Trojanische Pferde des 20. Jahrhunderts – Eine Reise in die Welt der Tarnschriften
von ZVABWir kennen heute viele verschiedene Arten der Erinnerung an die Zeit zwischen 1933 und 1945: Filmaufnahmen, Prozessberichte, Aussagen der Zeugen und eine Vielzahl literarischer Berichte sowie Holocaustliteratur.
Eine besondere Form der Erinnerung sind “verkleidete Bücher”, sogenannte Tarnschriften. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass ein unauffälliges Titelblatt über einen brisanten Inhalt hinwegtäuschen soll. Das Ziel dieser Veröffentlichungen war es, Verbote, Zensur und somit die Beschlagnahmung durch die öffentlichen Behörden zu umgehen.
Die genaue Anzahl der auf diese Weise veröffentlichten Schriften ist nicht bekannt, jedoch gibt es detaillierte Aufzeichnungen in den Gestapo Archiven. Außerdem hat Heinz Gittig zu dem Thema eine Bibliografie der Tarnschriften 1933 bis 1945 herausgegeben, die in der neusten Auflage von 1996 bis zu 1022 dieser Publikationen verzeichnet.
Spannend ist nicht nur die Frage, wie viele und welche Schriften es tatsächlich zur Zeit des Nationalsozialismus gab, sondern ob die Definition der „Tarnschrift“ nur Texte aus diesem Zeitraum einschließt. Die Rote Armee Fraktion beispielsweise hat ebenfalls viele solcher Hefte gedruckt und verbreitet. Diese werden zwar heuzutage als Tarnschrift beworben und verkauft, weisen aber oft die typischen Merkmale nicht auf.
Ein Beispiel ist Die neue Straßenverkehrsordnung, die den Text Die Lücken der revolutionären Theorie schliessen – Die Rote Armee aufbauen! beinhaltet. Hier ist direkt sichtbar, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Heft zur Aufklärung handelt. Haben wir es hier auch noch mit einer Tarnschrift zu tun?
Im ZVAB-Special zum Thema finden Sie weitere interessante Tarnschriften.
7. January 2014