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Nichts zu verlieren : DBC Pierres „Jesus von Texas“
Der 15-jährige Vernon Gregory Little aus der fiktiven texanischen Kleinstadt Martirio (Nomen est omen: Die Stadt steht symbolisch für alle hinterwäldle- rischen Städte in Zentral-Texas, dem Land der Bush-Dynastie) – pubertie- render, ständig fluchender Ich-Erzähler, verklemmter Außenseiter an der High School, Muttersöhnchen und geborener Verlierer – fiel bislang immer aus der Rolle. Doch jetzt wird ihm von den Stadtbewohnern und den Medien eine Rolle auf den Leib geschneidert: die Rolle eines Täters. (Weiterlesen …)
Zurück zum Glück
Katherine Hannigans Roman mit dem langen Titel Ida B. … und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten erzählt in einer ungewöhnlich poetischen Prosa von Zufriedenheit, Krise und Glück.
Ich setzte mich auf die Veranda und schaute das Land und den Berg und die Bäume und die Sterne an, die, weiß Gott, nicht meine waren und es auch nie sein würden. Aber in einiger Hinsicht würden sie mir trotzdem immer gehören und es war völlig unmöglich mir vorzustellen, dass ich ihnen nicht gehörte. In Worten ausgesprochen ergibt das vielleicht keinen Sinn, aber an dem Abend ergab es für mich durchaus einen Sinn.
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Kafka am Strand
Leider erfährt die schwierige Zielgruppe 14+ nur selten, dass es Bücher gibt, die nicht bei MTV, in der Yam oder sonst einer Teeny-Zeitschrift und auch nicht in der Schule erwähnt werden, die nicht in den Jugendbuchabteilungen der Bibliotheken und Buchhandlungen stehen und die trotzdem ein perfektes Mittel gegen die gefährliche Lesefaulheit in der Pubertät sind. Die Hauptursache für diese „Unsichtbarkeit“ ist banal: Diese Bücher erscheinen nicht in Jugendbuchverlagen.
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Broken Hero
„Race Evarts versteckte seine neuesten Schuhe immer im alten Pumpenhaus. Er kam auf dem Heimweg vom Lauftraining daran vorbei; es lag ganz hinten an der Weide und war vom Haus der Smithons aus nicht zu sehen.“ So beginnt der Roman. Race versteckt viele Schuhe im Pumpenhaus. Vor allem teure, nagelneue Laufschuhe. Diebesbeute. Race klaut auch Klamotten. Er nimmt die Bestellungen seiner Freunde auf und erfüllt seinen Kumpels und Freundinnen ihre Wünsche. Frauenfüße sind ihm wichtig, nicht nur das adäquat schmückende Schuhwerk dazu, auch beim Liebesspiel. Manchmal bleibt es dem Leser überlassen, sich auszumalen, was sich Race bei seltsamen Ereignissen so denkt. Manchmal kommen später erklärende Puzzleteile hinzu. (Weiterlesen …)
Erzählt es euren Kindern

In Schweden war das Jugendbuch Erzählt es euren Kindern – Der Holocaust in Europa (ab 12 Jahre) das auflagenstärkste der gesamten 1990er-Jahre. Verfasst haben es der schwedische Historiker Stéphane Bruchfeld und sein lange schon in Stockholm lebender amerikanischer Kollege Paul Levine – im Auftrag der Schwedischen Regierung. Ein solche Initiative wäre auch in Deutschland fällig; die Literaturwissenschaftlerin Rachel Salamander äußert sich besorgt darüber, dass in den letzten Jahren immer weniger Bücher zum Thema Holocaust erscheinen. Aber dass eine deutsche Regierung Experten beauftragt, ein historisch wichtiges Jugendbuch zu schreiben, ist bislang leider undenkbar. (Weiterlesen …)
Ihr kennt mich nicht!

