Sammelgebiet Exlibris: kleine grafische Kostbarkeiten
von Martina Berg (Die Bücher-Berg)
Dieser hübsche Brauch ist leider in der heutigen Zeit etwas in Vergessenheit geraten. Und so findet man Exlibris meist in antiquarischen Büchern auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels (dem „Spiegel“). Das Wort Exlibris stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „aus den Büchern“ oder sinngemäß auch „aus der Bibliothek von…“.
Exlibris – Bucheignerzeichen von künstlerischem Wert
Das kleine druckgrafische Blatt verweist meist auf den ersten Eigentümer eines Buches. Das kann nicht nur eine bestimmte Person, sondern auch eine Bibliothek, ein Archiv oder eine andere Institution sein. Leider geschieht die Besitzanzeige heute oft durch einen Adress-Stempel oder einen handschriftlichen Eintrag. Im Gegensatz zu diesen „Buchverzierungen“ kann ein Exlibris den Wert eines Buches sogar steigern.
Exlibris können sehr unterschiedlich gestaltet sein: Schrift-Exlibris enthalten kaum mehr als den Namen. Meist sind die kleinen Blätter aber kunstvoller und zeigen Ornamente, kleine Bildszenen, Sprüche, religiöse Szenen oder Wappen. Sie haben oft einen direkten Bezug zum Beruf, der Herkunft oder den Anschauungen des Bucheigners. Exlibris mit erotischen Motiven und Aktszenen sind bei Sammlern besonders begehrt.
Erste Exlibris aus dem späten 15. Jahrhundert
Mit der Erfindung des Buchdrucks im späten 15. Jahrhundert tauchten auch die ersten Bucheignerzeichen auf. Erst zu dieser Zeit wurden Bücher preiswerter und konnten in größeren Auflagen hergestellt werden. So entstanden die ersten privaten Bibliotheken und der Wunsch, die eigenen Bücher zu kennzeichnen.
Die Exlibris des Kaplans Hanns (Igler) Knabensberger und des Hildebrand Brandenburg aus Biberach gelten als die ältesten. Die Entstehungszeit beider Blätter wird auf 1470 bis 1490 geschätzt. Da sich Knabensberger „Igler“ nannte, ziert sein Exlibris ein Igel.
Bekannte Künstler schufen Exlibris

Albrecht Dürer (1471-1528) schuf 1511 für seinen Freund, den Humanisten Willibald Pirckheimer (1470-1530) ein Wappen-Exlibris mit dessen Wahlspruch: „Sibi et amicis“ (Für sich und seine Freunde). Zahlreiche bedeutende Künstler schufen Exlibris, so Lovis Corinth, Hans Holbein d.J., Max Liebermann, Lucas Cranach, Ernst Barlach, Otto Dix und Max Slevogt.
Hergestellt wurden und werden Exlibris in allen alten und modernen Drucktechniken. Neben Holzschnitten finden sich Stahlstiche, Kupferstiche, Radierungen, Lithographien und bei den modernen Blättern auch digitale Druckverfahren. Natürlich sind die frühen Holz- und Stahlstiche unter Sammlern besonders begehrt.
Exlibris als Sammlerobjekt
Während man früher als Exlibris ausschließlich mühevoll aus Büchern entfernt hat, um sie in Alben zu sammeln, werden heute meist Blätter getauscht oder gekauft, die nie in einem Buch eingeklebt waren. Es werden teilweise auch Exlibris hergestellt, die als reine Sammlerobjekte gedacht sind. Ein Buchliebhaber, der seine Bücher mit einem Exlibris kennzeichnen möchte, lässt meist mehr Blättchen drucken, als er für seine Bibliothek benötigt. Die überzähligen Stücke dienen als Tauschmaterial.

Beginn einer Exlibris-Sammlung
Wer mit dem Sammeln von Exlibris beginnen will, sollte sich zunächst einmal einen Überblick über die Vielfalt der möglichen Motive verschaffen.
Dazu bietet sich ein Besuch des Gutenberg-Museums in Mainz an. Das Museum verfügt über eine umfangreiche Sammlung.
