Immer unterwegs: Zum 81. Geburtstag von Cees Nooteboom
von ZVAB“Je mehr wir schauen, um so mehr wissen wir. Je mehr wir wissen, um so größer wird das Rätsel.”
Schon sein ganzes Leben lang befindet sich Cees Nooteboom auf Reisen. Heute feiert der niederländische Schriftsteller seinen 81. Geburtstag.
1933 in Den Haag geboren, verließ er bereits vorzeitig eine streng katholisch geleitete Klosterschule. Eine Zeit lang versuchte er sich als Bankangestellter, begann ab 1953 jedoch ausgedehnte Reisen nach Europa, oftmals als Tramper.
Als Journalist machte er das Unterwegssein zu seinem Beruf und war Zeuge vieler bedeutender geschichtlicher Ereignisse: des Ungarn-Aufstands (1956), des Parteitags der SED (1963), der Studentenunruhen in Paris (1968) und der Wiedervereinigung Deutschlands 1989.
Anfangs kannte man ihn in seiner Heimat vor allem durch seine tiefgründige Reiseliteratur. 1957 erhielt er für sein Erstlingswerk Philip und die anderen den Anne-Frank-Preis. Das Werk wurde in den niederländischen Schulkanon aufgenommen und machte seinen Autor einem breiteren Publikum bekannt. In Deutschland erlangte er jedoch erst durch sein Werk Die folgende Geschichte größere Aufmerksamkeit. Ausschlaggebend für den Verkaufserfolg war die begeisterte Besprechung von Marcel Reich-Ranicki mit dem Eingeständnis, dass er das Werk selbst nicht ganz verstanden habe.
Aber vielleicht muss man seine Romane auch nicht alle verstehen, sondern selbst über das Reisen, Lieben, Leben und das Erinnern sinieren. Die folgende Geschichte bietet daher sicher für jeden einen Anknüpfungspunkt und ganz eigenen Interpretationsansatz. Ob Reisen, Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung, Mythologie oder Tod – Cees Nooteboom versteht es verschiedene Sequenzen in sein Werk einfließen zu lassen, die scheinbar unzusammenhangslos nebeneinander stehen, das Werk jedoch auf jeden Fall zu einem der interessantesten und lesenswertesten der Moderne machen.
31. July 2014Skandalös: Frank Wedekind wird 150!
von ZVABHeute vor 150 Jahren, am 24. Juli 1864, ist der deutsche Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler Frank Wedekind geboren. In seinen Theaterstücken übte er deutliche Kritik an der Gesellschaft. Besonders als Dramatiker erlangte er große Bekanntheit und war einer der meistgespielten Autoren seiner Epoche. Seine Werke wurden oft als unmoralisch und verwerflich angesehen und daher beschlagnahmt.
Wedekind musste auf seinem Weg zur Schriftstellerei jedoch so manchen Umweg gehen. Seit 1884 studierte er deutsche und französische Literatur an der Universität Lausanne, wechselte jedoch auf Wunsch seines Vaters zum Jurastudium in München, was er schließlich abbrach. Daraufhin arbeitete er unter anderem als Journalist und Chef der Werbeabteilung bei Maggi, gefolgt von einer kurzen Tätigkeit als Zirkussekretär. 1888 begann er erneut ein Jurastudium in Zürich, das er nach dem Tode seines Vaters wiederum abbrach. Die finanzielle Unabhängigkeit, die ihm sein Erbe ermöglichte, erlaubte es ihm sich nun ganz seinem künstlerischen Schaffen zu widmen.
Nach Aufenthalten in München, Paris, der Schweiz, London und Berlin, kehrte er nach München zurück und begründete dort die Satirezeitschrift Simplicissimus mit. Ein satirisches Gedicht über Kaiser Wilhelm II. zwang ihn 1898 nach Paris zu fliehen. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1899 wurde er wegen Majestätsbeleidigung für sechs Monate inhaftiert.
In seinem Drama Frühlings Erwachen, wie auch in anderen seiner Stücke, schrieb Wedekind gegen die bürgerliche Scheinmoral und Prüderie an. Ebenso thematisiert er in seinem Werk die Tabuisierung sexueller Neugier und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Inakzeptanz, an der vor allem junge Menschen zerbrechen.
Heute ist Frühlings Erwachen in weiten Teilen Deutschlands und Österreichs zur Schullektüre geworden. Und trotzdem kam es im Jahr 2009 zu einem Skandal an einer Schule in Zürich, als die Mutter einer Schülerin den dort unterrichtenden Lehrer der Pädophilie und Weitergabe pornografischen Materials beschuldigte. Im Unterricht wurden die Texte Die Selbstmord-Schwestern von Jeffrey Eugenides und Wedekinds Frühlings Erwachen behandelt.
Aber auch viele andere große Werke der Literatur trugen bereits den Stempel “Skandalbuch”. In unserem ZVAB-Special haben wir für Sie eine kleine Auswahl an skandalösen Büchern zusammengestellt, angefangen von Schnitzlers Reigen bis hin zu dem 1991 erschienen Literatur-Schocker American Psycho von Bret Easton Ellis. Schauen Sie jetzt vorbei!
