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Auf der sexistischen Achterbahn – zu Henry Millers Wendekreis des Krebses

von konecny

Ich wohne in der Villa Borghese. Hier ist nirgendwo eine Spur von Schmutz; kein Stuhl, der nicht an seinem Platz steht. Wir sind hier ganz allein und wie Tote.

So schaurig dicht beginnt Henry Miller seinen Wendekreis des Krebses. Schon die ersten zwei Sätze eine ganze Geschichte. Ein Roman wie ein Bild von Picasso! Eher surrealistisch als kubistisch, doch mit allen Ecken und Kanten des Lebens. Ein freier Mann zeigt uns furchtlos seine – unsere – Dämonen. Das ganze evolutionäre Erbe eines Mannes vollendet als Literatur! Das Buch ist so gut, dass man es nach seinem Erscheinen im Jahr 1934 in Henry Millers Heimat, USA auch sofort verbieten musste. Obwohl George Bush Junior damals nicht mal als ein Spermium vorhanden war.

Vor dem 2. Weltkrieg erschien eine einzige Übersetzung des englischen Originals. Und hier tauche ich in der Geschichte auf. Das Buch ist 1938 in Prag auf Tschechisch erschienen. Mit einer nackten Dame auf dem Umschlag – Henri Matisse selbst skizziert. Klar wanderte der Wendekreis im Jahr 1948 – gleich nach dem kommunistischen Umsturz in der Tschechoslowakei – in den Giftschrank. Der Roman verschwand, als habe es ihn nie gegeben. Nur ich träumte weiter von dieser tschechischen Vorkriegsausgabe. Im westdeutschen Exil! Ich wollte sie mal in der Hand halten, sie nur angucken, den Umschlag von Matisse, nur kurz das Buch in meinem Sessel liebkosen… Das Buch wurde zu meinem Troja, zu meiner Blauen Mauritius – ich musste es finden! Doch wie? Wie sollte ich aus dem westdeutschen Exil heraus nach einem „verbotenen“ Buch in der sozialistischen Tschechoslowakei suchen? Noch Anfang 1989 konntest du dir am Eisernen Vorhang den Kopf blutig schlagen! Doch ein Jahr später surfte ich auf den sanften Wellen der samtenen Revolution bis nach Prag. Endlich! Das Graben konnte beginnen! Ich fand aber nichts, verdammt: gar nichts! Ich fragte, ich suchte, ich wühlte – keine Spur, null, nix. Hatte es diese Ausgabe wirklich gegeben? Oder war das Buch am Ende nur ein Mythos der tschechischen Freidenker, patriotisches Wunschdenken, eine Ente der Literaturgeschichte, die mir jetzt langsam davon flog? Und dann… Ich blättere in einem Katalog eines kleinen Auktionshauses in mährischem Olmütz – und da stand sie! Jesses! Die tschechische Vorkriegsausgabe des Wendekreises! Und sogar mit dem Originalumschlag von Matisse! Das Buch der Bücher! Dabei so mickrig grau in eine Katalog-Ecke gestellt, ohne Bild, ohne Beschreibung, ein hässliches Entlein zwischen den prächtigen Enten der tschechischen Avantgarde, eine uninteressante Auktionsnummer für ein paar hundert Kronen. Ich fuhr hin.

In Olmütz schien es zuerst auf ein richtiges Schnäppchen hinauszulaufen: Im Auktionshaus strahlten mich mit leuchtenden Augen nur ein paar Rentner an. Sicher freuten sie sich auf die Eisenbahnbücher im Katalog. Sie haben ja den Kampf gegen ihre Dämonen schon längst gewonnen. Wie üblich keine Frauen unter der Kundschaft! Frauen brauchen nun mal keine vollen Briefmarkenalben zum vollendeten Leben, Frauen lachen nur milde über die Jagd- und Sammlerwut des Mannes, Frauen kaufen sich Bücher zum Lesen, verdammt! Und nicht, um damit Regale voll zustopfen!

