur des 19. Jahrhunderts schaffen sollte. So berüchtigt, dass es ihm sogar eine einmonatige Gefängnisstrafe einbrachte.
Der Roman, von der zeitgenössischen Kritik als „unsittlich und gotteslästerlich“ gebrandmarkt, hieß Wally, die Zweiflerin, sein Autor war Karl Gutzkow, der neben seiner Wally eine große Menge weiterer literarischer Werke schuf und für die jungdeutsche Literatur von nicht unerheblicher Bedeutung war.
Gutzkow etwa war es, der dafür sorgte, dass Georg Büchners Dantons Tod in der von Eduard Duller herausgegebenen Zeitschrift Phönix. Frühlings-Zeitung für Deutschland erscheinen konnte, für die Gutzkow das so genannte Literaturblatt erstellte. Büchner war zu jener Zeit durch einen intensiven Briefwechsel mit Gutzkow verbunden und empfand ihn als einen seiner ersten Förderer. (Weiterlesen …)

17. August 2007

Macbeth' 950. Todestag

von zvab

Heute vor 950 Jahrem fiel einer der – dank Shakespeare – berühmtesten Könige von Schottland auf dem Schlachtfeld. Als brutalen und dem Wahnsinn verfallenen Königsmörder hat sich der Name Macbeth ins Gedächtnis gebrannt. Doch Shakespear dichtete einiges zur Wahrheit über den Monarchen hinzu. Denn so skrupellos und wahnsinnig wie im gleichnamigen Drama geschildert war Macbeth geschichtlichen Überlieferungen zufolge ganz und gar nicht. Nachdem König Duncan I. geschlagen und Macbeth die Macht übernommen hatte, verbesserte sich die Lage Schottlands. Während seiner siebzehnjährigen Herrschaft kehrten Ruhe und Frieden im Land selbst durch Vereinigung der streitbaren Landesteile sowie mit den Nachbarländern ein. Und den Geschichtsschreibern zufolge lebten die Schotten sogar in relativem Wohlstand – was sicher nicht nur am sprichwörtlichen Geiz des Volkes lag. Die ganze Wahrheit über Macbeth und Shakespears Dramen finden Sie hier.

14. August 2007

Paul Nizon – Preis für einen Großstadtnomaden

von grabovszki

Der Schweizer Schriftsteller Paul Nizon erhält den mit 20.000 Euro dotierten Kranichsteiner Literaturpreis 2007. Damit ehrt der Deutsche Literaturfonds das Gesamtwerk des 1929 in Bern geborenen und seit vielen Jahren in Paris lebenden Autors.

Die Jury rühmte Nizons Werk als “eine dichterische Schule des Sehens, die dem Maler Vincent van Gogh die durchdringende Intensität ihrer Wahrnehmung verdankt und dem Schriftsteller Robert Walser das Erschaffen einer ganz aus der Sprache gewonnenen Wirklichkeit”. Der “Großstadtnomade Nizon” erkunde in seinen hochmusikalischen Texten die Fremde vor der eigenen Haustür und habe sich damit als einzigartige Stimme der deutschsprachigen Literatur etabliert. (Weiterlesen …)

13. August 2007

Joachim Ringelnatz – Frech und herzbetrunken

von bardola

Mit Joachim Ringelnatz kann man nicht früh genug beginnen. Schon für Kinder ab fünf Jahren bieten seine Gedichte viel Stoff zum Nachdenken und Lachen. Manchmal sind die Texte so erfrischend für den Nachwuchs, aber so grausam zum Alter, dass die beste Lösung für peinlich berührte Erzieher und noch nicht alphabetisierte Kinder eine Hör-CD ist.

 

Lieber Gott mit Christussohn,
Ach schenk mir doch ein Grammofon.
Ich bin ein ungezog’nes Kind,
Weil meine Eltern Säufer sind.
Verzeih mir, dass ich gähne.
Beschütze mich in aller Not,
Mach meine Eltern noch nicht tot
Und schenk der Oma Zähne.