24. July 2014
Auf und davon!
von ZVABTrotz zunehmender Erschließung des Erdballs üben Reiseberichte nach wie vor eine große Faszination auf ihre Leser aus. Die Herausforderungen, Begebenheiten und Gefahren einer Reise, die Erfahrungen des Schreibenden ebenso wie die Sehnsüchte des Lesenden machen das Genre der Reiseliteratur aus und sorgen für ungebrochenes Interesse.
Aber nicht nur literarische Beschreibungen, sondern auch visuelle Reiseeindrücke, sind Formen das Erlebte festzuhalten. Noch bis zum 5. Oktober 2014 zeigt die Ausstellung “Reisen.Fotos von unterwegs” des Deutschen Literaturarchivs Marbach unzählige Fotografien von reisenden Schriftstellern aus einem Zeitraum von über 120 Jahren, u.a. von Hermann Hesse, Ernst Jünger, Siegfried Kracauer und W.G. Sebald.
In diesem Kontext haben wir vom ZVAB eine Auswahl an literarischen Reiseberichten ausgewählt, die Sie zusammen mit den Ausstellungsinformationen auf unserer Seite finden. Entdecken Sie neben Klassikern wie das Herz der Finsternis von Joseph Conrad und Hermann Hesses Meisterwerk Siddhartha, auch Reiseerlebnisse von Peter Handke und Ilja Trojanow!
Weitere Empfehlungen von ZVAB-Lesern:
Otto Julius Bierbaum: Eine empfindame Reise im Automobil von Berlin nach Sorrent und zurück an den Rhein
Viktor Sklovskij: Sentimentale Reise
Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802
Friedrich Schröger: Zu Fuß von Passau nach Jerusalem
Ryszard Kapuscinski: Meine Reisen mit Herodot
Welche literarischen Reiseberichte können Sie empfehlen?
16. July 2014
15 Gründe für Bücher aus Papier
von ZVAB
E-Book oder Papierbuch? Für viele ist das kein “Entweder-oder” mehr, sondern je nach Gelegenheit und Buch eine Frage der Vor- und Nachteile.
Wir haben uns Gedanken gemacht und 15 Gründe gefunden, die uneingeschränkt und allzeit für das Lieblingsstück jedes Bibliophilen sprechen:
1. Ein Buch muss nicht aufgeladen werden.
2. Seine physikalische Präsenz, Eselsohren, ein alter Zettel zwischen den Seiten, Anmerkungen zu denkwürdigen Stellen.
3. Der Überblick: Man spürt, wie viel man bereits von einem Buch gelesen hat.
4. Ein Buch macht sich besser im Regal, seine Bibliothek kann man nicht digitalisieren.
5. Bücher überstehen Sand, Meer und Eiscreme.
6. Mit Büchern verbindet man Erinnerungen.
7. Ein geliebtes Buch kann man an Freunde und geliebte Menschen weitergeben.
8. Bücher sind Kunstwerke: sie haben ein tolles Design, Illustrationen, besondere Einbände…
9. Das gekaufte Buch ist ganz deins und du kannst damit machen, was du willst: demonstrativ im Regal ausstellen, verkaufen, weitergeben, darin rumkritzeln oder es mit Eselsohren versehen.
10. Nichts auf der Welt kann alte Erstausgaben, antiquarische, vergriffene oder kunstvoll angefertigte Bücher ersetzen.
11. Einen Download zu verschenken ist manchmal doch recht unpersönlich.
12. Sich stundenlang alleine durch ein Menü klicken oder die gefüllten Bücherregale eines Bücherladens durchstöbern?
13. Bücher riechen gut.
14. Deine Bibliothek ist Ausdruck deines Wissens und deiner Interessen.
15. Solange es genug Leute gibt, denen das gedruckte Wort ebenso so viel Freude bereitet wie uns, wird das Papierbuch immer präsent sein!
Warum liebt Ihr Bücher aus Papier?
8. July 2014
Ausstellung islamischer Artefakte im Sharjah Expo Centre
von ZVABVom 28. Juni bis zum 31. Juli 2014 stellt das Sharjah Expo Centre bedeutende Artefakte der islamischen Kultur aus. Als einziger europäischer Aussteller präsentiert das ZVAB Partnerantiquariat Inlibris aus Wien einzigartige Stücke aus seiner Kollektion.
Als Höhepunkt der Ausstellung gelten Artefakte aus der Sammlung des Sultans bin Mohammed Al-Qasimi, Herrscher des Emirats Schardscha, sowie Beiträge aus der Kollektion des Crossroads of Civilizations Museums in Dubai.
Eines der interessantesten Objekte aus dem Bestand des Antiquariats Inlibris stellt die Sitara dar, ein Stofftuch, welches 1543 vom Sultan Süleyman, einem der mächtigsten und bedeutendsten Herrscher in der islamischen Geschichte, für die heilige Kaaba in Auftrag gegeben wurde. Es handelt sich um das älteste Exemplar seiner Art.
Des Weiteren verfügt das Antiquariat über eine interessante Auswahl an bedeutenden Manuskripten, Erstausgaben, Büchern und Illustrationen, die einen unterschiedlichen Blick auf die islamische Welt werfen und wichtige historische Zeugnisse bilden.
Eine ausführliche Beschreibung der Exponate findet sich auf der Webseite des Antiquariats Inlibris.
Sitara für die Kaaba, 1543 Mekka