Auch die Auktionsräume sahen eher nach einem großen langweiligen Büro aus als nach einem zukünftigen Schlachtplatz. Die Versteigerung würde wohl ein leichtes Spiel werden. In ein paar Stunden würde ich mit meinem Henry Miller auf dem Beifahrersitz zurück nach München brettern. Etwas gelangweilt guckte ich von den miteinander tuschelnden Rentnern zu den Katalogseiten und wieder zurück und plötzlich: Eine grandiose Erscheinung in der Tür des kargen Auktionsraumes! Ein Weltwunder bei einer Buchauktion: Ein Weib! Und was für ein Weib! Eine Bein- und Busenbombe! Betörend wie Tollkirschenschnaps! Belladonna! Eine Dame aus einer Bar in Montmartre! Noch dazu bald barbusig! Echt! Die paar Fädchen ihres schwarzen Netzkleides würden den Kampf gegen das Fleisch gleich ganz verlieren. Oh, Gott! So war das damals? In Paris? Wein, Weiber, Bücher?.. Lebende Literatur? Gleich brummte mein Hirn einen Satz des Meisters selbst: O Tanja, wo ist jetzt deine warme Möse… Das war noch Ausdruck meiner Kultur, da ein literarisches Zitat von Henry Miller selbst, also aus dem Kanon! Doch gleich schleuste mich der Anblick der matriarchalischen Göttin von meiner Kultur durch den dunklen Tunnel in meine Natur. Tanja trug ihr Frauendasein unbekümmert zu Schau. Wie die Venus von Willendorf! Wäre ich ein Steinzeitjäger, hätte ich mich mit bloßen Händen auf ein Mammut gestürzt, mir seinen Stoßzahn gekrallt und sofort hinein geschnitzt: Hüften und Brüste, nur Hüften und Brüste, verdammt!

„Na, klar!“, rief meine Natur in meinem Hirn – der Naturbursche. „Hüften und Brüste! Das war damals die Kunst – so im Matriarchat. Ist die Frauenunterdrückung im Abendland nicht mit der Abschaffung der weiblichen Geschlechtsmerkmale im Leben und in der Kunst einhergegangen?“

„Hat er nicht recht?“, fragte sich meine Kultur verunsichert. Meine Kultur ist manchmal etwas zu moderat, statt einfach, „Schnauze!“, zu schreien.
„Und ob ich recht habe!“, kreischte meine Natur. „Ist wohl kein Zufall, dass die Frauenemanzipation ordentlich erst 68 losging – zusammen mit der sexuellen Revolution!“
„Schnauze!“, brüllte meine Kultur plötzlich. Das tut sie halt doch irgendwann – wenn ihr die Argumente ausgehen. „Glotz nicht so hin! Du Spanner! Du Sexist, du!.. Du reduzierst diese intelligente, gefühlvolle, geistig und sozial veranlagte Frau auf ihre…“
„Titten!“, kreischte meine Natur. „Super Titten, super Titten!“
„Du Barbare, du!“, schimpfte meine Kultur, doch gab sich auf einmal nahezu verträumt: „Siehst du nicht ihre geistige Schönheit? Mit dieser Frau könntest du sicher über Bücher reden, Mensch! Für sie Gedichte schreiben, ihr deine Schmetterlingssammlung zeigen… Eine Frau ist kein Sexobjekt, du Sauhund, du Dreckiger, du!..“
„Sexsubjekt!“, gröhlte meine Natur. „Super Titten, super Titten!..“
„Eine interessante Dame“, sagte meine Kultur, „eine Büchersammlerin!..“

