ZVABlog

Direkt zum Inhalt springen

Zur ZVAB Startseite

Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher

14. Februar – nicht nur Valentinstag!

von wietek

Man bekriegte sich, man siegte und man verlor an diesem Tag, gerade so wie an jedem anderen. Wenn man diese traurige “Normalität” außen vor lässt und resignierend unbeachtet lässt, wer wen in welcher Schlacht schlug oder wer vernichtet wurde und wer sich gegen und mit wem verbündete oder intrigierte, was gab es dann noch an einem 14. Februar?


   Obwohl Nikita Chruschtschow mit
   seiner Geheimrede schon 20 Jahre
   zuvor die Entstalinisierung ein-
   geleitet hatte, wurde der russische
   Schriftsteller Alexander Solschenizyn
   am 14. Februar 1976 gegen seinen
   Willen des Landes verwiesen, weil
   er die Verbrechen des Stalin-Regimes
   in seinen Werken anprangerte.

Ein hoffnungsvoller Tag war – um bei der Politik zu bleiben – der 14. Februar 1956. An diesem Tag begann in Moskau der 20. Parteitag der KPdSU, auf dem Nikita Chruschtschow mit einer fünfstündigen Geheimrede die Entstalinisierung ein- leitete. In den KGB-Archiven hatte er die Belege für die Verbrechen Stalins an der eigenen Bevölkerung und an den hohen Parteigenossen sammeln lassen (seine Mitbeteiligung daran aber vorsichtshalber verschwiegen) und offenbart, worüber bisher niemand zu sprechen wagte. Es war ein erster Versuch, politische Reformen einzuleiten. Man kann es als den bescheidenen Anfang dessen sehen, was Gorbatschow 1989 vollendete.
Bis es soweit war, floss allerdings noch sehr viel Wasser die Moskwa hinunter und so wurde z. B. am 14. Februar 1976 der russische Schriftsteller und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn, der in seinem Werk Der Archipel Gulag eben diese Verbrechen beschrieb, aus Russland verbannt und nach Frankfurt/Main ausgeflogen. Willy Brandt hatte sich bereit erklärt, ihn in Deutschland aufzunehmen, bei Heinrich Böll kam er erst einmal unter. (Weiterlesen …)

14. February 2012

30. Januar 1933 – Ende einer Republik

von wietek

Das, was sich in den frühen 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts zu einem Politkrimi entwickeln und schließlich die Welt in ein bis heute unübertroffenes Unglück stürzen sollte, nahm seinen Ursprung im Jahr 1918.
Die nach dem Sturz der Monarchie provisorische Regierung (Rat der Volksbeauftragten) unter der Leitung des überzeugten Demokraten Friedrich Ebert (SPD) beschloss am 30. November Wahlen für die verfassunggebende Nationalversammlung. Da die Erinnerung an die undemokratischen Zustände der Vergangenheit noch frisch war, legten sie fest, dass diese Wahlen, die für den 19. Januar 1919 angesetzt waren, vollkommen demokratisch sein müssten. Jeder – zum ersten Mal auch die Frauen – sollte durch eine Partei vertreten sein. Das Verhältniswahlrecht ohne Prozenthürde garantierte, dass jede Partei – ob groß, ob klein – eine exakt ihrem prozentualen Stimmenanteil entsprechende Anzahl von Abgeordneten in die Nationalversammlung schicken konnte. (Weiterlesen …)

30. January 2012

Was geschah am 16. Januar?

von wietek

Als er am 19. August im Jahre 14 n. Chr. in Nola bei Neapel starb, lautete sein Name mit allen Titeln:
Imperator Caesar Divi filius Augustus, Pontifex Maximus, Co(n)s(ul) XIII, Imp(erator) XXI, Trib(uniciae) pot(estatis) XXXVII, P(ater) p(atriae); zu Deutsch: Imperator Caesar, Sohn des Vergöttlichten, der Erhabene, Höchster Oberpriester, 13 Mal Konsul, 21 Mal Imperator, 37 Mal Inhaber der tribunizischen Gewalt, Vater des Vaterlandes.


   Seinen Beinamen Augustus – der
   Erhabene – erhielt Gaius Julius
   Caesar, Adoptivsohn des gleichna-
   migen Diktators und erster Kaiser
   des Römischen Reiches, am
   16. Januar des Jahres 27 v. Chr.

