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Haus und Haut, Dach und Decke

von bardola

Wie sah die erste Schutzhütte der Menschheitsgeschichte aus? Wieso konnte man vor langer Zeit Pyramiden und Türme, aber keine Hochhäuser bauen?

Dies sind zwei von vielen Fragen, die Susanna Partsch in Wie die Häuser in den Himmel wuchsen. Die Geschich- te des Bauens (1999) stellt und beantwortet. Dabei sind es nicht nur die Rahmenhandlung – ein moderner Robinson landet mit dem Fallschirm in einem einsamen Tal und wird nolens volens zum Architekten und Begleiter der Leser durch dieses Buch – oder der sachliche Erzählstil, die Kinder (ab etwa 11 Jahren) fesseln, sondern vor allem auch die immer praktisch veranlagte Neugier, mit der die Autorin ihre Fragen stellt, und die Klarheit und Anschaulichkeit, mit der sie ihre Antworten präsentiert.

Wie brennt man Ziegel? Was unterscheidet den Klinker vom normalen Backstein und warum heißt er so? Wie schafft man ein Klavier in ein schmales Haus? Warum ist der Turm von Pisa schief? Wie war das früher mit dem WC, mit dem Duschen und dem Baden? Was hält besser, Spann- oder Stahlbeton?

Technische Details und die Funktionen von Gebäuden werden mit Hilfe von knappen Definitionen, Tabellen, historischen Abbildungen, Zeichnungen und Fotos erläutert. Das großzügige Layout, das Zusammenspiel von Text und Bild, die Marginalspalten, die Bildlegenden und viele Querverweise treiben die Leser von einer Information zur nächsten. Am Ende wird klar – beispielsweise bei der Schilderung des Millennium Domes in London, auf dessen Dach ein Jumbo-Jet landen könnte –, dass die Menschen lange geübt haben, um die großen Bauvorhaben der Gegenwart verwirklichen zu können.


   Eine der zahlreichen Illus-
   trationen aus Partschs Buch

Susanna Partsch erzählt nicht chronologisch. Ihr großzügig und abwechslungsreich illustriertes Buch wechselt schnell zwischen verschiedenen Epochen und Themen hin und her, wodurch es nie langweilig wird. Partsch fächert die Kunst des Bauens vor dem Hintergrund der Konstruktions- und Funktionsgeschichte auf, vor jenem des Proportionsstudiums oder der Materialien auf: Holz, Leder, Lehm, Stein, Ziegel, Keramik, Marmor, Beton, Stahl, Glas… Dächer, Treppen oder Türme, Grundrisse und Modelle, Fundamente, Wände, Stützpfeiler – wie auf der Umschlagillustration schon angedeutet, kommt eins zum anderen. Vom Keller bis zum Dach, vom einzelnen Zimmer bis zur ganzen Stadt ist der Stoff gegliedert, so dass auch die Phantasie der Leser um einen Einsatz nicht herumkommt. Auf den Dachboden zum Beispiel, das Lieblingsversteck der Kinder, konzentrieren sich so viele Fachausdrücke wie auf keinen anderen Raum.

Doch nicht nur das Wissen, auch die Freude am Formen und Gestalten wächst, wenn man sich mit Susanna Partschs Baugeschichte beschäftigt. Der nächste Aufenthalt mit Kindern im Sandkasten oder am Sandstrand wird garantiert kreativer sein als der vor der Lektüre dieses Buches, das seinen Leser auf inspirierende Weise mit unterschiedlichen Baukulturen vertraut macht.

Von den ersten Rundhäusern und den indianischen Tipis bis zur modernen Stadtwohnung werden verschiedenste Behausungen durchleuchtet. Dabei schaut Partsch auch sprachlich genau hin: „Die Wörter Haus und Haut haben dieselbe Wurzel. Sie bedeuten: bedecken, umhüllen. Ebenso wie die Haut Mensch oder Tier umhüllt und ihnen Schutz bietet, tut das im weiteren Sinn auch das Haus.” Danach untersucht Partsch die Wörter Dach und Decke und kommt auf das lateinische Wort Toga, das seinerseits von tegere – bedecken – abgeleitet ist. Eine Ableitung von tegere ist tectum – das Dach, pars pro toto für das Haus.

13. April 2010

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