„Jesses! Die trägt keinen BH unter dem Netz!“
„Was will sie wohl ersteigern? Ein Poesiealbum? Sicher etwas ganz Romantisches.“
„Ja, leck mich am Arsch! Das ist kein Stoff! Das sind die Nippel!“
Und plötzlich schaffte meine Kultur doch eine geradezu übermenschliche Tat: „Die Auktion beginnt!“, sagte sie, hob mich vom Stuhl und setzte mich nach vorne, links, auf einen freien Stuhl an der Wand des Auktionsraumes. Wenn meine Natur jetzt weiter glotzen möchte, müsste sie mich ganz nach hinten drehen. Das erlaubte ich ihr freilich nicht, das wäre zu auffällig. Ich seufzte und fing an, die Auktion zu verfolgen. Die Rentner fetzten sich schon um die Eisenbahnbücher. Noch acht Lose galt es auszuhalten, bis mein Henry an die Reihe kommen würde. Noch zwei Lose… gleich geht’s um die Wurst… plötzlich… eine Bewegung an der gegenüberliegenden Wand. Ich warf schnell einen Blick vom Auktionstisch rüber. Scheiße! Die nackerte Venus hat sich an die Wand direkt mir gegenüber gehockt.
„Schau!“, brüllte meine Natur. „Die Nippel gucken jetzt zwischen den Fädchen ganz raus!.. Fickeeeen!..“
„Maul halten! Verdammt!“
„Und jetzt versteigern wir die erste tschechische Ausgabe von Henry Millers Wendekreis des Krebses!“, rief der glatzköpfige Auktionator vom Auktionstisch!
Zum Glück habe ich meine Kultur. Ich schnappte mir meinen Blick vom Busen der Venus und warf ihn dem Buch zu, das jetzt der Auktionator hochhielt. Deswegen bin ich ja acht Stunden lang nach Olmütz gefahren. Nicht wegen Busen! Boah! Der Umschlag von Matisse. Ich hob meine Hand.

„Zweihundert Kronen zum Ersten!..“, sagte der Auktionator etwas gelangweilt, doch kullerte plötzlich zweimal die Augen durch. He? Wo guckt der so verblüfft hin? „Dreihundert Kronen!“, sagte er mit zittriger Stimme. „Dreihundert Kronen zum Ersten…“ Ich hob wieder meine Hand und drehte mich um!“ Das gibt’s doch nicht! Das krasse Weib haute ihre Hand so schnell hoch, dass ihr die Linke Brust fast aus dem schwarzen Netzkäfig schlüpfte. Wahrscheinlich ‘ne Linkshänderin. Ja, will sich das Weib meinen Henry Miller krallen, oder was?
„He?“, sagte meine Kultur.
„Geil!“, sagte meine Natur.
„Vierhundert Kronen!“, sagte der Auktionator rot wie ‘n Glas Grütze und riss seine Augen mit allen Kräften von der Nackerten, um zu einem anderen Bieter zu gucken. Wohl zu mir. Doch von mir kam nix, verflucht nix! Meine Hand rührte sich nicht. Ich glotzte nur!
„Starr nicht so krass ihre Brüste an!“, flüsterte meine Kultur. „Das fällt hier auf!“ Ich hob den Kopf von den teuflischen Brüsten und blickte der Frau ins Gesicht. Und! Oh, Mann, oh, Mann! Sie lächelte mich an! Jawohl! Mich! Ich blickte in ihre Augen und ertrank darin wie im Roten Meer: Bunte Korallen, Blumen und Goldfische um mich herum. Kurz tauchte ich wieder auf, nur kurz, aus der Ferne, von einer kleinen Insel irgendwo am Horizont wehte eine Brise ein paar Worte zu mir rüber: „Vierhundert Kronen zum Ersten, vierhundert Kronen zum Zweiten, vierhundert Kronen zum…“ Ich tauchte wieder ein.

So hatte ich den Kampf um Henry Miller verloren, bevor er überhaupt anfing. Dank meiner Kultur, verdammt noch mal! Manchmal ist sie echt bücherfeindlich!

