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Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher

Kultbuch alternativen Lebens

von ZVAB

In der vormarxistischen Zeit war es in jedem Haushalt zu finden. Es wurde zum Klassiker und Kultbuch der Naturschutzbewegung sowie der 68er-Generation. Und auch Mahatma Gandhi mit seiner asketischen Lebensführung verwies auf jenes Werk. Kurzum, es ist eines der einflussreichsten Bücher der amerikanischen Literaturgeschichte.

Die Rede ist von dem Werk Walden des US-amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau. Bereits 1854 geschrieben, wurde es später für viele alternative Bewegungen zum Klassiker und zur Inspiration.

Im Stil von Tagebucheinträgen beschreibt Thoreau sein Leben am Walden-See in den einsamen Wäldern von Massachusetts, wo er sich 1845 in eine Blockhütte zurückzog. Mehr als zwei Jahre verbrachte er dort, um sich der industrialisierten Massengesellschaft zu entziehen und ein alternatives und ausgewogenes Leben zu führen.

Jedes Kapitel ist einem Aspekt des menschlichen Daseins gewidmet, wie z.B. der Ökonomie, Einsamkeit, dem Lesen oder Betrachtungen über die Natur. Mit seinem Werk steht Thoreau in der Tradition des Transzendentalismus, dessen Vertreter sich gegen materialistisches Denken und für ein freies, naturzugewandtes Leben aussprachen. Andere bekannte Vertreter dieser Richtung waren u.a. auch Nathaniel Hawthorne und Herman Melville.

Thoreaus Werk kann man sicherlich auf verschiedene Art und Weise sehen – als persönliches Statement, soziales Experiment, spirituelle Reise oder Kritik an der westlichen Gesellschaft. Aber es geht vor allem auch um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur, den Versuch eine alternative Lebensweise zu finden und sich der Bedeutung der Natur für den Menschen klar zu werden. Walden ist nicht einfach nur ein Werk eines Sonderlings, sondern mit all seinen teils philosophischen Betrachtungen ein beeindruckendes und erkenntnisreiches Buch, das sicher zum Nachdenken anregt.

5. August 2014

Skandalös: Frank Wedekind wird 150!

von ZVAB

Heute vor 150 Jahren, am 24. Juli 1864, ist der deutsche Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler Frank Wedekind geboren. In seinen Theaterstücken übte er deutliche Kritik an der Gesellschaft. Besonders als Dramatiker erlangte er große Bekanntheit und war einer der meistgespielten Autoren seiner Epoche. Seine Werke wurden oft als unmoralisch und verwerflich angesehen und daher beschlagnahmt.

Wedekind musste auf seinem Weg zur Schriftstellerei jedoch so manchen Umweg gehen. Seit 1884 studierte er deutsche und französische Literatur an der Universität Lausanne, wechselte jedoch auf Wunsch seines Vaters zum Jurastudium in München, was er schließlich abbrach. Daraufhin arbeitete er unter anderem als Journalist und Chef der Werbeabteilung bei Maggi, gefolgt von einer kurzen Tätigkeit als Zirkussekretär. 1888 begann er erneut ein Jurastudium in Zürich, das er nach dem Tode seines Vaters wiederum abbrach. Die finanzielle Unabhängigkeit, die ihm sein Erbe ermöglichte, erlaubte es ihm sich nun ganz seinem künstlerischen Schaffen zu widmen.

Nach Aufenthalten in München, Paris, der Schweiz, London und Berlin, kehrte er nach München zurück und begründete dort die Satirezeitschrift Simplicissimus mit. Ein satirisches Gedicht über Kaiser Wilhelm II. zwang ihn 1898 nach Paris zu fliehen. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1899 wurde er wegen Majestätsbeleidigung für sechs Monate inhaftiert.

Frühlings Erwachen

In seinem Drama Frühlings Erwachen, wie auch in anderen seiner Stücke, schrieb Wedekind gegen die bürgerliche Scheinmoral und Prüderie an. Ebenso thematisiert er in seinem Werk die Tabuisierung sexueller Neugier und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Inakzeptanz, an der vor allem junge Menschen zerbrechen.

Heute ist Frühlings Erwachen in weiten Teilen Deutschlands und Österreichs zur Schullektüre geworden. Und trotzdem kam es im Jahr 2009 zu einem Skandal an einer Schule in Zürich, als die Mutter einer Schülerin den dort unterrichtenden Lehrer der Pädophilie und Weitergabe pornografischen Materials beschuldigte. Im Unterricht wurden die Texte Die Selbstmord-Schwestern von Jeffrey Eugenides und Wedekinds Frühlings Erwachen behandelt.

