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Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher

Angela Nanetti: Mein Großvater war ein Kirschbaum

von bardola

In Italien gibt es seit Italo Calvinos Baron auf den Bäumen eine Tradition, existentielle Fragen in luftigen Höhen abzuhandeln.

Ich sah, dass Mama sich Sorgen machte.
„Tonino, bitte …“
„Ich steige nicht ab, weil sie den Baum absägen wollen“, wiederholte ich. Und je öfter ich es wiederholte, desto mehr spürte ich, dass es richtig war.
Also stiegen die Feuerwehrleute in ihr Auto und fuhren die Leiter aus. Einer kletterte daran hoch. Ich wartete, bis er sich meinem Ast genähert hatte. Als er sich streckte, rutschte ich auf einen anderen Ast. Ich hörte Großvaters Stimme: „Du musst denken, du wärst ein Vogel oder eine Katze, du musst daran denken, dass der Kirschbaum dein Freund ist.“
Und so kletterte ich rauf und runter und die Feuerwehrleute drehten ihre Leiter in alle Richtungen, aber sie erwischten mich nicht. Schließlich war ich ganz oben in der Baumkrone.

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28. July 2008

Clarice Lispector: Nahe dem wilden Herzen. Aus dem Regal hervorgeholt von Andreas M. Widmann

von litprom

Selten dürfte ein erster Roman ein ähnlich eigenständiger Auftakt zu einem literarischen Lebenswerk gewesen sein wie Nahe dem wilden Herzen. 1944, als das Buch erschien, war seine Autorin, Clarice Lispector (1925–1977), gerade 19 Jahre alt, geschrieben hatte sie es mit 17. Lispectors Debüt brach radikal mit dem traditionellen Realismus, der zu jener Zeit in der brasilianischen Literatur vorherrschte, und knüpfte stattdessen an die europäische Moderne an.
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21. July 2008

Wer ist hier der Schriftsteller, verdammt?

von konecny

Zur Feier des Erscheinens meiner Mährischen Rhapsodie in Tschechien traf ich einige tschechische Freunde in Ostrava in einem Biergarten. Dort lernte ich Pepino kennen, einen hochgeschossenen Langhaarigen. „Ich könnte nie Schriftsteller sein!“, sagte Pepino und nahm einen Schluck von seinem Pilsner Urquell. „Mir passieren nur krasse Sachen! Die kauft mir keiner ab! Aber das Leben ist eben unglaubwürdig, verdammt noch mal!“
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14. July 2008

Ein Job für Wittilda

von lesartige
Was Jugendliche über das Buch denken:

Leseeindrücke von Kiril Dimova (12 Jahre) Wittilda hat 47 Katzen und muss sie alle füttern. Deshalb braucht Wittilda einen Job. Zum Glück findet sie in Tante Barts Haar-Studio eine Arbeit. Leider wird sie sofort wieder entlassen, weil sie einer Dame, eine Frisur wie ein Spinnennetz macht. Sie findet einen Job bei Dingaling Pizza und kommt am Abend mit Katze Nr. 48 und Pizza für alle nach Hause.
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7. July 2008

Formenstrenge und Sprachmacht: Oskar Loerke als lyrisches Vorbild

von tergast

Der Himmel fließt in steinernen Kanälen;
Denn zu Kanälen steilrecht ausgehauen
Sind alle Straßen, voll vom Himmelblauen.
Und Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen

Im Wasser. Schwarze Essendämpfe schwelen
Und sind wie Wasserpflanzen anzuschauen.
Die Leben, die sich ganz am Grunde stauen,
Beginnen sacht vom Himmel zu erzählen,

Gemengt, entwirrt nach blauen Melodien.
Wie eines Wassers Bodensatz und Tand
Regt sie des Wassers Wille und Verstand

Im Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen.
Die Menschen sind wie grober bunter Sand
Im linden Spiel der großen Wellenhand.

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30. June 2008

Alexander Issajewitsch Solschenizyn: „Nicht nach der Lüge leben“

von wietek

Um Alexander Issajewitsch Solschenizyn, den heldenhaften Autor von Archipel GULAG, ist es still geworden. Er wird Ende dieses Jahres neunzig Jahre alt. Er war und ist einer der ganz großen Schriftsteller unserer Zeit. Und nicht sein hohes Alter ist der Grund, weshalb man nur noch wenig von ihm spricht.
Als Solschenizyn aus der Sowjetunion ausgewiesen wurde, weil er dieses System verurteilte, wurde er im Westen gemäß dem Leitsatz „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ bejubelt – sein Erfolg war zunächst auch die Folge eines Schwarz-Weiß-Denkens, das bis heute nicht ausgerottet ist. Dass jemand, der das eine System verurteilt, nicht zwangsläufig ein Befürworter des anderen Systems sein muss, wurde geflissentlich übersehen. Solschenizyn aber blieb auch in der Emigration ein Russe, der sein Volk liebt. Nur nach und nach stellte man dies im Westen erstaunt fest. Hinzu kamen seine – für den Westen sehr eigenwillige – typisch russische Denkweise und die ungeschminkt deutliche Aussprache seiner Überzeugungen, die – vorsichtig gesagt – nicht recht kompatibel war mit der westlichen political correctness. Seine (auch in Russland nicht unumstrittenen) Vorstellungen von dem Weg, den Russland in der Zukunft gehen sollte, passten ganz und gar nicht zu den Vorstellungen des Westens.
Damit wurde er immer mehr zur persona non grata.
Deswegen ist es im Westen still um ihn geworden. (Weiterlesen …)