Natürlich kann man auch im Internet herrlich nach Exlibris stöbern und so sein bevorzugtes Sammelgebiet finden. Denn eine Spezialisierung von Anfang an ist bei der Fülle des Materials quasi Pflicht. Und hier beitet sich natürlich ganz besonders auch das Stöbern in den Angeboten des ZVAB an.
Vereinigungen für Exlibris-Sammler
Exlibris-Sammler gibt es überall auf der Welt. Es finden regelmäßige Kongresse, Ausstellungen und Tauschtreffen statt. In Deutschland sind es die Deutsche Exlibris-Gesellschaft e.V. (DEG) und die Pirckheimer-Gesellschaft e.V., die entsprechende Veranstaltungen organisieren und ihre Mitglieder mit Informationen versorgen.
In Österreich finden Sammler bei der Österreichischen Exlibris Gesellschaft (ÖEG) Gleichgesinnte und in der Schweiz beim Schweizerischen Ex Libris Club. „The List of Exlibristic Associations“ bietet eine Aufstellung aller internationalen Vereinigungen von Exlibris-Sammlern.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Entdecken dieser grafischen Kostbarkeiten und viel Freude beim Aufbau Ihrer Sammlung!
23. September 2015Die größte Freiluftbuchhandlung der Welt
von Martina Berg (Die Bücher-Berg)
“ferdinand bouquiniste des quais de Paris”
“Die größte Freiluftbuchhandlung der Welt” – so nennt das Pariser Tourismusbüro die rund 200 “Bouquinisten”, die entlang des Seine-Ufers in der französischen Metropole in ihren Klappläden meist antiquarische Bücher und Kunstdrucke anbieten.
Ihre Anfänge lassen sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen – die erste urkundliche Erwähnung von Buchhändlern am Seine-Ufer stammt aus dem Jahre 1609. Damals zogen die “Colporteurs” (Hausierer) mit ihren Buch-Bauläden noch von Haus zu Haus und wurden von der Obrigkeit mißtrauisch beäugt, weil sie häufig verbotene Schriften verkauften. Später transportierten sie ihre Bücher mit Schubkarren zu ihren Verkaufsplätzen an der Seine und mußten sie jeden Abend wieder nach Hause schaffen. Unter Ludwig XIII. wurden diese ambulanten Buchhändler erstmals registriert und erhielten damit auch die königliche Zulassung. Die erste Zählung dieser Händler ergab 25, 1732 waren es 120. (Weiterlesen …)
18. August 2015Häufige und kuriose Fragen aus dem Alltag einer Antiquarin
von Martina Berg (Die Bücher-Berg)
Ein Blick in mein Bücherlager – im Chaos-Prinzip geordnet. Foto: © Martina Berg
Im Herbst diesen Jahres gibt es mein Versandantiquariat bereits seit 30 Jahren. Anfangs habe ich noch Angebotslisten per Post verschickt und die Bestellungen kamen telefonisch oder mittels Bestellkarte. Heute läuft nahezu alles über das Internet. Damals wie jetzt gab es aber immer wiederkehrende Kundenfragen an mich, die ich hier einmal zusammen mit meinen Antworten gesammelt habe. Ergänzt habe ich diese häufig gestellten Fragen um ein paar ungewöhnliche. Viel Spaß bei der Lektüre!
Ich möchte gern einige alte Möbel und Porzellan verkaufen. Was bieten Sie dafür?
Nichts, denn ich betreibe ein Antiquariat und kein Antiquitätengeschäft. Antiquare handeln mit alten Büchern, oft haben sie noch Grafiken, Postkarten und andere Dinge aus Papier im Angebot. In der Regel aber keine Möbel, Teppiche, Geschirr oder anderen Trödel. Was genau ein Antiquariat ist, habe ich hier einmal etwas ausführlicher beschrieben.
Ich brauche aus dem Buch nur eine Grafik. Kann ich die auch einzeln kaufen?
