Proust-Gewinnspiel
von zvab
Gewinnspiel anlässlich der Ausstellung
»Cher ami…« -Marcel Proust im Spiegel seiner Korrespondenz
Für alle Proust-Liebhaber oder die, die es noch werden wollen, haben wir nun noch ein besondere Aktion: Das ZVAB verlost eine bibliophile Ausgabe von Marcel Prousts großem Romanwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«. Außerdem gibt es drei ZVAB Gutscheine im Wert von je 30.- € zu gewinnen.
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»Cher ami…« – Marcel Proust im Spiegel seiner Korrespondenz
von zvab»Mon cher petit, es ist traurig, es zu sagen, aber wir sind fast die Einzigen […], die noch einen literarischen Geschmack haben.« (Marcel Proust an Lucien Daudet)

Brief von Marcel Proust an Reynaldo
Hahn mit persiflierender Zeichnung
© BPRS, Bibliotheca Proustiana
Reiner Speck
Marcel Proust war ein überaus eifriger Briefeschreiber. Über 5000 seiner Briefe sind erhalten und zum großen Teil publiziert. Dennoch finden sich immer wieder neue, bisher unveröffentlichte Briefe.
Die »Bibliotheca Proustiana Reiner Speck« beherbergt eine der wichtigsten privaten Sammlungen von Briefen, Manuskripten, Fotos und Büchern von Marcel Proust. Der Bestand an Briefen ist mittlerweile auf über 80 Originale angewachsen, viele von ihnen bisher unpubliziert und unübersetzt. Zum ersten Mal werden sie jetzt in einer großen Ausstellung im Literaturhaus München gezeigt, ergänzt um viele weitere Exponate von Marcel Proust und seinen Briefpartnern – Familie, Freunde, Kollegen, Kritiker. Aus ihnen entsteht ein Bild des großen Romanciers, das sein ganzes Leben und Wirken umspannt und durch seine Unmittelbarkeit besticht.
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Wladimir Galaktionowitsch Korolenko – der erste russische Menschenrechtler
von wietek30. March 2009Ich erinnere mich noch aus der Zeit, wo ich schon ein ziemlich bewusstes geistiges Leben führte, eines bezeichnenden Falls…
Vor das Kreisgericht war der Prozess zwischen einem reichen Gutsbesitzer, Grafen E., und seiner armen Verwandten, wenn ich nicht irre, der Witwe seines Bruders, gekommen. Der Graf war ein großer Herr mit mächtigen Konnexionen, Mitteln und Einflüssen, die er auch rührig ins Werk setzte. Die Witwe verfocht ihren Anspruch kraft des ,Armenrechts’, ohne Stempelgebühren zu zahlen.
Man prophezeite, dass sie verlieren würde, da der Rechtsfall immerhin verwickelt war, von des Grafen Seite aber ein kräftiger Druck auf das Gericht ausgeübt wurde. Vor der Entscheidung sprach der Herr Graf bei uns in eigener Person vor; seine wappengeschmückte Kutsche hielt zwei- oder dreimal vor unserem bescheidenen Häuschen, und sein langbeiniger Heiduck in Livree stelzte vor unserer windschiefen Treppe auf und ab. Die ersten beiden Male beobachtete der Graf eine majestätische und vorsichtige Haltung, und der Vater schob nur kühl und förmlich seine Tastversuche zurück. Beim dritten Besuch jedoch war der Herr wahrscheinlich mit einem direkten Anerbieten herausgerückt. Der Vater brauste plötzlich auf, warf dem hohen Herrn einen unparlamentarischen Ausdruck an den Kopf und klopfte dabei heftig mit dem Stock auf den Boden. Der Graf verließ Vaters Zimmer hochrot vor Wut, Drohungen murmelnd, und bestieg eilig wieder seine Kutsche.
Auch die Witwe war ein paarmal gekommen, wiewohl der Vater diese Besuche nicht sonderlich liebte. Das arme Weib setzte sich in seinen Trauergewändern, mit verweinten Augen, bedrückt und schüchtern zu meiner Mutter, erzählte ihr etwas und weinte. Die Ärmste glaubte, sie müsse dem Richter immer noch etwas auseinandersetzen. Wahrscheinlich waren es bloße Lappalien, denn der Vater winkte mit der bei ihm in solchen Fällen üblichen Redensart ab: ,Ach was! Belehre Kranker den Medikus! Alles wird gemacht, wie das Gesetz es vorschreibt.’
Der Prozess wurde zugunsten der Witwe entschieden, wobei alle Welt wusste, dass dies ausschließlich der Festigkeit meines Vaters zu danken war. Der Senat bestätigte diesmal die Entscheidung unerwartet schnell, und die armselige Witwe war plötzlich eine der reichsten Gutsbesitzerinnen des Kreises, wenn nicht gar des Gouvernements geworden.