Noch unterwegs nach München spulte sich der Film in meinem Hirn ab. Wahnsinn! Ihre Augen! Wie sie mich angelächelt hatte! Mich! Ja! Nur mich! Was machte sie wohl gerade? Hockte sie jetzt irgendwo mit meinem Henry Miller in ihrem wunderbaren Schoß und betörte sich am Wort des Meisters? „Nur eines interessiert mich wesentlich, nämlich all das aufzuzeichnen, was in Büchern weggelassen wird. Niemand macht, soweit ich sehen kann, Gebrauch von den in der Luft liegenden Elementen, die unserem Leben Richtung und Auftrieb verleihen.“

Das Auto ruckelte etwas auf der alten sozialistischen Betonautobahn Brünn-Prag. Gleich bin ich in Prag, in ein paar Stunden in München. Aus den Boxen sang Till Lindemann von Rammstein:

„Bewahret einander
Vor Herzleid
Denn kurz ist die Zeit
Die ihr beisammen seid“

Heute hat irgendwie alles gepasst!

19. September 2007

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16 Kommentare

  1. Hanns-Martin Wietek schrieb am September 20, 2007:

    Lieber Herr Konecny,
    eine wunderbare Geschichte um Henry Millers Wendekreis. So passend und stimmig!
    Und wenn sie denn auch noch wahr wäre!?
    Aber das ist letztlich unwichtig.
    Beste Grüße
    Ihr
    hmw

  2. Jaromir Konecny schrieb am September 20, 2007:

    Lieber Herr Wietek,
    vielen Dank für den Zuspruch! Der freut mich von einem solchen Literaturkenner, wie Sie einer sind, besonders.
    Dass es unwichtig ist, ob eine Geschichte wahr ist, haben Sie wohl recht. Ich denke, eine Geschichte ist “wahr”, wenn sie einmal geschrieben steht. Aber das Wesen einer Geschichte können wir sowieso nächste Woche zusammen bei einem Bierchen auszuloten suchen.
    Liebe Grüße
    Jaromir Konecny

  3. Jaromir Konecny schrieb am September 20, 2007:

    Tja, dass man alles bekommt, ist wohl in der Schöpfung nicht vorgesehen.
    Liebe Grüße
    Jaromir Konecny

  4. suomynona schrieb am September 22, 2007:

    Ne, zu schnell! Bei den Frauen vielleicht, beim Schreiben sicher!

  5. Jaromir Konecny schrieb am September 25, 2007:

    Lieber Anonymous,
    wahrscheinlich war ich zu forsch mit meiner Paraphrase eines Freud-Zitats über die Schöpfung. Ich bitte um Verzeihung! Trotzdem denke ich, dass der “Plan der Schöpfung” meiner Henry-Miller-Geschichte keine andere Pointe zuließ. Ich wollte am Ende einfach zeigen, dass wir mit unserer “Natur” ganz gut umgehen können – wie Menschen eben. Zumindest die meisten von uns – Männern. Ausserdem weiß ich jetzt langsam, dass man nicht so glücklich ist, wenn man alles bekommt.
    Liebe Grüße
    Jaromir Konecny

  6. Dirk schrieb am September 25, 2007:

    Hallo Jarmir,

    apropos Rammstein. Kennst du als Münchner dieses Video?

