Der Mensch und die Wunder der Technik
von konecnyYogi ist erst mit zehn Jahren nach Neuperlach aus Kroatien zugezogen. In der Schule hat er nur das Kiffen gelernt und jede andere Bildung erfolgreich abgewehrt. Seine Wissenschaft- und Technikkenntnisse stammen aus Krieg der Sterne, Matrix und Terminator. Ich bewundere ihn für seine naive Art, nur manchmal geht er mir auf den Sack damit. So wie am letzten Samstagabend. Als Yogi und ich Bier trinken wollten. Zuerst stellte sich Yogi an einen Geldautomaten. Nach ihm wollte ich Geld abheben.
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Fjodor Michailowitsch Dostojewski – vom Saulus zum Paulus
von wietek
Das Straflager in Omsk
Am 24. Dezember 1849 trat Fjodor Michailo- witsch Dostojewski mit Ketten an den Beinen auf einem offenen Pferdeschlitten seine „Reise“ in die vierjährige Verbannung nach Sibirien an, in ein Zuchthaus und Straflager bei Omsk (Südwestsibirien). Sehr bedeutsam für sein Leben sollte auf dieser „Reise“ ein Treffen mit Natalja Fonwisina werden, eine der Dekabristenfrauen, die ihren Männern 1825 in die sibirische Verbannung gefolgt waren. Sie lebte in Tobolsk (etwa 600 km vor Omsk), besuchte mit anderen Dekabristenfrauen den Gefangenentransport und schenkte dem revolutionären Sozialisten Dostojewski bei dieser Gelegenheit das Neue Testament. Während der vier Jahre Straflager war dies das einzige Buch, das er lesen durfte; er sollte es für den Rest seines Lebens immer bei sich tragen und es sich noch auf dem Sterbebett geben lassen. (Weiterlesen …)
30. June 2009Jules Feiffer – Der Mann an der Decke
von lesartigeJimmy ist die Hauptperson in der Geschichte. Er findet, dass sein Vater ihn zu wenig beachtet und wünscht sich mehr Zuneigung und Anerkennung von ihm. Jimmy will Comiczeichner werden. Seine erste Figur ist „Indianer Jones“. Sein Vater wird eine Figur in diesem Comic. Jimmy hofft, dass sich sein Vater darüber freut. Doch als seine Schwester Lissi, den Comic dem Vater zeigt, regt sich der Vater sehr auf. Er ist beleidigt, weil er seine Figur hässlich findet. Da muss Jimmys Comic natürlich verschwinden.
Er erfindet eine neue Figur, Minimann. Diesen Comic zeigt er einem Jungen, Charly, dem „King“ der Schule. Er hofft, dass er, wenn Charly seine Comics gefallen, zu den Coolen an der Schule gehören darf. Charly mag Jimmys Comics, findet sie aber etwas langweilig. Ab jetzt liefert Charly Jimmy Ideen für die Comics.
Jimmy hat auch einen Onkel, Lester, der Musicals schreibt. Er hat keinen Erfolg damit, aber er gibt nie auf. Zu Jimmy sagt er einmal, als der traurig ist, weil er keine Hände zeichnen kann, er müsse 1000-fach versagen. Dann würde er es irgendwann können. Onkel Lesters neustes Musical scheint diesen Satz zu bestätigen, es wird ein Riesenerfolg. Doch am Broadway bekommt es nur schlechte Kritiken und wird abgesetzt. Da verliert Lester allen Mut.
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Martine Murray
von bardolaAls ich noch ganz klein war, legte ich mich oft aufs Sofa und breitete meine Haare aus, wie Dornröschen es getan hätte. Ich schloss die Augen und lächelte das Lächeln eines Engels, der zufällig auf einem Sofa eingeschlafen ist. Ich wartete mit meinen Dornröschenhaaren und meinem Engelslächeln darauf, dass Mum mich suchte. Aber sie suchte mich nie. Sie hat mich nie so gefunden.
Wenig später erklärt ihr Mum, wie man die Nadel auf die richtige Stelle der Schallplatte legt: „Du musst sie ganz vorsichtig absenken, Manon. Verstehst du, wie ein Schmetterling, der auf einem Blütenblatt landet.“ Der Roman Das feurrote Kleid von Martine Murray vibriert von der ersten bis zur letzten Seite vor Empfindsamkeit. Die Nadel hob und senkte sich über den Wellen, ohne dabei aus der Spur zu geraten, genau so, wie ich durch mein Leben gehen wollte.
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Helen Kim – Die Zeit des langen Regens
von lesartigeDie 11jährige Tschuni hat es nicht leicht, denn ihre Eltern stehen kurz vor einer Scheidung. Verzweifelt versucht sie herauszufinden, was vor sich geht, warum sich ihre Eltern streiten, was ihr Vater tut, was ihn abends zu spät nach Hause kommen lässt. Und als ob drei Schwestern und eine nörgelige Großmutter nicht schon genug wären, beschließt ihre Mutter, vorläufig noch einen Waisenjungen, Pjongsu, aufzunehmen. Das macht alles noch schwerer.
Das Buch ist ziemlich traurig, da alle zerstritten und wütend sind. Sie wissen nicht, wie sie mit ihrer Wut umgehen sollen und gehen gerade falsch mit ihr um.