Als sie wieder vor unserem Hause, diesmal in eigener Kalesche, erschien, war die frühere kümmerliche Bittstellerin kaum zu erkennen. Ihre Trauer war zu Ende, sie schien beinahe verjüngt und strahlte vor Glück. Der Vater nahm sie sehr freundlich mit jenem Wohlwollen auf, das wir Leuten gegenüber zu fühlen pflegen, die uns stark verpflichtet sind. Als sie aber ein Gespräch »unter vier Augen« erbeten hatte, trat sie bald aus Vaters Zimmer mit gerötetem Gesicht und verweinten Augen. Die gute Frau wusste, dass die Wendung in ihrem Schicksal gänzlich an der Festigkeit, man kann beinahe sagen an dem Heroismus dieses schlichten lahmen Mannes gehangen hatte. Und nun durfte sie ihm nicht einmal irgendwie ihre Erkenntlichkeit zeigen.
Sie war bekümmert, ja gekränkt. Am Tag darauf kam sie wieder, als mein Vater im Dienst, die Mutter aber zufällig fortgegangen war, und schleppte einen Haufen verschiedener Stoffe und Waren her, die sie auf allen Möbeln in unserem Wohnzimmer aufstapelte. Unter anderm rief sie mein Schwesterchen heran und gab ihm eine riesige herrlich gekleidete Puppe mit blauen Augen, die sich schlossen, wenn man die Puppe schlafen legte. Die Mutter kriegte keinen geringen Schreck, als sie der Bescherung ansichtig wurde. Als aber der Vater vom Dienst kam, brach in unserer kleinen Wohnung eines der heftigsten Gewitter los, deren ich mich entsinnen kann. Er erging sich in Schimpfworten über die Witwe, überhäufte die Mutter mit Vorwürfen und gab nicht eher Ruhe, bis ein Handwägelchen vor der Treppe erschien, auf das sämtliche Geschenke aufgeladen und zurückgeschickt wurden.
Dabei stellte sich jedoch eine unerwartete Schwierigkeit heraus: Als die Reihe an die Puppe kam, legte mein Schwesterchen entschiedenen Protest ein, und dieser Protest nahm so dramatische Formen an, dass Vater nach einigen Versuchen, wiewohl mit großer Unzufriedenheit, nachgab.
‚Durch euch bin ich also doch ein käuflicher Kerl geworden’, brummte er ärgerlich und verschwand in seinem Zimmer.
Solches Gebaren wurde damals allgemein für zwecklose Marotte angesehen.
„Eine kluge Frau hat Millionen Feinde – alle dummen Männer.“ Marie von Ebner-Eschenbach als poetische Vorbotin der Gleichberechtigung.
von tergast
Im Riesenreich des Kaisers Franz-Joseph wuchs sie nach ihrer Geburt1830 vorwiegend im mährischen Teil auf, verbrachte jedoch auch einen Teil der Kindheit im Zentrum der habsburgischen Monarchie, in Wien. Die frühen Jahre von Marie von Ebner-Eschenbach spielten sich zwischen zwei Sprachpolen ab: Französisch war die Sprache ihrer Familie, Tschechisch die von Amme, Kinderfrau und Gesinde, die für ihr Aufwachsen nicht ohne Bedeutung waren. Nachdem die Mutter kurz nach der Geburt gestorben war und Marie mit nur sieben Jahren auch die erste Stiefmutter verlor, war die Großmutter die zentrale Konstante im Leben des jungen Mädchens, das sich früh für Corneille begeisterte und infolgedessen die „größte Schriftstellerin“ werden wollte. Einer der ersten poetischen Gehversuche, eine „Ode à Napoléon“, findet vor dem 15 Jahre älteren Vetter Moritz Freiherr von Ebner-Eschenbach, der sie zufällig liest, keine Gnade. Vor allem die Anbiederung ans Französische stört in jener Zeit; er empfiehlt ihr: „Was deutsch du denkst, hab deutsch zu sagen auch den Mut!“
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Amok in der Schule: Morton Rhues „Ich knall euch ab!“
von bardola
„Wenn wir nichts daran ändern, wie wir andere innerhalb und außerhalb der Schule behandeln, wird es nur noch mehr – und schrecklichere – Tragödien geben“, schreibt Rhues fiktive Herausgeberin Denise Shipley, Journalistik-Studentin und Stiefschwester von Gary, dem tragischen Protagonisten, mit dessen Abschiedsbrief der Roman Ich knall euch ab! von Morton Rhue beginnt:
17. March 2009Ich hätte mich auch ganz still aus dem Staub machen können, aber das wäre ja noch sinnloser gewesen. Wenn ich so gehe und bei meinem Abgang die Leute mitnehme, die mir das Leben zur Hölle gemacht haben, dann kommt vielleicht eine Botschaft rüber. Vielleicht ändert sich dann etwas, und irgendwo wird irgendein anderer Junge, der so unglücklich ist wie ich, besser behandelt und findet vielleicht einen Grund weiterzuleben.