Aber auch viele andere große Werke der Literatur trugen bereits den Stempel “Skandalbuch”. In unserem ZVAB-Special haben wir für Sie eine kleine Auswahl an skandalösen Büchern zusammengestellt, angefangen von Schnitzlers Reigen bis hin zu dem 1991 erschienen Literatur-Schocker American Psycho von Bret Easton Ellis. Schauen Sie jetzt vorbei!

 

24. July 2014

Auf und davon!

von ZVAB

Trotz zunehmender Erschließung des Erdballs üben Reiseberichte nach wie vor eine große Faszination auf ihre Leser aus. Die Herausforderungen, Begebenheiten und Gefahren einer Reise, die Erfahrungen des Schreibenden ebenso wie die Sehnsüchte des Lesenden machen das Genre der Reiseliteratur aus und sorgen für ungebrochenes Interesse.

Aber nicht nur literarische Beschreibungen, sondern auch visuelle Reiseeindrücke, sind Formen das Erlebte festzuhalten. Noch bis zum 5. Oktober 2014 zeigt die Ausstellung “Reisen.Fotos von unterwegs” des Deutschen Literaturarchivs Marbach unzählige Fotografien von reisenden Schriftstellern aus einem Zeitraum von über 120 Jahren, u.a. von Hermann Hesse, Ernst Jünger, Siegfried Kracauer und W.G. Sebald.

In diesem Kontext haben wir vom ZVAB eine Auswahl an literarischen Reiseberichten ausgewählt, die Sie zusammen mit den Ausstellungsinformationen auf unserer Seite finden. Entdecken Sie neben Klassikern wie das Herz der Finsternis von Joseph Conrad und Hermann Hesses Meisterwerk Siddhartha, auch Reiseerlebnisse von Peter Handke und Ilja Trojanow!

 

Weitere Empfehlungen von ZVAB-Lesern:

Otto Julius Bierbaum: Eine empfindame Reise im Automobil von Berlin nach Sorrent und zurück an den Rhein

Viktor Sklovskij: Sentimentale Reise

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Friedrich Schröger: Zu Fuß von Passau nach Jerusalem

Ryszard Kapuscinski: Meine Reisen mit Herodot

Welche literarischen Reiseberichte können Sie empfehlen?

 

16. July 2014

15 Gründe für Bücher aus Papier

von ZVAB

 

E-Book oder Papierbuch? Für viele ist das kein “Entweder-oder” mehr, sondern je nach Gelegenheit und Buch eine Frage der Vor- und Nachteile.

Wir haben uns Gedanken gemacht und 15 Gründe gefunden, die uneingeschränkt und allzeit für das Lieblingsstück jedes Bibliophilen sprechen:

1. Ein Buch muss nicht aufgeladen werden.

2. Seine physikalische Präsenz, Eselsohren, ein alter Zettel zwischen den Seiten, Anmerkungen zu denkwürdigen Stellen.

3. Der Überblick: Man spürt, wie viel man bereits von einem Buch gelesen hat.

4. Ein Buch macht sich besser im Regal, seine Bibliothek kann man nicht digitalisieren.

5. Bücher überstehen Sand, Meer und Eiscreme.

6. Mit Büchern verbindet man Erinnerungen.

7. Ein geliebtes Buch kann man an Freunde und geliebte Menschen weitergeben.

8. Bücher sind Kunstwerke: sie haben ein tolles Design, Illustrationen, besondere Einbände…

9. Das gekaufte Buch ist ganz deins und du kannst damit machen, was du willst: demonstrativ im Regal ausstellen, verkaufen, weitergeben, darin rumkritzeln oder es mit Eselsohren versehen.

10. Nichts auf der Welt kann alte Erstausgaben, antiquarische, vergriffene oder kunstvoll angefertigte Bücher ersetzen.

11. Einen Download zu verschenken ist manchmal doch recht unpersönlich.

12. Sich stundenlang alleine durch ein Menü klicken oder die gefüllten Bücherregale eines Bücherladens durchstöbern?

13. Bücher riechen gut.

14. Deine Bibliothek ist Ausdruck deines Wissens und deiner Interessen.

15. Solange es genug Leute gibt, denen das gedruckte Wort ebenso so viel Freude bereitet wie uns, wird das Papierbuch immer präsent sein!

 

Warum liebt Ihr Bücher aus Papier?