Definitiv NEIN! Ich zerstöre keine kompletten, gut erhaltenen Bücher. Mal abgesehen davon, dass das „Restbuch“ dadurch nahezu unverkäuflich wird, täte es mir fast körperlich weh, eine Grafik herauszutrennen und das Werk damit zu „fleddern“. Wenn Sie die Grafik haben wollen, dann kaufen Sie das Buch! (Weiterlesen …)
3 wirksame Methoden gegen stinkende, riechende, muffige Bücher
von Martina Berg (Die Bücher-Berg)Lange haben Sie es gesucht und nun endlich auch im Internet gefunden: Ihr ganz spezielles Lieblingsbuch. Voller Freude haben Sie die Büchersendung ausgepackt, das Buch aufgeblättert und nun das: modriger Geruch schlägt Ihnen entgegen. So intensiv, dass Ihnen die Lektüre keinen wirklichen Spaß macht.
Was nun? Das Buch zurück schicken? Obwohl Sie doch so lange danach gesucht haben? Das muss nicht sein, denn es gibt Möglichkeiten, unangenehme Gerüche aus Büchern zu vertreiben. Ich stelle Ihnen hier einige vor.
Wie entstehen muffige Buchgerüche?
Nässe ist der größte Feind von Papier und Büchern. Oft werden Bücher unsachgemäß in feuchten Kellern oder Dachböden gelagert. Da Papier sehr stark Feuchtigkeit anzieht, wird es dort schon nach kurzer zu einem idealen Nährboden für Schimmelsporen. Und die verursachen übliche Gerüche.
Bücher mit einem regelrechten Schimmelüberzug sind meist nicht mehr zu retten, die sollten entsorgt werden. Nur besondere Raritäten können vielleicht noch von einem Buchrestaurator gerettet werden.
Aber auch in der scheinbar trockenen Wohnung nehmen Bücher (oder genauer gesagt das Papier) im Laufe der Zeit alle Wohnungsgerüche auf. Essensdüfte, Kerzenrauch, Kaminfeuer, Parfüms und auch Körperausdünstungen sorgen für den muffigen Buchgeruch. Besonders unangenehm empfinde ich persönlich auch den Zigarettenrauch, der Büchern aus Haushalten von Kettenrauchern entströmt.
Gerade bei Büchern, die einem sehr am Herzen liegen, lohnt es sich, zur Geruchsvertreibung eine der folgenden Methoden auszuprobieren:
1. Die Gefrier-Methode
Erforderliches Material: Zeitungspapier, Plastiktüte, Tesafilm, Gefrierfach oder Gefriertruhe.
Wichtig: nehmen Sie keine druckfrischen Zeitungen für diesen und den folgenden Tipp. Die führen zu vermeidbaren Problemen mit abfärbender Druckerschwärze. Um das zu vermeiden, nehmen Sie nur Zeitungen, die mindestens 14 Tage alt sind. Alternativ können Sie aber auch Papiermülltüten verwenden.
Packen Sie das Buch in das Zeitungspapier ein. Dabei muss das Papier das Buch komplett umhüllen. Verkleben Sie die Ränder gut mit Tesafilm. Jetzt kommt das Päckchen in eine Plastiktüte, die Sie ebenfalls gut zukleben. Je weniger Luft in der Tüte ist, umso besser funktioniert das „entmuffen“.
Das so gepackte Buchpaket kommt nun für etwa 10 bis 12 Stunden in die Tiefkühlung (Gefrierfach oder Kühltruhe). Nach dieser Zeit holen Sie das Buch wieder heraus und packen es sofort aus. Damit die Kälte schnell entweichen kann, blättern Sie es mehrfach durch. Dabei werden Sie feststellen, dass der Geruch verschwunden ist.
2. Die Katzenstreu-Methode
Erforderliches Material: Zeitungspapier, Katzenstreu, Kiste und Tesafilm.