24. June 2008

Die verzauberte Ella

von bardola

„Mandy schnitt den Kuchen an, gab mir das erste Stück und sagte, ohne zu denken: ‚Iss.’
Der erste Bissen schmeckte wundervoll und ich aß das Kuchenstück freudig auf. Als der Teller leer war, schnitt Mandy mir ein zweites Stück ab. Bei diesem Stück wurde es schon schwieriger, doch ich aß auch dieses auf. Danach gab mir niemand mehr ein neues, aber ich wusste, dass ich weiteressen musste. Ich spießte meine Gabel in das große Kuchenstück.
‚Ella, was tust du da?’, fragte Mutter.
‚Kleines Ferkel.’ Mandy lachte. ‚Aber heute ist ihr Geburtstag, Lady. Heute darf sie so viel essen, wie sie mag.’ Und sie legte mir ein drittes Stück auf den Teller.
Mir war schlecht und ich hatte Angst. Warum konnte ich bloß nicht aufhören zu essen?
Das Schlucken war ein Kampf. Jeder Bissen lag mir schwer auf der Zunge und fühlte sich an wie zäher, klebriger Leim, während ich darum rang, ihn hinunterzuwürgen. Ich begann zu weinen, während ich aß.
Mutter merkte es als Erste. ‚Hör auf zu essen, Ella!’, befahl sie.
Und ich hörte auf.
Jeder konnte mich mit einem Befehl beherrschen.“

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17. June 2008

1213141516 – tempus fugit

von haezeleer

Der Unix-Zeitstempel und andere Kalender

Freitag, der 13. ein Unglückstag? Tatsächlich ereignen sich an diesem Datum statistisch gesehen mehr Verkehrsunfälle als an anderen Wochentagen. Dem Gregorianischen Kalender haben wir es zu verdanken, dass der 13. Wochentag eines Monats jedes Jahr mindestens einmal und höchsten dreimal auf einen Freitag fällt. Eine andere Zeitzählung hat uns in dieser Woche am Mittwoch, 11. Juni 2008, in aller Herrgottsfrühe um 1 Uhr 45 Minuten und 16 Sekunden den Unix-Zeitstempel mit dem denkwürdigen Wert 1213141516 beschert – beides Anlässe, die dazu einladen, sich mit der Geschichte der kalendarischen Zeitzählung ein bisschen intensiver auseinanderszusetzen.
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13. June 2008

Der kopflose Ritter der Moderne

von konecny

Die Bafler sind meinem genialen Landsmann Bohumil Hrabal nach Leute, „gegen die unaufhörlich ein Ozean zudringlicher Gedanken anbrandet“. Aus diesem Ansturm rettet sich der Bafler durch das Bafeln – einen Rederausch ohne Gleichen, in dem er maßlos übertreibt, vergrößert, verschiebt und verkehrt. „Der Bafler sieht die Wirklichkeit durch das diamantene Auge seiner Phantasie“, schreibt der große Bafler Bohumil Hrabal. „Ich bin ein durch Lachen entbluteter Stier, dem jemand das Gehirn wie ein Eis auslöffelt.“ (Weiterlesen …)

9. June 2008

Die glücklichen Inseln hinter dem Winde

von lesartige
Was Jugendliche über das Buch denken:

Leseeindrücke von Clara Schattauer
(12 Jahre)

James Krüss hat ein wunderbares Buch geschrieben. Es handelt von einem Kapitän, der durch Zufall in die Winde einer Inselgruppe gerät und von ihnen an Land getrieben wird. Dort wird er von Menschen und Tieren empfangen und bewirtet.

Der Kapitän erzählt dem Autor James Krüss jeden Abend bei einem Glas Wein in Tagebuchform von seinen Erlebnissen. Und es ist kein Wunder, dass James Krüss diese aufschreiben musste, denn der Kapitän hat Außerordentliches erlebt. Die Inseln von denen er berichtet, sind etwas ganz besonders – auf ihnen ist jeder, ob Mensch, Pflanze oder Tier, glücklich. Und die Glücklichen Inseln sind genauso außergewöhnlich wie ihre Namen. Sie heißen u.a. Polipopaja, Mellifera, Paxos, Jou-Jou, Publa Cumba… Publa Cumba besteht zum Beispiel aus einem riesigen Napfkuchen, bei dessen Beschreibung mir das Wasser im Mund zusammengelaufen ist.
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2. June 2008

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