 

8. July 2014

Eine Weltmeisterschaft der etwas anderen Art

von ZVAB

Passend zur Fußball-WM in Brasilien hat sich der englischsprachige Verlag Penguin etwas ganz besonderes überlegt: den Penguin cup. Sechzehn große literarische Nationen kämpfen um die Vormachtstellung, darunter Deutschland, England, Frankreich, Argentinien, Australien, die USA, Brasilien, Kolumbien, Griechenland, Italien, Japan, die Niederlande, Nigeria, Portugal, Russland und Spanien.

Die Teamseiten sind so aufgebaut, dass zunächst eine kurze Einleitung zur literarischen Bedeutung der einzelnen Nation geliefert wird, indem bedeutende Namen und literarische Strömungen angeführt werden. Dem literarischen Überblick folgt ein kurzer Kommentar über herausragende Spieler bzw. den Star Player des Teams. Zum Schluss gibt es dann noch eine Buchempfehlung eines bekannten literarischen Werkes von einem der aufgeführten Schriftsteller.

Das ganze sieht für Deutschland dann folgendermaßen aus:

Star Player ist Frank Kafka, dessen Aufgabe es ist, die hoch komplizierte und unlogische Abwehr des Gegners alleine zu bewältigen. Friedrich Nietzsche wird als Pluspunkt für jedes Team angesehen, ungeachtet der Tatsache, dass er die eigenen individuellen Interessen über jene des Teams stellt. Karl Marx hingegen ist eine interessante Option für den linken Flügel.

Während man sich nun fragen kann, ob es sich bei H. Müller um Heiner oder Herta Müller handelt, da es im deutschen Team eine auffällige Unterbesetzung weiblicher Literatugrößen gibt, findet man in anderen Teams bedeutende Namen wie A. Christie, J. Austen oder S. de Beauvoir wieder.

Habt Ihr Lust bekommen auf mehr? Dann schaut auf der Seite des Verlags vorbei und entdeckt die ausgefallenen Teamaufstellungen einer Weltmeisterschaft der besonders literarischen Art.

Und zum Schluss nicht zu vergessen die Buchempfehlung von Penguin: Frank Kafkas Die Verwandlung.

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23. June 2014

Unsere neue Facebook-Gruppe!

von ZVAB

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Wie einige von Euch bereits erfreulicherweise feststellen konnten, haben wir eine neue Facebook-Gruppe ins Leben gerufen, die dem ein oder anderen verzweifelten Buchsuchenden mit Erinnerungsschwächen hoffentlich weiterhelfen kann. Wer auf der Suche nach einem Buch aus seiner Kindheit ist, aber unglücklicherweise den Titel vergessen hat, oder nach anderen interessanten Werken in der großen weiten Bücherwelt fahndet, der ist in unserer Gruppe genau richtig!

Die Idee zu dieser Gruppe kam uns, da sich in letzter Zeit immer mehr Hilfesuchende mit der Bitte ihre Gesuche über unsere ZVAB-Facebookseite zu posten an uns gewandt haben. Da es uns nicht mehr möglich war die Masse an Anfragen zu berücksichtigen, war die Gründung einer speziell dafür geeigneten Gruppe die passende Lösung.

Wir danken nochmals allen, die der Gruppe bereits beigetreten sind und schon eifrig suchen und/oder helfen! Hoffentlich werden es noch viele mehr! Das ein oder andere Buch wurde sogar schon erfolgreich identifiziert. Macht weiter so!

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6. June 2014

Genies mit Geistesstörung

von ZVAB
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L’ Uomo delinquente

Lev Tolstoj bezeichnete ihn als naiven und beschränkten alten Mann, seine Ansichten verurteilte er als unsinnig und absoluten Tiefpunkt des Denkens. Cesare Lombroso besuchte Tolstoj 1897 auf seinem Gut in Jasnaja Poljana, um an ihm eine seiner Theorien zu prüfen. Der Besuch endete im Streit.

Mit seinem 1876 erstmals veröffentlichten Werk L’Uomo delinquente (dt. Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung) widmete Lombroso sich dem Kernstück seiner Theorien und begründete damit den kriminalanthropologischen Diskurs. Seine Theorie vom „geborenen Verbrecher“ beeinflusste maßgeblich den Kriminaldiskurs des 19. Jahrhunderts, war jedoch von Anfang an umstritten. So teilte er nach jener Theorie die Verbrecher anhand körperlicher Merkmale in verschiedene Typen ein. Der Kriminelle erscheint als biologisch determiniert, der Möglichkeit beraubt, sein eigenes Schicksal zu wählen. Indem er die körperlichen Merkmalen von Affen, Wilden und primitiven Völkern mit jenen von Verbrechern verglich, glaubte er einen Beweis für ihre zivilisatorische Unterentwicklung gefunden zu haben.