„Wenn früher zwei Menschen aufeinander geschossen haben, dann waren es ein Cowboy und ein Indianer…“
von bardolaEin Interview mit Morton Rhue zum Thema Gewalt an den Schulen
Das folgende Interview mit Morton Rhue fand am 15. März 2002, also über einen Monat vor dem Massaker von Erfurt statt. Der amerikanische Autor, der zwanzig Jahre nach seinem Bestseller Die Welle wieder ein brisantes Thema aufgegriffen hatte, hatte kurz vor unserem Gespräch eine Lesereise durch Deutschland beendet. Der Tenor an den deutschen Schulen lautete angesichts der von Rhue in Ich knall euch ab! beschriebenen Bluttat: „Zum Glück kann so etwas bei uns nicht geschehen, allein schon, weil es in den deutschen Haushalten nicht so viele Waffen gibt…“ Wenige Wochen nach den Ereignissen von Erfurt, nachdem die Realität das Vorstellungsvermögen aller überstiegen hat, wurde diese Haltung widerlegt. (Weiterlesen …)
17. March 2009Die Wahrheit im Blick und echten Geschichten auf der Spur
von litprom
In den letzten zehn Jahren hat die deutsche Buchlandschaft eine interessante Entwicklung durchlaufen. So konnten wir beobachten, wie das scheinbar generell gesteigerte Bedürfnis nach “echten” Geschichten und dem “wahrem Erlebten” befriedigt wurde und noch immer mit neuen spektakulären (Auto-)Biografien, Dokumentationen und Reportagen befriedigt wird. Vielerorts spricht man von einem Documentary Turn, ein Begriff, der die gesteigerte Produktion von autobiografischen Erzählungen, aber auch biografischen Narrationen dokumentiert. Natürlich wurden schon immer Geschichten solcher Art erzählt. Neu ist jedoch, dass heute vermehrt Geschichten von Afrikanerinnen erzählt werden, von Frauen, die oftmals viele tausend Kilometer reisen mussten, bevor sie die Grenzen Europas erreichten und glaubten, ihrem Traum von einem besseren Leben näher gekommen zu sein. Doch wie gestaltet sich dann dieses neue Leben in Europa? Während sich manche tatsächlich ihrem Ziel näher sehen, scheinen andere gerade erst den Eingang zur Hölle passiert zu haben. (Weiterlesen …)
11. March 2009Maastricht Antiquarian Book & Print Fair 2009
von zvabVom 19.-21.03.09 findet zum dritten Mal die Maastricht Antiquarian Book & Print Fair statt, eine Antiquariatsmesse mit besonderem Ambiente. Rund 30 namhafte Antiquare zeigen in der stimmungsvollen Sint Janskerk (XIV. Jahrhundert) drei Tage lang die schönsten Stücke aus ihren Sammlungen. Die Antiquarenmesse findet gleichzeitig zur TEFAF (The European Fine Art Foundation) statt. Maastricht wird dadurch für einige Tage zum Zentrum für ein großes, kunstinteressiertes und bibliophiles Publikum.
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Eine Frau mit Buch
von konecnyEine Frau mit Buch macht mich an. Wenn ich eine Frau mit Buch sehe, muss ich am Abend kein Bier trinken. Nach einer Frau mit Buch brauche ich keine anderen Drogen. Wegen einer Frau mit Buch streune ich wie ein Wahnsinniger durch Buchhandlungen, Buchmessen und Bibliotheken. Das Schlimmste für mich wäre wohl, wenn Männer wieder zu lesen anfangen und Frauen aus den Buchhandlungen verschwinden würden. Aus der U-Bahn ist eine Frau mit Buch bereits verschwunden. Leider nimmt dich eine Frau mit Buch gar nicht wahr – sie hat an ihrem Buch ja Ersatzbefriedigung genug. Damit mich eine Frau mit Buch wahrnimmt, bin ich Schriftsteller geworden. 20 Jahre lang hab ich mit diesem Scheißschreiben verbracht, bis mir klar wurde, dass für eine Frau mit Buch nur ein berühmter Schriftsteller von Interesse ist. Eine Frau mit Buch liest ja keine Bücher unbekannter Autoren, wie du einer bist. Eine Frau mit Buch nimmt nur das große Ding von Philip Roth oder John Irving oder Günter Grass in die Hand, und nicht dein Mickriges, an dem kein Bestsellerorden hängt, du Versager, du!..
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