Wieder wird das Buch wie bereits bei der Gefrier-Methode beschrieben in Zeitungspapier verpackt. Dieses Paket legen Sie in eine etwas größere Kiste und bedecken es vollständig mit Katzenstreu. Jetzt arbeitet die Zeit für Sie, etwas Geduld sollten Sie aber haben: je nach Stärke des Geruchs dauert es etwa 4 bis 6 Wochen, bis der Muffgeruch verschwunden ist. Riecht es nach dieser Zeit immer noch, verbuddeln Sie es einfach nochmals für einige Wochen.
Die Katzenstreu-Methode ist übrigens mein bevorzugtes Anti-Geruchs-Verfahren. Bei mir liegen eigentlich immer mehrere Bücher in Katzenstreu-Kisten. Denn in meinem Antiquariat biete ich möglichst nur geruchsneutrale Werke an.
3. Die Natron-Methode
Erforderliches Material: Papiertüte, etwas Schnur, Papiertüte.
Nehmen Sie die Papiertüte, schütten Sie 2 Esslöffel Natron hinein und stecken anschließend das Buch hinein. Nun binden Sie mit der Schnur die Tüte zu und stellen sie für mindestens 7 Tage in eine trockene Ecke. Achten Sie darauf, dass Sie die Tüte nicht schütteln.
Nach einer Woche holen Sie das Buch wieder aus der Tüte, pusten eventuell anhaftendes Natron vom Buch und stellen fest, dass der Geruch verschwunden ist. Zigarettengestank bekommen Sie meist nicht im ersten Durchgang weg, wiederholen Sie den Vorgang notfalls mehrfach.
Leider gibt es bei Raucherbüchern auch ganz extreme Fälle, bei denen keine dieser Methoden hilft. Dann können Sie dieses Buch entweder wegwerfen oder Sie arrangieren sich mit dem Geruch. Ich tendiere in solchen Fällen zu ersterem.
Die Parfümierungs-Methode
Ich vertrete die Meinung, dass ein Buch nach Buch riechen sollte und nicht nach irgendwelchen künstlichen Duftstoffen. Darum halte ich von Vorschlägen, muffigen Geruch durch „liebliche Parfümdüfte“ zu überlagern, gar nichts. Ein Buch, das wie eine Parfümerie riecht, landet bei mir auch in einer Katzenstreu-Kiste.
So schützen Sie Ihre Bücher vor muffigen Gerüchen
Lagern Sie Ihre Bücher nie in einem feuchten Keller. Wenn Sie keine andere Wahl haben, besorgen Sie sich einen elektrischen Luftentfeuchter oder Bautrockner. Die ideale Luftfeuchtigkeit für die Lagerung von Büchern beträgt um die 55 %.
Wer mit Büchern leben will, wird Wohnungsgerüche nicht vermeiden können. Verschlossene Bücherregale (Glastüren) halten einen großen Teil der Gerüche aber ab und schützen Ihre Bücher dazu noch vor Staub.
23. June 2015
Von verlorengegangenen und nie erschienenen Werken
von ZVABOb verschollen, aus Versehen verlorengegangen, niemals erschienen, mit Absicht zerstört oder imaginiert – die Ursachen für das Nichterscheinen von literarischen Werken sind mannigfaltig und haben die Weltliteratur bereits um das ein oder andere Werk gebracht.
1. Die Komödie von Aristoteles:
Die Poetik des Aristoteles ist heute eines der wichtigsten Werke der Kulturgeschichte. Sie gliedert sich ursprünglich in drei Bücher – die Tragödie, Komödie und den Epos – wobei das zweite Buch bis heute als verschollen gilt und von unschätzbarem Wert wäre, sollte es doch noch gefunden werden. Eine zentrale Rolle spielt die Komödie in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose.
2. Die Bibliothek von Alexandria:
Sie war die bedeutendste und größte Bibliothek der antiken Welt. Anfang des 3. Jhd. v. Chr. entstanden, verfügte die Bibliothek über einen damals umfangreichen Fundus an Schriftrollen aus dem literarischen wie auch wissenschaftlichen Bereich. Heute ranken sich zahlreiche Mythen um die einstige Stätte des Wissens und ihre Zerstörung. Jedoch waren dies nicht die einzigen Bücher der Antike, die für immer verschwunden sind. Forscher gehen davon aus, dass rund 90% aller antiken Schriften verloren und vernichtet worden sind.
