Literarische Briefwechsel und innige Freundschaften
von ZVABAlle bedeutenden Autoren haben sie gern geschrieben: Briefe. Ob an geliebte Personen, Verleger, einen Freund oder einen Schriftstellerkollegen, Briefwechsel sind einzigartige Dokumente, die Aufschluss über das persönliche Leben, Ansichten, Wünsche und Zweifel eines Autors geben. Zudem sind sie ein Spiegel der Zeit und der Gesellschaft, in der der Autor gelebt hat. Wir haben eine Auswahl großartiger Schriftstellerfreundschaften zusammengetragen sowie einige der bekanntesten und schönsten Briefwechsel:
Schiller & Goethe
Das wohl legendärste Freundespaar unter den Schriftstellern sind sicherlich Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Bevor sie sich jedoch literarisch und geistig miteinander austauschten und fast täglich besuchten, waren sie Konkurrenten und sich nur wenig zugetan. Dies änderte sich erst im Juni 1794, als Schiller Goethe bat, an der Kulturzeitschrift Die Horen mitzuwirken, worauf Goethe einging. Trotz ihrer unterschiedlichen Anschauungen entwickelte sich ab diesem Zeitpunkt eine innige Freundschaft zwischen den beiden und ein umfangreicher Briefwechsel. Auf Schillers Tod reagierte Goethe mit großer Bestürzung und gab an durch den Verlust seines Freundes “die Hälfte seines Daseins verloren” zu haben.
Hemingway & Fitzgerald
Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald lernen sich 1925 in einer Pariser Bar kennen. Es entwickelt sich eine intensive, wenn auch kurze Freundschaft, die bis zum Tod Fitzgeralds im Jahr 1940 bestehen blieb. Die erste deutsche Übersetzung der brieflichen Korrespondenz der beiden außergewöhnlichen Autoren zeigt sie als Freunde wie auch gegenseitige Kritiker ihrer Werke.
Mann & Hesse
Ihr gemeinsamer Verleger S. Fischer machte Thomas Mann und Hermann Hesse im Frühjahr 1904 in München miteinander bekannt. Während Thomas Mann bereits Erfolge mit seinem Familienroman Buddenbrooks feierte, war Hermann Hesse noch relativ unbekannt. Trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten, war ihre Freundschaft durch großen Respekt für das Schaffen des jeweils anderen geprägt. Als Thomas Mann 1933 Deutschland wegen der Machtergreifung der Nationalsozialisten verließ, erinnert er sich mit Dankbarkeit an die Gespräche mit Hesse. Und auch Hesse fühlte sich durch die Beziehung zu Mann bereichert. In ihren Briefen schreiben sie über Politik, die Leiden Deutschlands und die Zukunft ihres Landes.
Flaubert & Turgenev
Ivan Turgenev, der lange Zeit in Deutschland wie auch Frankreich lebte, konnte einige bekannte Schriftsteller zu seinen Freunden zählen. Neben Gustave Flaubert, mit dem er bis zu dessen Tod 17 Jahre lange befreundet gewesen war, unterhielt er ebenfalls Beziehungen zu namhaften Autoren wie Prosper Mérimée, Berthold Auerbach, Paul Heyse, Gustav Freytag und Theodor Storm. Die gegenseitige Zuneigung von Turgenev und Flaubert zeigt sich in ihrem Briefwechsel von 1863-1880.
Auster & Coetzee
Nachdem sie sich 2008 in Australien kennen gelernt haben, schrieb J.M. Coetzee an Paul Auster und schlug ihm vor, einen gemeinsamen Briefwechsel zu führen. Die ausgelassene Korrespondenz dieser beiden scharfsinnigen Denker unserer Gegenwart erschien erstmals im Mai 2014 im Fischer Verlag – Von hier nach da: Briefe 2008-2011.
Weitere interessante Briefwechsel:
- Theodor Storm & Gottfried Keller
- Theodor W. Adorno & Siegfried Kracauer
- Albert Camus & Jean Grenier
- Max Frisch & Alfred Andersch
- Ingeborg Bachmann & Paul Celan
- Max Frisch & Friedrich Dürrenmatt
- Hermann Hesse & Stefan Zweig
- Thomas Mann & Theodor W. Adorno
Welche großartigen Schriftstellerkorrespondenzen könnt Ihr empfehlen?
12. August 2014