  7. Jaromir Konecny schrieb am September 26, 2007:

    Guten Morgen Dirk,

    ich finde das Video einfach genial geschnitten. Sehr lustig! Rammstein haben es sogar von Ihrer Webseite verlinkt und bewiesen somit wieder mal, dass sie Humor haben. Rammstein ist für mich eine Band, die ein Stück Normalität in die Beziehung zwischen Deutschland und der übrigen Welt gebracht hat. Wenn man sich die Rammstein-Konzerte im Ausland anschaut, und sieht, wie Tausende Japaner oder Franzosen deutsche Texte mitsingen, muss man sich einfach verbeugen vor so viel Kunst. Meine Helden waren schon immer die Clowns, große Clowns, wie Charlie Chaplin, Karl Valentin, Vlasta Burian, auch virtuelle Clowns wie Schwejk. Henry Miller zähle ich auch dazu! Mit Rammstein bekam Deutschland, das vom Ausland als etwas zu humorlos und streng angesehen wurde, endlich sein menschliches Gesicht zurück. Rammstein packen mit Lust und Humor all die Klischees und Vorurteile, die über die Deutschen im Ausland herrschen, und zerfetzen sie mit einem einzigen Konzert. Großartig! Mit Rammstein hat Deutschland endlich geniale internationale Clowns bekommen (in einem sehr positiven Sinn) – so wie sie andere Länder haben – und das ist gut so!
    Liebe Grüße
    Jaromir
    PS: In Deutschland trifft man immer noch Leute, die den Clown als etwas Albernes, Infantiles gar “Unwürdiges” betrachten. Ich denke, wir haben schon viel zu viel geweint und gejammert in dieser Welt. Wenn wir alle Clowns wären, hätten es mit uns die bigotten Kriegstreiber mit ihrem heiligen Bombenblödsinn viel schwerer. Und jetzt kann ich doch noch den Kreis schließen und diesen Kommentar mit einem Zitat des Meisters selbst beenden: “Obszön ist für mich die Atombombe!”, hat Herr Miller mal gesagt.

  8. Gernhardt Dorlamm schrieb am September 26, 2007:

    Dorlamm meint

    Dichter Dorlamm läßt nur äußerst selten
    andre Meinungen als seine gelten.

    Meinung, sagt er, kommt nun mal von mein,
    deine Meinung kann nicht meine sein.

    Meine Meinung – ja, das läßt sich hören!
    Deine Meinung könnte da nur stören.

    Und ihr andern schweigt! Du meine Güte!
    Eure Eurung steckt euch an die Hüte!

    Laßt uns schweigen, Freunde! Senkt das Banner!
    Dorlamm irrt. Doch formulieren kann er.

    © Robert Gernhardt, der bestimmt Rammstein auch schöön besch…. fand!
    Trilliarden Kampfesgrüße an die ambitionierten Literaturabblogger
    von einem, der nicht zum Claqueur für Etikettenschwindel taugt
    Euer Eurung
    Marcus Haucke aus Berlin

  9. Jaromir Konecny schrieb am September 27, 2007:

    Liebe Blog-Leser,

    der unerschrockene Kämpfer für die freie Meinungsäußerung, Herr Marcus Haucke/Dorlamm alias David Falstaff alias Soumynona (Anagramm von Anonymous), ist wieder da. Ich bringe hier einfach nur ein paar Beispiele für Herrn Hauckes freie Meinungsäußerung zu meiner Person und meinen Texten, die ich jetzt seinen Blog-Kommentaren entnommen habe:

    Marcus Haucke: „Lieber Dr. Jaromir“, „die Du uns unterschieben willst“, „Dein Text riecht auch etwas nach Anbiederung“, „Dein Balzverhalten um Publikum“, „Dein Text, mein lieber Dr. Jaromir, hat … nur etwas von der nervenden Ost-Schriftsteller-Betriebsamkeit gezeigt“, „Ich liebe die Kunst und die Literatur und habe mir ein paar Texte von Jaromir angetan und fand, damit hat dies nun wirklich gar nichts zu tun, mit Kunst und Literatur.“, „Mir war schon bewußt, daß Jaromir hier nur flottes Eingemachtes anbietet“, „Bei Dünnbier wollte uns Jaromir davon plaudern“, „Und das mir Jaromirs ‚erträgliche Leichtigkeit des Seins’ furchtbar fad ist“, „Ich weiß längst, daß die Jaromirs durch Kritik nicht besser werden“, „um Dich ein wenig aus dem dünnbierseligen Plaudertritt zu bringen“, „Deine flotte Schreibe ist mir zu geschwind, ich las Dich ziehen. … Gute Fahrt und hab Dich wohl Marcus“.