3. Die Memoiren von Lord Byron:
Kurz vor seinem Tod übergab Byron seine Memoiren an den irischen Poeten Thomas Moore, der sie an Byrons Verleger weitergeben sollte. Aufgrund ihres skandalösen Inhalts wurden sie jedoch 1824 auf Drängen der Testamentsvollstrecker und Familie Byrons verbrannt. Auf Grundlage der Memoiren schrieb Moore die noch heute gültige Biografie Letters and Journals of Lord Byron, with Notices of his Life.
4. Die toten Seelen von Gogol:
Ursprünglich plante Gogol eine Trilogie seines heute bekanntesten Romans. 1852 jedoch verbrannte der russische Schriftsteller in einem religiösen Wahn das Manuskript des zweiten Teils, was er bereits kurz darauf als schweren Fehler bezeichnete. Gogol stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluss eines Priesters, der seine Werke als verderbt ansah.
5. Erste Version von Der seltsame Fall des Dr. Jekyll and Mr. Hyde:
Gerüchten zufolge schrieb Robert Louis Stevenson den ersten Entwurf seines Romans innerhalb von nur drei Tagen. Angeblich las seine Frau das Manuskript und kritisierte die Arbeit ihres Mannes, woraufhin Stevenson sein Werk verbrannte und noch einmal von vorne anfing.
6. Das Necronomicon:
Auch Werke, die nie geschrieben wurden, jedoch rein fiktiv sind, gehören auf unsere Liste. Das von H.P. Lovecraft erfundene Necronomicon ist wohl das berühmteste Beispiel für ein fiktives Buch, das seinen ganz eigenen Mythos entwickelt hat. Angeblich wurde es von dem verrückten Araber Abdul Alhazred geschrieben. Das Werk wird in mehreren von Lovecrafts Geschichten erwähnt, bis hin zu einem von ihm geschriebenen Essay mit dem Titel History of the Necronomicon.
7. Die Erwachsenenromane von L. Frank Baum
Vor allem durch seine Kinderbücher um die Fantasiewelt Oz berühmt geworden, schrieb der amerikanische Autor auch vier unveröffentlichte und verschollene Erwachsenenromane: Our Married Life, Johnson, The Mystery of Bonita und Molly Oodle. Vermutlich sind die Manuskripte zusammen mit anderen Werken des Autors in den Flammen des Theaters in Richburg, New York, verbrannt.
8. Hemingways Frühwerk:
Besonders schmerzlich hat es den späteren Nobelpreisträger Ernest Hemingway getroffen. 1922 fuhr der Schriftsteller in die Schweiz. Seine damalige Frau Hadley Richardson wollte ihm folgen und packte sämtliche Manuskripte seines Frühwerks in einen Koffer. In einem unachtsamen Moment wurde ihr der Koffer auf dem Pariser Gare de Lyon gestohlen. Die Schriften tauchten nie wieder auf.
9. Die Tagebücher von Thomas Mann:
Sein Leben lang schrieb Thomas Mann Tagebuch. Als er 1933 in die Schweiz emigrierte, blieben die Tagebücher in München zurück. Er fürchtete jedoch diese könnten in die Hände der Nazis fallen. Seinem Sohn Golo gelang es die Bücher zu retten und in die Schweiz zu bringen. Thomas Mann verbrannte alle Tagebücher aus der Zeit vor 1933 im Mai 1945. Dasselbe hatte er bereits 1896 getan. Nach eigenen Angaben war es ihm “peinlich und unbequem, eine solche Masse von geheimen Schriften liegen zu haben”.
10. Sommerdiebe von Truman Capote:
Manchmal passiert es dann aber doch, dass ein verloren geglaubtes Werk wiedergefunden wird. In den 1950er Jahren behauptete Capote, das Manuskript zu Sommerdiebe vernichtet zu haben. Im Herbst 2004 wurde das verloren geglaubte Werk wiedergefunden – in einer Nachlasskiste eines Hausmeisters, den Capote damit beauftragt hatte, den Umzugsmüll aus seiner Wohnung in Brooklyn Heights zu beseitigen.