Als er im Jahr 63 v. Chr. in Rom geboren wurde, hieß er schlicht Gaius Octavius und war ein Großneffe des später an den Iden des Märzes 44 v. Chr. ermordeten großen, vom römischen Senat zum „Diktator auf Lebenszeit“ ernannten Gaius Julius Caesar. (Welcher Lateiner erinnert sich nicht an sein De bello gallico!? „Gallia es omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae…“) Dieser hatte ihn in seinem Testament adoptiert und er nahm daraufhin seinen Namen an. Als Caesar im Jahr 42 v. Chr. vergöttlicht wurde – d. h. als geborener Mensch als Gott in den Kreis der Götter aufgenommen wurde, ähnlich der Heiligsprechung der christlichen Kirche – nannte er sich Gaius Iulius Divi filius Caesar, Gaius Julius Caesar, Sohn des Vergöttlichten. (Weiterlesen …)

16. January 2012

Was geschah am 24. und 25. Dezember?

von wietek

Was geschah eigentlich am 24. Dezember im Jahre Null? … Nichts! … Denn das Jahr Null gibt es nicht. Unsere Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr eins nach Christi Geburt (1 n. Chr.), das Jahr davor ist das Jahr 1 v. Chr., sprich, eins vor Christi Geburt. Demnach müsste der historische Christus im Jahr eins vor Christi Geburt geboren worden sein, damit er im Jahr eins nach Christi Geburt ein Jahr alt werden konnte. Nun, alle weiteren Gedankenspiele zu diesem Datumsproblem sollte man den Kabarettisten überlassen. (Weiterlesen …)

21. December 2011

2. Dezember – Zwei Napoleons, Monroe und der Weltraum

von wietek

Bis 1800 war der 2. Dezember ein ganz gewöhnlicher Kalendertag – es gab nicht viel zu erdulden und nicht viel zu feiern. Das aber änderte sich am 2. Dezember 1804 gewaltig. Napoléon Bonaparte, der schon seit 1799 quasi diktatorisch als Erster Konsul – und seit 1802 sogar auf Lebenszeit – regierte, krönte sich in Anwesenheit des Papstes in der Kathedrale Notre-Dame de Paris selbst zum Kaiser der Franzosen. Es war ein gewaltiges Spektakel – eines, von dem die heutigen Hofberichterstatter nur träumen können.
Wie es der Kaiser Napoléon mit Recht und Gesetz halten würde, hatte die Welt schon einige Monate zuvor mit Empörung feststellen können: Er ließ der Abschreckung halber einen Prinzen aus dem Stamm der Bourbonen, die bis zur Revolution die Könige Frankreichs gestellt hatten, aus Baden entführen und mit der Behauptung, er sei an einem Putsch gegen ihn beteiligt gewesen, hinrichten. (Weiterlesen …)

2. December 2011

22. November: Ein hoffnungsfroher Anfang, aber…

von wietek

Nichts deutete zunächst darauf hin, dass dieser Tag einmal nicht als ein ruhmreicher in die Annalen der Weltgeschichte eingehen würde. Es fing sehr hoffnungsfroh an:


   Am 22. November 1497
   hatte er den Seeweg
   nach Indien entdeckt:
   Vasco da Gama landet
   auf Calicut (Gemälde von
   Ernesto Casanova, 1888)

Am 22. November 1497 umsegelte der portugie- sische Seefahrer Vasco da Gama die Südspitze Afrikas, das „Kap der Stürme“, wie es bis dahin genannt wurde. In den Folgewochen setzte er seine Reise bis nach Indien fort – der heiß ersehnte Seeweg in das sagenumwobene Gewürzland war gefunden. Voll Freude wurde das Kap in „Kap der Guten Hoffnung“ umgetauft. Die Umsegelung Afrikas blieb über 350 Jahre lang die einzige Möglichkeit, Indien mit dem Schiff zu erreichen – erst der Suezkanal raubte dem Weg ums Kap 1869 seine Bedeutung.

Fast 80 Jahre später, am 22. November 1574, war es wieder ein Seefahrer, der Geschichte schrieb: Der spanische Seefahrer Juan Fernández entdeckte im Pazifik eine Inselgruppe – sie wurde nach ihm benannt und gehört seit 1818 zu Chile. Eine der Inseln – die Isla Más a Tierra (dt. Insel, die näher am Land liegt) – sollte 1704 Bedeutung erlangen: Auf ihr blieb der schottische Seefahrer und Freibeuter Alexander Selkirk zurück, weil er das Schiff, auf dem er Segelmeister war, für nicht mehr funktionstüchtig hielt (und er sollte recht behalten, denn kurz nachdem das Schiff wieder in See gestochen war, ging es mit Mann und Maus unter!). Er lebte vier Jahre und vier Monate lang völlig allein auf der mit Trinkwasser, Früchten und Fischbeständen reich gesegneten Insel. Nachzulesen ist die Geschichte seines Lebens auf der Insel im berühmten Abenteurerklassiker Robinson Crusoe, den der englische Schriftsteller Daniel Defoe 1719 veröffentlicht hat. Die Insel trägt seit 1966 den Namen Isla Robinsón Crusoe. (Weiterlesen …)