    Leider ist der Zug ohne Marcus Haucke abgefahren. Er kann ohne mich nun mal nicht leben. Gleich ging’s weiter mit seinen Kommentaren:

    „Die Beiträge von Dr. Jaromir sind von einer kaum erträglichen Seichtigkeit, diese Texte unter das Button ‚Brecht’ zu deponieren, ist ärgerlich. Es ist, als würde man mit Appetit in etwas Unwürdiges beißen.“, „Lieber Herr Jaromir Konecny, in der Tat habe ich mir fest vorgenommen, Ihre Beiträge zu umschiffen. Nur dies ‚Unwürdige’ wurde unter einem Bild von Brecht deponiert, … schon bin ich voll draufgetreten. Und wie es so ist, wenn man in etwas Unwürdiges getreten ist, fühlt man einen Ärger.“, „Ein Literatur-Animateur, dem die Literatur gleichgültig ist“, „Kann man seinen Bildschirm so einrichten, daß man diese Buttons nicht mehr dargestellt sieht?“

    Doch Herr Haucke kann dem „Buttons“ wirklich nicht widerstehen. In seinem vorletzten Kommentar (als Soumynona) zu meiner Henry-Miller-Geschichte witzelt Herr Haucke, dass ich bei Frauen vielleicht zu schnell sei, beim Schreiben sicher. In seinem letzten Kommentar beteiligt sich Herr Haucke an einer beginnenden Rammstein-Diskussion in seiner gewohnten Art, also ohne weitere Argumente: „Robert Gernhardt, der bestimmt Rammstein auch schöön besch…. fand!“ Hier muss ich anmerken, dass die vier Punkte in „besch….“ nicht der Ausdruck unserer Zensur sind – so schreibt Herr Haucke das Wort „beschissen“ selbst.

    Ich denke, Herr Haucke konnte sich hier im Blog oft genug frei über mich und zu mir äußern. Wohl zu oft! Auch im normalen Leben diskutiere ich nicht mit Leuten, die nicht diskutieren wollen oder können. So werde ich jetzt das ZVAB bitten, alle Kommentare von Herrn Marcus Haucke alias David Falstaff alias Soumynona alias weitere eventuell aufgetretene Decknamen von meinem Blog fernzuhalten.

    Liebe Grüße

    Jaromir Konecny

  10. Julia Schöpf schrieb am October 7, 2007:

    Hallo Jaromir!

    Herrn Hauckes “Schreib-Wut” habe ich auch bei deinen letzten Blogs schon bemerkt, und ich frage mich, warum dieser Mann mit solcher Willenskraft immer wieder Texte liest, von denen er im Voraus zu wissen scheint, dass sie ihn verärgern werden. Und was mich als Leser noch mehr interessiert: Warum kann er seine zynischen Ergüsse nicht für sich behalten?
    Naja, eigentlich wollte ich dir sagen, dass ich deine Geduld und Gutmütigkeit (?) bewundere. Ich hätte den Admin schon längst eingeschaltet. Hoffentlich kann man deine Blogs jetzt in Ruhe lesen, ungestört von den boshaften Kommentaren eines gelangweilten Kindes.

    Liebe Grüße, Julia.

  11. Jaromir Konecny schrieb am October 8, 2007:

    Hallo Julia,

    vielen Dank! Du hast vollkommen recht. Ich habe zuerst gedacht, soll sich der Herr doch austoben, aber irgendwann war’s doch genug. Das Leben ist zu schön und zu kurz, um es mit sinnlosen Diskussionen zu verplempern.