Unser Lesetipp zum Thema: Die Bibliothek der verlorenen Bücher von Alexander Pechmann.
Kennt Ihr weitere berühmte Fälle von verlorenen Werken?
23. September 2014Zu Besuch bei Tschechow
von ZVAB“Wenn ich Arzt bin, brauche ich Kranke und Krankenhäuser; wenn ich Literat bin, muss ich mitten im Volk leben.”

So äußerte sich Anton Tschechow 1891, nachdem er von seiner Reise auf die Gefangenen-Insel Sachalin zurückgekehrt war. Jene Reise hatte seinen Gesundheitszustand erheblich beeinträchtigt, so dass er einen Umzug von Moskau aufs Land erwog. Auch sein Wunsch, sich verstärkt als Arzt zu betätigen und sich ungestört der literarischen Arbeit zu widmen, waren Gründe die Großstadt hinter sich zu lassen.
Im Frühjahr 1892 erwarb er für sich und seine Familie das damals verwahrloste Landgut Melichowo, südlich von Moskau. Hier sollte er eine seiner produktivsten Schaffensphasen haben. Mehr als 40 seiner bekanntesten Werke wurden hier fertiggestellt, darunter die Dramen Die Möwe und Onkel Wanja.
Tschechow war dort jedoch nicht nur als Schriftsteller äußerst produktiv, sondern engagierte sich auch sozial. Er war u.a. Mitglied der Dorf-Selbstverwaltung, errichtete Schulen für Bauernkinder, empfing in seinem Arbeitszimmer Patienten, die er kostenlos behandelte, und kämpfte gegen die Cholera-Epidemie von 1892-93.
Heute ist das Landgut des weltbekannten Schriftstellers nicht nur ein Museum, sondern auch Veranstaltungsort eines der ungewöhnlichsten Theaterfestivale, des “Frühling in Melichowo”. Bereits seit einigen Jahren treten hier Theaterensembles aus der ganzen Welt auf, die die Stücke des Dramatikers zum neuen Leben erwecken. Dabei verleiht die natürliche Landsitz-Atmosphäre dem Spektakel einen ganz besonderen Charakter.
Aber natürlich bietet das Museum auch einen Einblick in das alltägliche Landleben des Schriftstellers. Neben dem Wohnhaus des Autors sind vor allem das Nebengebäude, in dem Tschechow die Die Möwe schrieb, sowie sein Studienzimmer mit Schreibtisch und Privatbibliothek beliebte Anziehungspunkte. Unter seinen persönlichen Habseligkeiten findet man u.a. Porträts von Menschen, die er sehr bewunderte, wie Lew Tolstoi, Iwan Turgenew und Peter Tschaikowski.
Eine weitere Besonderheit: jede Ecke des Anwesens hat seinen eigenen Namen. Von der “Liebes-Allee” und “Lewitans Berg”, über den Gemüsegarten “Südfrankreich”, bis hin zur Hilfseinrichtung “Naiver Hof” – auf dem riesigen Areal gibt es jede Menge zu entdecken!

Hier schrieb Tschechow “Die Möwe”

Der Autor liebte seine Dackel, die für ihn zur Familie gehörten

Das Haupthaus. Hier finden schon die ersten Vorbereitungen für das Theaterfestival statt.

Der Brunnen und daneben…

die Küche… und ein schlafender Untermieter

Die “Liebes-Allee” mit duftendem Flieder
15 Gründe für Bücher aus Papier
von ZVAB
E-Book oder Papierbuch? Für viele ist das kein “Entweder-oder” mehr, sondern je nach Gelegenheit und Buch eine Frage der Vor- und Nachteile.