22. November 2011

9. November: Ein schicksalsträchtiger Tag – nicht nur für Deutschland

von wietek

In welchem Jahr, in welchem Jahrhundert beginnen? Welche heraus- ragenden Geschehnisse gab es an diesem Tag? Manche unserer Altvorderen hätten das sicher anders beurteilt als wir heute, manches Ereignis ist in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Wen interessiert schon, dass am 9. November des Jahres 235 der erste geschichtlich belegte Bischof von Rom, Pontianus, in einem Steinbruch erschlagen wurde? Oder dass sich am 9. November 1313 in der Schlacht von Gammelsdorf Ludwig der Bayer, der spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, gegen seinen Vetter Friedrich den Schönen durchgesetzt (für Letzteren waren die zwei 13 wohl kein gutes Omen) und die Vormundschaft für die noch unmündigen Herzöge von Niederbayern mit Stammsitz in Landshut übernommen hat. Die Landshuter waren zu dieser Zeit weit mächtiger als die Münchner und Friedrich der Schöne war Herzog von Österreich und der Steiermark. Nun, wer weiß? Hätte er gesiegt, wäre Niederbayern vielleicht heute eine Provinz von Österreich? Hätte … würde … täte! Es war nicht so! Aber es zeigt, dass es schicksalsträchtige Tage gab, die wir heute nicht mehr beachten, obwohl sie den Lauf der Dinge bestimmt haben. (Weiterlesen …)

9. November 2011

Aleksej Michajlovič Remizov – Teil II: Leben und Werke

von wietek

Er war am Erblinden, das Schreiben fiel ihm schwer, er nannte sich einen »blinden Schriftsteller«, doch die Augen blicken noch erstaunlich ausdrucksvoll, und gearbeitet hat er bis zum letzten Tag. Thematik und Manier waren sich gleich geblieben, seine letzten Werke heißen: »Mäusleins Flötchen«, »Die Pfauenfeder«, »Die Geschichte von den beiden Tieren«. Er starb 1957 im Alter von achtzig Jahren. Kurz vor dem Tode schrieb er ins Tagebuch: »Ein Andrang von Einfällen, doch ich kann sie nicht verwirklichen: die Augen! … Heute schrieb ich den ganzen Tag in Gedanken — und konnte nichts aufschreiben.« Auch seine Faxen hat er bis zum Tode gemacht. Die Bücher der letzten Jahre tragen den Vermerk: »Zensiert im Hohen Rat des Obeswolpal.«
Um solche Beharrlichkeit, Geradlinigkeit und Seelenstärke könnte man Remisow fast beneiden. Doch Neid wäre unangebracht: Remisow hatte das volle Maß menschlichen Leides erfahren. Man warf ihm oft vor, in seinen Büchern häuften sich die Unwahrscheinlichkeiten, aber sein Schicksal war widersinniger als alles, was er sich hätte ausdenken können.

[zitiert nach Ilja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben, 1962] (Weiterlesen …)

27. October 2011

Frau im Licht

von konecny

   Vladimír Birgus’ Rückschau
   auf Drtikols Werk und Leben
   (aus dem Sortiment des An-
   tiquariats Bernhard, Berlin)

Das Schaffen des ersten tschechischen Fotografen von weltweiter Bedeutung, František Drtikol, begann sich vor dem Ersten Weltkrieg zu entwickeln. … Durch wohldurchdachten Einsatz des Lichts und manchmal auch durch leichte Unschärfe schuf er aus den Modellen fast unreale Traumgestalten, indem er außer dem Ideal der Schönheit auch die symbolische Aussage unterstrich. … Drtikols Akte waren für ihre Zeit sehr kühn und zeigten den nackten Körper in seiner Natürlichkeit und Schönheit.

[Vladimír Birgus: Tschechische Avantgarde-Fotografie]

Der Schatten spielt eine völlig selbständige Rolle, besonders beim Füllen einer Fläche; er haucht Leben ein, betont, ist genauso wichtig wie die Sache selbst.

[František Drtikol: Augen weit geöffnet]

In einem der Käfige wurde ein riesiger Bär gehalten und gezeigt. Der Anblick dieses Tieres, das der kleine František zum ersten Mal im Leben sah, hat ihn unbegreiflich erregt und gereizt. Er versuchte sogar – durch einen inneren Trieb dazu gebracht – es mit einer Axt anzugreifen, was ganz seinem milden Charakter widersprach. … Die wahrscheinliche Erklärung kann man erst in den Erinnerungen von Rostislav Obsnajdr finden, dem Drtikol am Ende seines Lebens erzählte, dass er in einem seiner früheren Leben in Russland gelebt habe und infolge von Verletzungen gestorben sei, die ihm durch einen Bären zugefügt worden seien.

[Karel Funk: Der Mystiker und Lehrer František Drtikol] (Weiterlesen …)

24. October 2011

Aleksej Michajlovič Remizov – Teil I: Cancellarius des Affenordens

von wietek

   Nikolaus II.
(Gemälde von E. Liphart)

Russlands Weg in die Katastrophe
Mit der Wende zum 20. Jahrhundert begann für Russland die schrecklichste Zeit seiner Geschichte.
1894 folgte Nikolaus II. seinem Vater Alexander III. auf dem Thron. Er führte die erzkonservative Politik seines Vaters und dessen radikalkonservativen Bera- ters Pobedonoszev nahtlos fort; er war ein autokra- tischer Herrscher von Gottes Gnaden – Reformen oder gar Demokratie waren ihm ein Gräuel, wie er schon bei der Thronübernahme in einer Rede verlauten ließ.
(Weiterlesen …)

20. October 2011

Seite 5 von 26« Erste...34567...1020...Letzte »