 
(Weiterlesen …)

7. August 2007

Karl I.: Weltgeschichte auf dem Notizblock

von zvab

Der beschriebene Notizzettel Karls I. von Österreich befand sich in der Borso-Bibel, die bei der Reise der Kaisersfamilie ebenfalls in die Verbannung nach Madeira über verschlungene Wege in verschiedene Hände gelangte. Die lateinische Borso-Bibel, heute in der Biblioteca Estense Universitaria di Modena aufbewahrt (Cod. MS LAT 422 & 423),
gilt als ein Hauptwerk der italienischen Renaissance-Miniaturkunst und als das schönste (und teuerste) Buch der Welt. Im Auftrag von Borso d’Este, Herzog von Ferrara, entstand das zweibändige, prächtig illustrierte Werk zwischen 1455-1461. Der Prachtdruck wechselte in den folgenden Jahrhunderten oft den Besitzer und durchreiste mehrere Länder, bis er letztendlich das Überleben des in Nöten geratenen letzten Kaiserpaars von Österreich sichern sollte. Allein die Geschichte dieser letzten Odyssee ist es wert, den Artikel im ZVAB aufzurufen, da sich die Beschreibung wie ein Gesellschaftsroman des frühen 20. Jahrhunderts liest.

Im ZVAB finden sie diese Notiz hier.

7. August 2007

Esskultur

von konecny

„Wir saßen auf den strohgeflochtenen Stühlen im Esszimmer eines der köstlichen alten Landhäuser in der Umgebung von Paris.“

Gleich der erste Satz von Brechts Kurzgeschichte Esskultur machte mich glücklich. Boah! Jedes Dingwort so groß wie seine Information, jedes Wort in Reih und Glied. Wie Wortsoldaten! Vom Größten zum Kleinsten: Stühle, Esszimmer, Landhaus, Umgebung von Paris. Und ich hockte in der Umgebung von München! Genau gesagt in der S-Bahn! Nach einem Jahr Flüchtlingslager hatte man mich – den Tschechen – endlich unter die Deutschen gelassen..

Die S-Bahn rüttelte etwas. Schnell legte ich meine Hand auf den Topfdeckel neben mir. Immer wenn der Deckel hoch hüpfte, entwich aus dem Gulaschtopf eine dicke Knoblauchfahne. Die Nüstern der Fahrgäste blähten sich auf, ihre Nasenflügel flatterten auf der Suche nach der Duft-Quelle. Da! Sie sogen den Knoblauchduft tief ein und erschauerten vor Wonne. Danke Dir, Gott! Die Deutschen mögen Knoblauch!
(Weiterlesen …)

3. August 2007

Sigmund Freud rechnet ab

von zvab

Dass Sigmund Freud (1856-1939) nicht nur die Psychoanalyse begründet hat, sondern ein früher Gegner der “Geiz ist geil-Mentalität” war, demonstrieren nicht zuletzt seine Honorarnoten. Eine dieser seltenen Beweise freudianischer Geschäftstüchtigkeit ist über das ZVAB zu beziehen. Gleich mit zwei prominenten Namen darauf: Der Freuds und der seiner Patientin, Frau Suse Paret-Cassirer.
Aus der Artikelbeschreibung:

“Suzanne Aimee Cassirer verehel. Paret (1896-1963) war die Tochter des jüdischen Kunsthändlers und Verlegers Paul Cassirer aus dessen erster Ehe. Der Klientin wurde ein Stundensatz von 100 Schilling berechnet, was auf der Basis der Verbraucherpreise heute etwa EUR 250,- entsprechen würde; ein Professionist in der Wiener Metallindustrie kam damals auf einen Stundenlohn von etwa 1,35 Schilling. Freud rechtfertigte seine hohen Honorare mit dem Satz: “Eine Behandlung, die umsonst ist, ist umsonst.” – Honorarnoten Freuds sind von allergrößter Seltenheit.”

Die Notiz von Sigmund Freud finden Sie im ZVAB hier.

2. August 2007