Wir haben uns Gedanken gemacht und 15 Gründe gefunden, die uneingeschränkt und allzeit für das Lieblingsstück jedes Bibliophilen sprechen:
1. Ein Buch muss nicht aufgeladen werden.
2. Seine physikalische Präsenz, Eselsohren, ein alter Zettel zwischen den Seiten, Anmerkungen zu denkwürdigen Stellen.
3. Der Überblick: Man spürt, wie viel man bereits von einem Buch gelesen hat.
4. Ein Buch macht sich besser im Regal, seine Bibliothek kann man nicht digitalisieren.
5. Bücher überstehen Sand, Meer und Eiscreme.
6. Mit Büchern verbindet man Erinnerungen.
7. Ein geliebtes Buch kann man an Freunde und geliebte Menschen weitergeben.
8. Bücher sind Kunstwerke: sie haben ein tolles Design, Illustrationen, besondere Einbände…
9. Das gekaufte Buch ist ganz deins und du kannst damit machen, was du willst: demonstrativ im Regal ausstellen, verkaufen, weitergeben, darin rumkritzeln oder es mit Eselsohren versehen.
10. Nichts auf der Welt kann alte Erstausgaben, antiquarische, vergriffene oder kunstvoll angefertigte Bücher ersetzen.
11. Einen Download zu verschenken ist manchmal doch recht unpersönlich.
12. Sich stundenlang alleine durch ein Menü klicken oder die gefüllten Bücherregale eines Bücherladens durchstöbern?
13. Bücher riechen gut.
14. Deine Bibliothek ist Ausdruck deines Wissens und deiner Interessen.
15. Solange es genug Leute gibt, denen das gedruckte Wort ebenso so viel Freude bereitet wie uns, wird das Papierbuch immer präsent sein!
Warum liebt Ihr Bücher aus Papier?
8. July 2014
Leben und Wirken des Marquis de Sade
von ZVABZu Lebzeiten erregte er mit seinem freizügig sexuellen Verhalten Anstoß und galt vielen als Monster mit perversen Vorlieben. Später verehrte man ihn als Freigeist, sexuellen Aufklärer und sogar Vorläufer des Feminismus.
Der Marquis de Sade (oder Donatien-Alphonse-François de Sade) wurde am 2. Juni 1740 in Paris geboren. Aufgrund seines skandalösen Lebens, seiner gotteslästerlichen Äußerungen und seiner politisch ungünstigen Stellung während der Revolutionsjahre, wurde er mehrfach verhaftet.
Sade schrieb zahlreiche pornografische, kirchenfeindliche und philosophische Romane. Jedoch trat er erst in seinen Jahren in Haft als Autor in Erscheinung und schrieb seine zentralen Werke, darunter Die 120 Tage von Sodom (ca. 1782), seinen Reiseroman in Briefform (1786) und Die unglücklichen Schicksale der Tugend (1787). Auch schrieb er zahlreiche Stücke, von denen jedoch nur zwei zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurden. 1791 veröffentlichte er Das Missgeschick der Tugend, eine frühe Version des späteren umfangreichen Werkes Justine und Juliette. Zu seinen verbreitesten Werken zählt Die Philosophie im Boudoir (1795), in dem die sexuelle und intellektuelle Initiation eines Mädchens beschrieben wird.
Die letzten Jahre vor seinem Tod verbrachte er in der Pariser Irrenanstalt Charenton, in die er auf Befehl Napoleons eingewiesen wurde. Er starb 1814 im Alter von 74 Jahren.
In seinen Texten beschreibt Sade ausführlich alle nur denkbaren sexuellen Handlungen, die sich jedoch nicht nur auf sadistische Praktiken beschränken lassen. Nichtsdestotrotz verbindet man seine Romane vor allem mit pornografischen Inhalten und Gewaltfantasien. Und so gründet auch der Begriff “Sadismus” auf seinen Namen.
Sades Denken und Schaffen wurde durch verschiedene Quellen beeinflusst, darunter befinden sie vor allem die Werke von Machiavelli, Montesquieu und Voltaire. Viele namenhafte Autoren haben sich mit dem Werk Sades und seiner Wertung auseinandergesetzt, so Charles Baudelaire, Albert Camus, Simone de Beauvoir, Michel Foucault und Susan Sontag. Die Wertung seiner Werke erfuhr mit der Zeit mehrfache Veränderungen. In neuerer Zeit setzt man sich differenzierter und eingehender mit seinem Schaffen auseinander.