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Die schönen Seiten der Globalisierung
von konecny
Foto: Reinhard Heßlöhl
Gott ist allmächtig und allwissend und somit wusste er, wozu der Mensch evolvieren würde: Zum globalisierten Vegetarier! Um das ökologische Gleichgewicht zwischen Pflanze und Tier, zwischen Beute und Jäger, auf Erden zu halten, hat sich Gott etwas ganz Ausgefallenes ausgedacht: Wurstsalat! Immer, wenn ich Vegetarier werden will, denke ich nur kurz daran, auf Wurstsalat verzichten zu müssen und bekomme Panik! Ein Wurstsalatschmaus ist das Körper-und-Geist-Erlebnis schlechthin – die Wurstwellness!
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Als ob man mit einer Wassermelone auf Ameisen zielte
von litprom
Etel Adnan
Vor 20 Jahren endete mit dem Abkommen von Taif der libanesische Bürgerkrieg. Die 1925 geborene libanesische Allroundkünstlerin Etel Adnan veröffentlichte mit Sitt Marie Rose einen der wichtigsten Romane über diese Epoche der libanesischen Geschichte. Seither hat Etel Adnan sich als bildende Künstlerin, Dichterin und Essayistin immer wieder mit der Frage beschäftigt, wie Kriegs- und Gewalterfahrungen die Individuen und die Beziehungen von Menschen prägen – zuletzt in dem Erzählband Im Herzen der Finsternis. Im Rahmen ihrer künstlerischen Arbeiten zu Krieg und Nachkriegszeiten setzte Etel Adnan sich auch intensiv mit dem deutschen Dramatiker Heiner Müller auseinander. Martina Sabra hat Etel Adnan nach ihrer Identität, ihrer Beziehung zur arabischen Welt und nach dem Umgang der Libanesen mit ihrer Vergangenheit gefragt.
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„der Poet ein Lumpensammler“ – Jörg Fauser, Wirklichkeitssucher im Rausch
von tergastDarf man in dieser Rubrik über jemanden schreiben, der gerade erst durch eine frisch abgeschlossene Werkausgabe geehrt worden ist? Ich denke, man darf, wenn es sich um einen Autor handelt, der trotz seiner überragenden Bedeutung für die deutsche Nachkriegsliteratur bis heute eher eine Sache für Eingeweihte geblieben ist und der wohl nie mit dem Bekanntheitsgrad deutscher Großschriftsteller wird konkurrieren können.
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Brief an Fjodor Michailowitsch Dostojewski
von wietekDostojewski … … Fjodor Michailowitsch! – почему? – warum? – … … … … – was soll man über Dich, Du größter aller Romanschreiber dieser Welt, noch schreiben, was noch nicht geschrieben wäre? Die Wissenschaft hat Deine Werke zerpflückt, zerfieselt bis ins letzte Komma – und alles Mögliche herausgefunden und hineingelegt – Richtiges und Falsches … … oft das, was sie finden wollte … … und oft genug hat sie nur irgendeinen Teil von Dir angeschaut … … seziert – Freud hat sogar Deine Psyche seziert! … … die einen fanden in Dir das … … die anderen das Gegenteil … … „was hat er dabei gedacht?“ – „was hat er damit sagen wollen?“ tönt es … … hat je jemand gefragt: „was hat er dabei gefühlt?“ … … Dass Du ein Spieler warst, dass Du Schulden hattest, wird erwähnt – mit Verständnis für Deine Gläubiger, die Dich gejagt haben – aber – t-t-t-t – so etwas tut man aber auch nicht, hast schon ein bisschen selber Schuld! …. Aber, was hast Du gefühlt, als Du wieder einmal sahst, dass sich Dein Geld wieder einmal – warum auch immer – in Rauch aufgelöst hatte? … … wie war es, zu schreiben mit dem unerbittlichen Abgabetermin im Nacken, um nicht zu verhungern? … … was fühltest Du, wenn Du wieder einmal Deine Liebe NICHT gefunden hattest? … … was fühltest Du, als Du merktest, dass Du spielen musstest, um Großes zu schreiben? – es gab die Zeit, erinnere Dich … … an den Tod Deiner Kinder will ich Dich lieber nicht erinnern, von Deiner Hinrichtung und den schlimmsten Jahren danach gar nicht sprechen … … Selbst große Geister verstummen einfach devot vor Deinem Werk – fast keiner fragt, wie’s Dir ging, als Du dies oder jenes schriebst.
Also, sprich! … WER WARST DU – heute, ich weiß, bist Du ein Gott – wer warst Du, Mensch?
Warst Du ein Genie? … oder … ein Psychopath? … ein Süchtiger? … ein Revolutionär? … ein Gottsucher? … oder warst Du vielleicht nicht doch einfach nur ein Mensch mit wachem Auge und der Gabe, die Brücke zum Leser zu finden – was, wie ich weiß, nicht wenig ist.
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Cecily von Ziegesar: Gossip Girl
von bardolaAn keiner anderen Gattung lassen sich Tradition und Veränderung im Buchmarkt besser erkennen als am Jugendbuch. Jung sollen sie sein: die Autoren, die Lektoren und die Übersetzer, um möglichst nah dran an der Zielgruppe 14+ zu sein. Und die ergrauten Kritiker? Sie wundern sich über TV-Serien, die auf Büchern basieren, aktuell über Gossip Girl auf ProSieben. Sie nehmen skeptisch das gleichnamige Buch in die Hand – „Soap!“, schreit aus von den Umschlagtexten –, klappen es auf und lesen das Motto: „‚I’m your Venus, I’m your fire. At your desire.’ Bananarama, Venus.” (Weiterlesen …)
11. May 2009