    Liebe Grüße

    Jaromir

  12. Alex schrieb am July 14, 2008:

    Hi Jaromir,
    ich finde Dich klasse. Du bist ein Jäger. Jagst
    Gefühle, Liebe, Echtes und armselige Laberköppe.
    Ich liebe Henry und auch Charles und freue mich immer, wenn ich Leute mit Geist, Liebe und Worten treffe…
    übrigens, das fand ich mehr als gut –

    Wäre ich ein Steinzeitjäger, hätte ich mich mit bloßen Händen auf ein Mammut gestürzt, mir seinen Stoßzahn gekrallt und sofort hinein geschnitzt: Hüften und Brüste, nur Hüften und Brüste, verdammt!

    Alex

  13. Jaromir Konecny schrieb am July 17, 2008:

    Hi Alex,

    vielen Dank! Für mich war Henry Miller eine Offenbarung, als ich Anfang Achtziger in den Westen kam. Die ersten Seiten von “Wendekreis des Krebses” gehören wohl zum Schönsten, was je geschrieben wurde. Es ist schwierig, einen anderen Schriftsteller zu finden, der Millers Humor gewachsen wäre. Erstaunlicherweise liegt er immer noch richtig damit, was er im Wendekreis schrieb: “Nur eines interessiert mich wesentlich, nämlich all das aufzuzeichnen, was in Büchern weggelassen wird. Niemand macht, soweit ich sehen kann, Gebrauch von den in der Luft liegenden Elementen, die unserem Leben Richtung und Auftrieb verleihen.”

    Großartigen Humor wie Henry Miller hatten wohl noch Raymond Chandler (im Original!), John Fante und Charles Bukowski. (Marquise de Sade sollte ich hier auch nicht vergessen.) Von Fante kann ich alles empfehlen. Bukowski hat einige geniale Kurzgeschichten geschrieben, in denen er uns ohne jede literarische Symbolik, nur durch Handlung und Dialoge, gnadenlos die Schrecken dieser Welt vor Augen führte. Erstaunlich, wie viele deutsche Schriftstellerkollegen, nachdem sie ihrer “literarischen Pubertät” entwachsen “seien”, Charles Bukowski als eine Jugendsünde abtaten und ihn wie eine heiße Kartoffel fallen ließen. Das passiert nun mal, wenn ein Schriftsteller ein paar Derbheiten fürchtet… na, ja was soll ich dazu noch sagen? Typisch und traurig für das deutsche Feuilleton, dass Bukowski hier immer noch nicht zum literarischen Kanon gehört und von etablierten Literaturleuten verpönnt wird. Und typisch und traurig, dass die deutschen Verlagslektoren und Rezensenten, als sie in den 90ern plötzlich auf die Suche nach “hipper” Kultliteratur aufbrachen, auf uns die Salon- und Popliteratur von oben eines Stuckrad-Barre u. a. losgelassen und ihre “Revolution” mit Wladimir Kaminer beschlossen haben. Mit der Was-mir-halt-heute-passierte-Literatur, die nicht allzuviel aufstört.

    Liebe Grüße

    Jaromir

  14. Frank Delventhal schrieb am May 24, 2011:

    Eine passende Begebenheit (Geschichte?) zu Miller, sie hat mich sehr fasziniert und ich musste lachen!

    Kultur und Lust muss kein Widerspruch sein … das sind nur gesellschaftliche Maßstäbe.

    Einen lieben Gruß
    Frank

  15. Jaromir Konecny schrieb am May 24, 2011:

    Hallo Frank,

    vielen Dank! Klar hast Du recht. Man sieht ja, wie unsere Vorurteile den Kultur-Natur-Dualismus prägen. Die meisten Facetten der Lust beim Menschen sind schön und menschlich, trotzdem schämen wir uns manchmal dafür. Wohl ist die Erzeugung der Scham ein Machtinstrument – das hat mal aber – glaube ich – jemand schon gesagt.

    Liebe Grüße

    Jaromir

  16. sirop schrieb am December 8, 2015:

    Und doch sind Freud’schen Zitate und Allusionen entweder zu viel oder zu wenig, denn:
    “Ich bringe Euch die Pest.”


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