Auch sein literarischer Einfluss ist nicht zu unterschätzen. So beeinflusste er die künstlerischen Bewegungen des Fin de siècle, der Decadence, des Symbolismus und Surrealismus. Auch auf die Horrorliteratur bzw. das Horrorfilmgenre hat er entscheidend eingewirkt. Zuletzt darf nicht die Rezeption seines Werkes im Bereich der Psychologie unerwähnt bleiben. Denn mehr als ein Jahrhundert, bevor Sigmund Freud einen Zusammenhang zwischen Todestrieb und Lebenstrieb hergestellt hat, greift Sade dieses Phänomen bereits in seinen Romanen Juliette und Justine auf.
2. June 20141914 – 2014
von ZVAB100 Jahre Erster Weltkrieg – ein Jubiläum, das nicht nur Journalisten und Historiker im Jahr 2014 stark beschäftigt. Auch viele Neuerscheinungen im Buchhandel haben den Ersten Weltkrieg zum Thema, ob nun in Romanform oder als geschichtlichen Überblick und Analyse.
Grund genug für uns, einen Blick zurück und gleichzeitig in die Winkel des ZVAB-Kataloges zu werfen. Hier gibt es einige authentische Erinnerungen zu entdecken.
Viele der zeitgenössischen Artikel sind mit Vorsicht zu genießen, da sie ganz den Zeitgeist von 1914 und den Jahren zuvor widerspiegeln. Ist man sich dieser Tatsache jedoch bewusst, liefern diese Zeugnisse einen interessanten Blick in die Köpfe der damaligen deutschen und europäischen Bevölkerung.
Postkarten
Notiz- und Skizzenbücher der Zeit
Chroniken
Tageszeitungen
Im Westen nichts Neues
28. January 2014
53. Stuttgarter Antiquariatsmesse – immer wieder Neues zu entdecken
von ZVABAm kommenden Wochenende stellen ausgewählte Antiquare erneut ihre Buchschätze und Raritäten während der Stuttgarter Antiquariatsmesse aus.
Für das bibliophile Jahr 2014 haben sich die Messebetreiber ein spannendes Rahmenprogramm einfallen lassen:
In der diesjährigen Kabinettausstellung gibt es eine bedeutende, der Öffentlichkeit bislang unbekannte Bibliothek zu sehen: Die Mörike-Sammlung Klaus Berge. In der Ausstellung mit dem Namen “Dem heitern Himmel ew’ger Kunst entstiegen …” sind zentrale Stücke der Sammlung erstmals zu betrachten. Die Ausstellung wird mit einer Vernissage am 25. Januar eröffnet und mit einem Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Ott eingeleitet. Der Sammlung ist zugleich ein über 300 Seiten umfassender Katalog gewidmet.
Tägliche “Kultur.LIVE”-Führungen über die Messe ermöglichen Einsteigern und Sammlern einen perfekten Einblick in die Antiquariatswelt und hinter ihre Kulissen. Kultur.INFO-Informationsstände der Bibliophilen Gesellschaft ergänzen das Angebot. Darüber hinaus haben Messebesucher die Chance, ihre eigenen privaten Fundstücke von Fachleuten am Informationsstand des Verbands Deutscher Antiquare begutachten und schätzen zu lassen.
Es wird also auch für Stammbesucher auf keinen Fall langweilig!
Weitere ausführliche Informationen zum Programm finden Sie auf der Webseite der Antiquariatsmesse.
Wer einen Blick zurück werfen möchte, findet im ZVABlog einen kleinen Bericht und viele schöne Fotos der Antiquariatsmesse 2013.
Die Antiquariatsmesse in Kürze:
Wann? 24. bis 26. Januar 2014
Wo? Württembergischer Kunstverein (Schlossplatz 2), Stuttgart
21. January 2014