„Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muss es besitzen.“ – Friedrich Nietzsche
von zvabWelch abgedroschener Spruch, der diese Woche unseren Büro-Literaturkalender ziert. Und welch oft zitierte Aussage, wenn es darum geht, die eigene, ausufernde Bibliothek und die viel zu häufigen Buchzukäufe vor den verständnislosen Blicken von Familie und Freunden zu verteidigen. Unbequem wird es nur, wenn einer dieser Freunde Nietzsche beim Wort nimmt. „Kaufe und behalte jedes Buch, das du wirklich liebst… aber von den restlichen Büchern trennst du dich!“ Erwischt… Ich liebe Bücher, aber wie viele Titel im heimischen Bücherregal liegen mir wirklich am Herzen? Wie viele echte Perlen verstecken sich zwischen dem „Modeschmuck“ in Papierform? Und wann liebt man ein Buch? Wenn man es immer wieder zur Hand nimmt, einzelne Passagen oder das ganze Buch regelmäßig erneut liest, es zu einem Begleiter eines Lebensabschnitts wird? Oder darf man auch von Liebe sprechen, wenn das Buch während der Lektüre sehr gut unterhalten, überrascht und berührt hat, wenn man es aber aller Voraussicht nach nicht noch einmal lesen wird? Was ist mit verflossenen Lieben? Bücher, die zu einer vergangenen Lebensphase gehören, mit denen man aber aus heutiger Sicht nicht mehr viel anfangen kann. Nostalgische Liebe sozusagen – verdient nicht auch sie einen dauerhaften Platz im Regal? Vielleicht erwacht die Liebe zu einem Buch auch genau in dem Moment, in dem man sich von ihm trennen soll? Plötzlich gefällt der Nietzsche gar nicht mehr so sehr! Vielleicht muss man ihn aber auch nur geringfügig umdeuten: Ein Buch, das man liebt, darf man nicht verleihen, denn zu groß ist die Gefahr, dass man es dann nicht mehr besitzt…
17. May 20111 Kommentar
RSS-Feed für Kommentare dieses Beitrags.
Peach schrieb am May 22, 2011:
Dieser Satz ist nicht nur abgedroschen, sondern auch noch verwirrlich. Jemand der sich ein Buch ausleiht, besitzt es ja dann ebenfalls, aber er ist kein Eigentümer. Aber gut, dass sind Spitzfindigkeiten aus der Jurisprudenz, lassen wir das.