Im National Geographic hat John alles über den afrikanischen Stamm Lashasa Palulu gelesen, und nun müssen ihm die Palulus in brenzligen Situationen immer wieder den Weg weisen. Eingesperrt in einem Zimmer und bedroht von einem „Bulldozer von einem Mann“ erinnert sich John: „In den Annalen der Lashasa Palulu gibt es ein Ereignis, das beispielhaft für eine Rettung in letzter Sekunde steht.“
Die naturkundlichen Kenntnisse, die sich John ebenfalls angeeignet hat, helfen ihm, Gefahrensituationen richtig einzuschätzen. Als John bei seinem ersten Date mit Gloria Porter glücklich spazieren geht, ertönt plötzlich ein lautes Grollen. John ahnt, dass es vom eifersüchtigen Billy Banane stammt:
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Haus und Haut, Dach und Decke
Wie sah die erste Schutzhütte der Menschheitsgeschichte aus? Wieso konnte man vor langer Zeit Pyramiden und Türme, aber keine Hochhäuser bauen?

Die Autorin Susanna Partsch
(© Lorenz Kloska)
Dies sind zwei von vielen Fragen, die Susanna Partsch in Wie die Häuser in den Himmel wuchsen. Die Geschich- te des Bauens (1999) stellt und beantwortet. Dabei sind es nicht nur die Rahmenhandlung – ein moderner Robinson landet mit dem Fallschirm in einem einsamen Tal und wird nolens volens zum Architekten und Begleiter der Leser durch dieses Buch – oder der sachliche Erzählstil, die Kinder (ab etwa 11 Jahren) fesseln, sondern vor allem auch die immer praktisch veranlagte Neugier, mit der die Autorin ihre Fragen stellt, und die Klarheit und Anschaulichkeit, mit der sie ihre Antworten präsentiert. (Weiterlesen …)
Zurück zum Papier: Ollos Welt 2035

E-Book hin oder her, in Ollos Welt spielt das gute alte Papier die handfeste und greifbare Hauptrolle. Ollo ist ein zehnjähriger Junge mit John-Lennon-Brille, ein Forscher und Vielschreiber, ein EMGAP (Erfinder modernster Gerätschaften aus Papier), der sich im Jahr 2035 allerhand pfiffige Gedanken macht: über seine Schwestern Ariane 1 und Ariane 2, seinen rothaarigen Vater, der ebenfalls Erfinder ist, und seine blauhaarige Mutter, die Chefdesignerin. Ollo setzt sich für den Tierschutz ein, beschäftigt sich mit „Schikanemanagern“ und „Alleshörern“ und führt über seine skurrilen Entdeckungen und betörenden Erfahrungen ein öffentliches, intergalaktisches Tagebuch. Ob Ollos erstes Date oder die Geschichte von der Schildkröte Lotus-Elsa, die in seinen Rucksack pinkelt – über 52 Wochen hinweg wird alles mit Präzision und Humor aufgezeichnet.
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Brücken und Löcher – Silence and pleasure

Eineinhalb Jahre brauchte Louis Sachar, um Löcher zu schreiben. Und in all der Zeit wusste niemand etwas davon, nicht einmal seine Frau und seine Tochter. Sachar glaubt, dass das Schweigen beim Schreiben hilft – wie bei allem, wozu man sich selbst motivieren muss. Je mehr man über etwas rede, desto weniger nehme man in Angriff, so der Autor.
Wenn es also darum geht, seine Fähigkeiten zu forcieren, spricht Sachar wenig. Fast schon folgerichtig sind Bridge und Tennis seine wichtigsten und liebsten Hobbies. Über Bridge, das bekannteste Kartenspiel im englischsprachigen Raum, sagt man, es sei Schach mit Karten, nur komplizierter, und auch: Bridge is silence and pleasure – Stille und Vergnügen.
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Darren Shan: „,Ich lüge nicht', log ich“
„Und so trat ich in einen neuen, elenden Abschnitt meines Lebens ein – den Tod“, schreibt Darren Shan. Natürlich ist der Held nicht wirklich tot. Aber die Szene, in der ein feister Leichenbestatter vorsichtig Darrens Kopf hin und her bewegt und dabei seine gebrochenen Halswirbel zum Knacken bringt, jagt auch Erwachsenen einen Schauer über den Rücken. (Weiterlesen …)
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