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Elvis lebt

Im Fasching zeigt auch der katholischste Mitbürger gern seine wilde Seite – er klebt sich eine Pappnase ins Gesicht, lässt seinen Spirit statt mit Spiritualität mit Spirituosen fluten und ruft: „Ich verstehe Spaß – ich bin ein Narr!“ Zu diesen Zeiten meide ich die Stadt, da ich ein Menschenfreund bin und mir diese Lebenseinstellung auch bewahren möchte. Außerdem komme ich aus Mähren, dort hast du dich nicht verkleiden müssen, um zu saufen – in Mähren ist schon das morgendliche Aufstehen Grund zum Saufen genug.
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Ich möchte mit dir Sex haben
Manon ist eine Blume vom Land. Vielleicht aus der Provence, vielleicht von einem Meer mit einem Fisch darin, der jeden Fischer mit Geschichten über Manon vollquatscht, statt ihm seine drei Wünsche zu erfüllen! Diese Fischer suchen dann nach Manon, finden sie nicht, weil Manon nun mal wie jede kluge Frau nie dort ist, wo man sie sucht. Die Fischer sind so unglücklich darüber, dass sie Drogen nehmen müssen! Manon ist eine Wildblume – wenn du sie pflückst und in eine Vase auf einen Tisch zwischen Beton und Beton steckst, verwelkt sie. Zum Leben braucht Manon die Musik der weiten Wiese! Wenn am Abend die Singzikadenmännchen ihre Melodien zirpen, um Weibchen anzulocken, malt Manon diese Sehnsucht auf ihre bunten Blütenblätter, um sie in der Nacht für die Nachtfalter zu entfalten. Manons Bilderblütenbuch! Manon mag es, eine Nachtblume zu sein. Doch am schönsten blüht Manon an der Sonne auf. Manon ist eine Sonnenblume und eine Nachtblume! Manchmal freilich auch die Prinzessin aus Paris. Wenn ihr das Landleben auf den Geist geht. Mal so, und mal so!
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Die süße Tüte des Vergessens
„Mann!“, sagte Alfons. „Heute hat mich meine Alte wieder verdroschen!“ Die Wirtin stellte frische Pilsner Urquell vor uns. Die Pilsner trugen schöne weiße Mützen und luden unsere Nasen zum Schmusen ein.
„Warum wehrst du dich nicht?“, fragte ich.
„Das wäre nicht fair, meint meine Frau!“, sagte Alfons. „Ich sei stärker als sie, deswegen dürfe nur sie mich schlagen! Ich will nicht über mein Schicksal jammern, ein Philosoph kann erst im Leiden wachsen. Warum muss ich aber auch beim Biertrinken ständig dran denken, dass auf mich zu Hause eine Furie wartet, die mir das Denken austreiben will? Ich nehme doch Drogen, um zu vergessen, verdammt!“
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Tschechensport
Ich war schon zehn, aber noch nie hatte mir eine Frau so viel bedeutet wie Natascha! Leider lebten wir einige Tausend Kilometer voneinander entfernt. Ich in einem Städtchen in Mähren, Natascha in einem Dorf bei Leningrad. Ihre Adresse hatte mir unsere Russisch-Lehrerin gegeben, damit ich mit einer Genossin aus der Sowjetunion „ДРУЖБА“ – Freundschaft pflegte.
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Ich sammle Joghurtdeckel

Bild von: Svik
Wenn mein Aluminiumdeckelsammelplastikeimer voll ist, trage ich ihn zum Aluminiumsammelcontainer und schütte eine Handvoll Joghurtdeckel nach der anderen hinein. Ach! Ist das nicht schön? Jaromir – der Joghurtdeckeli-Umweltretter! Der Umweltsünderterminator! Der Aluminator! Leider kann ich gar nicht so viel Joghurt fressen, wie viel Umwelt ich retten möchte. Joghurt! Das klingt so nach… Frische! Wenn eine Firma Scheiße baut, kommt ein Joghurtdeckel drauf, und schon schmeckt Scheiße wie Frischfrucht. Frische Scheiße mit einem Joghurtdeckel mit Lasche und einem Bio-Siegel. Denn Scheiße ist auch ein Naturprodukt!
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Urbane Legenden
Die alten Erzähler begannen ihre Märchen mit dem Satz „Es war einmal…“. Die heutigen Ammenmärchen beginnen mit: „Ein Freund hat mir erzählt, dass ein Freund von ihm…“ oder „Dem Freund eines Freundes von mir ist folgendes passiert…“. High-Tech-gerecht wird in diesen modernen friend-of-a-friend-tales das Lebkuchenhaus durch die Mikrowelle ersetzt, die Handlung vom Land in die Stadt verlegt, und schon ist eine neue urbane Legende geboren. Zum Beispiel die nordamerikanische Sage über eine alte Frau, die ihre vom Regen nasse Katze immer in der Bratröhre ihres Elektroherds bei milder Hitze trocknete. Der Herd hatte irgendwann ausgedient und die Frau bekam eine Mikrowelle. Als sie die Katze zum Trocknen in die Mikrowelle steckte, explodierte die Katze. Die Frau verklagte den Mikrowellenherdhersteller auf Schadensersatz. Seitdem werden Mikrowellen in den USA mit dem Warnhinweis versehen, dass sie zum Trocknen von Haustieren nicht geeignet seien.
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Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben

Das Restaurant „Zur Erdachse“ im mährischen Schamberg ist eine Oase inmitten der Wüste der Wirtschaftskrise, ein aufgeschlagener Stammtischgedichtband, ein Traktat der Kneipenphilosophie – kurzum der Heilige Brunnen der Illusion!
„Lada ist reif für die Klapse!“, sagte Arnošt und nickte zu der hübschen Kellnerin Lada, die gerade Bier an die Durstenden verteilte. „Sie hat irgendeinen bescheuerten Workshop für angehende Geistheiler und Geistheilerinnen besucht – um politisch korrekt zu bleiben -, und jetzt will sie mir ständig einreden, dass ich krank bin und mich von ihr behandeln lassen muss.“ Arnošt unterbrach seine Tirade, da Lada unseren Tisch angesteuert hatte. „Das Pilsner Urquell schmeckt heute wie Gurkenwasser“, sagte er und reichte ihr sein halb geleertes Bierglas! Bring mir besser auch Radegast!“
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Der Mensch und die Wunder der Technik
Yogi ist erst mit zehn Jahren nach Neuperlach aus Kroatien zugezogen. In der Schule hat er nur das Kiffen gelernt und jede andere Bildung erfolgreich abgewehrt. Seine Wissenschaft- und Technikkenntnisse stammen aus Krieg der Sterne, Matrix und Terminator. Ich bewundere ihn für seine naive Art, nur manchmal geht er mir auf den Sack damit. So wie am letzten Samstagabend. Als Yogi und ich Bier trinken wollten. Zuerst stellte sich Yogi an einen Geldautomaten. Nach ihm wollte ich Geld abheben.
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Die schönen Seiten der Globalisierung

Foto: Reinhard Heßlöhl
Gott ist allmächtig und allwissend und somit wusste er, wozu der Mensch evolvieren würde: Zum globalisierten Vegetarier! Um das ökologische Gleichgewicht zwischen Pflanze und Tier, zwischen Beute und Jäger, auf Erden zu halten, hat sich Gott etwas ganz Ausgefallenes ausgedacht: Wurstsalat! Immer, wenn ich Vegetarier werden will, denke ich nur kurz daran, auf Wurstsalat verzichten zu müssen und bekomme Panik! Ein Wurstsalatschmaus ist das Körper-und-Geist-Erlebnis schlechthin – die Wurstwellness!
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Omas Hahn am Tag der Arbeit

Auch im Urlaub auf einem Dorf in Mähren musst du erfahren, dass wir längst unsere alte Welt für die neue, virtuelle ausgetauscht haben. „Unser dreijähriger Sohn Adam, das Stadtkind, flitzte aus dem Hühnerstall, hielt ein Ei hoch und brüllte: „Papa, die Eier macht man nicht in der Fabrik!“
„Nein!“, sagte ich. „Die werden von den Hennen gelegt!“
„Von der da?“, fragte Adam und zeigte auf den Hahn, der auf dem Misthaufen herumstolzierte.
„Nein! Das ist der Hahn! Der legt keine Eier!“
„Und was macht der Hahn?“, fragte Adam. Tja! Was macht eigentlich der Hahn? Ich ging in die Felder hinter den Häusern, kletterte auf einen Strohschober und dachte an die alten Zeiten im sozialistischen Mähren. Als noch allen Kindern auf der Welt klar war, wozu der Hahn gut sei.
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