1872 erscheint sein Genio e follia (dt. Genie und Irrsinn), in dem er die Position vertritt, dass Genie mit Wahnsinn gleichzusetzen sei und sich biologisch im Grunde nicht von der kriminellen Disposition unterscheide. Als Beispiele für „Genies mit Geistesstörung“ führt er Schriftsteller wie Dante, Tasso, Rousseau, Hölderlin oder Kleist an und stellt einen Bezug zu klinischen Fällen von Wahnsinn her.

Den 1897 in Moskau stattfindenden 12. Internationalen Medizinischen Kongress nahm Lombroso zum Anlass, jene Theorie über die pathologische Sichtbarkeit des Genies zu testen. Und dies an niemand geringerem als dem größten zeitgenössischen russischen Schriftsteller, Lev Tolstoj. Als Lombroso jedoch auf das Gut kam und Tolstoj von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand, fand er nichts körperlich Degeneratives an ihm.

Erst die heftige Diskussion mit Tolstoj änderte Lombrosos Meinung: Tolstoj verwarf Lombrosos Theorie als Unsinn und sprach sich deutlich gegen jede Form der Bestrafung von Verbrechern aus. Eine Ansicht, die wiederum auf wenig Verständnis bei Lombroso traf, sondern die für ihn nur eine Bestätigung dafür darstellte, dass Tolstojs Einstellung einem kranken Verstand entspringen müsse.

Einige Monate nach seinem Besuch überarbeitete Tolstoj sein Werk Auferstehung, von dem zuvor nur ein Entwurf existierte. Tolstoj bezieht sich darin ausdrücklich auf Lombrosos kriminalanthropologische Theorien und lehnt diese als unmoralisch und wenig hilfreich ab. Dem gegenüber setzt er das christliche Prinzip der Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit.

15. May 2014

Antiquariate in aller Welt?

von zvab

Betritt man ein Antiquariat, so macht man einen Schritt in eine andere Welt. Und so unterschiedlich diese Welt auch von Antiquariat zu Antiquariat sein mag: bleibt man im eigenen Land, sind doch viele Muster gleich. Da ist beispielsweise der Antiquar zu nennen, der trotz einer endlosen Flut von Büchern stets den Sammler sowie den Suchenden beraten kann. Ein weiteres zentrales Element sind die Bücherschätze, die er ohne Frage in seinem Ladengeschäft hütet und die nur auf Entdeckung warten. Dies mag auf den ersten Blick nach nichts Besonderem klingen, es sind schließlich, unserer Auffassung nach, die unverzichtbaren Ecksteine eines Antiquariats. Doch welche Erfahrungen macht man, wenn man über die Landesgrenzen hinausschaut und einen Blick in die dort heimischen Antiquariate wirft, ihren Antiquaren bei der Arbeit über die Schulter blickt? (Weiterlesen …)

20. September 2012

Ein Leser und seine Geschichte

von zvab
Beduinen im Negev

In unserer Interviewreihe mit ZVAB-Mitgliedsantiquariaten teilen unsere Händler regelmäßig ein Stück ihres Lebens im Antiquariat mit uns.
Unter der Rubrik “Ein Buch und seine Geschichte” stellen sie ein ganz besonderes Buchexemplar in einer lustigen, schönen oder überraschenden Anekdote in den Mittelpunkt.

Unser Antiquar des Monats August bat uns, anstattdessen die Geschichte eines Lesers erzählen zu dürfen, woraufhin die Rubrik kurzerhand umgetauft wurde in “Ein Leser und seine Geschichte”. Und die Geschichte lautet wie folgt (es erzählt Gottwalt Pankow vom Antiquariat Reinhold Pabel): (Weiterlesen …)

2. August 2012

Mein Beitrag zum Welttag des Buches 2012

von jennifer
Stolz und Vorurteil von Jane Austen

Als ich Anfang des Jahres von der Aktion “Lesefreunde” hörte, war ich sofort begeistert. 33.333 Lese-Fans sollten dabei jeweils 30 Bücher zum Weiterverschenken bekommen. An Menschen, die selten, oder gar nicht lesen. Kurz entschlossen habe ich mich angemeldet um auch zu einer Buchschenkerin zu werden. Unter 25 Titeln musste ich denjenigen auswählen, den ich verschenken wollte. Keine ganz einfache Aufgabe. Mit welchem Titel macht man am ehesten den Beschenkten eine Freude und regt sie dazu an, öfter zu lesen? Am Ende entschied ich mich für Stolz und Vorurteil von Jane Austen. Unter anderem deshalb, weil ich selbst das Buch gelesen habe und so wusste, was ich an andere Menschen verschenke. (Weiterlesen …)

20. April 2012

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