Posted On Juni 26, 2013By Tillmann ReikIn Litmag
Ikonizität ohne Paradigma „I apologize for being so transparent.“ (Gustavo Fring in Breaking Bad, Episode 3.05 : Mas) Paradigm shift: Mit jenem bildhaft-metaphorischen Terminus hatte der Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn Anfang der 60er Jahre den Wandel von für wissenschaftliche Forschungsbemühungen grundlegende Rahmenbedingungen, die disziplinäre Matrix, bezeichnet. Dies noch bevor das Denken in Kehren, Wechseln, Wendungen und Turns (linguistic, pictoral, spatial, performative etc.) in raschem Turnus selbst zum Leitbild der scientific community avanciert war. Stell Dir vor/imagine: Wissenschaft (auch die populäre alltäglicher Welterkundung) bildet sich ihre Meinungen und Anschauungen in Bildern.
Read More Der Wunsch, einen Spiegel zu zerbrechen: Inventionen – Kein mystifizierender Obskurantismus, sondern Aufklärung 2.0: Das unabgegoltene Anliegen avancierten französischen Denkens wird mit dem Jahrzehnte überfälligen Erscheinen zweier Übersetzungen auch dem deutschsprachigen Rezipientenkreis langsam aber sicher nachvollziehbar. Tillmann Reik hat sich die Bände näher angesehen: Heraklit von Ephesos, der einzig in Fragmenten überlieferte Vorsokratiker, bekam von seiner Zeit den Beinamen ὁ Σκοτεινός (ho skoteinos), der Dunkle, verliehen. Deshalb, fügt Heidegger hinzu, „weil er fragend in die Lichtung denkt“. „Aber seine angebliche Dunkelheit, über welche die Böotier aller Zeiten Klage führen, ist
Read More Posted On Dezember 19, 2012By Tillmann ReikIn Bücher, Litmag
Das (selbst-)gerechte (Nicht-)Juden-(Nicht-)Spiel „Der Hauptunterschied, wenn man den alten Geschichten glauben kann, bestand darin, dass Gott nicht mehr seine eigene Faust im Kampf erhob.“ Wenn Nathan Englander sich in seinem jüngsten Erzählband, dem der vielbeachtete Roman „Das Ministerium für besondere Fälle“ vorausging, erneut – wie bereits im prämierten Erstlingswerk „Zur Linderung unerträglichen Verlangens“ – den short stories zuwendet, kann man staunend beobachten, dass sich das zwischen zwei Isaacs, Singer und Babel, stilistisch zu verortende Talent des Autors weiter verfeinert hat. Welches nunmehr von einer Weisheit zeugt, die weniger dem Lessingschen
Read More Inbrünstiges „Inmitten der Welt“ Gott sei Dank bin ich Atheist (Luis Buñuel) Dieu deconstruit. Lui-même. (Jacques Derrida) Ouvertüre – Ver Nancy Nach wie vor erweist sich als schwierig, abzuwägen, womit man es bei dieser aufregend enigmatischen, unverschämt verstiegenen Schreibe, einer Umschrift sämtlicher traditionell eingeschliffener Denkgewohnheiten, zu tun hat. Der man hierzulande im seriösen Wissenschaftsdiskurs nach wie vor nicht gerade mit großer Aufgeschlossenheit begegnet. Handelt es sich im Fall dieses „post-dekonstruktiven Realismus“, wie Jacques Derrida es in seinem ihm gewidmeten Buch „Le Toucher“ (deutsch: Berühren. Jean-Luc Nancy. Berlin 2007) formuliert, um
Read More Tom McCarthy ist ein Autor, der seine Texte mit Anspielungen und Querverweisen belädt, bis sie in alle Richtungen strahlen. Tillmann Reik antwortet mit fröhlich tanzenden Assoziations-Clustern. Weird Wireless World als seidenes Pfingstwunder „Das soziale Band ist als konstitutiv mediales zu denken“ (Daniel Eschkötter, The Wire) TV-Kultserien wie „The Wire“ setzen heutzutage lehrreich Fälle in Szene, die aufzeigen, dass der konspirative Draht, den die Dinge zueinander haben, das soziale Band, was die innerweltlich Seienden stotternd und stockend, oszillierend und gepulst verlinkt, worüber sie einander jedoch auch kriminalistisch abhören und ausspionieren (wiretap
Read More Posted On Februar 15, 2012By Tillmann ReikIn Comic, Litmag
Das Vergnügen einer perversen Verrücktheit Sagte Reger, schreibt Atzbacher, schreibt Bernhard, malt Mahler … Naturgemäß: Ganz gleichgültig, welchen Bären die 2008 in der Suhrkamp-Reihe Quarto erschienene einbändige Ausgabe gesammelter Prosawerke unter dem Titel „Die Romane“ uns aufbinden möchte: Leser, die gern spannende, erbauliche, lehrreiche Romane konsumieren, werden von Thomas Bernhard (1931–1989), der sich selbst unmissverständlich als „Geschichtenzerstörer“ charakterisierte, unsanft vor den Kopf gestoßen: „Ich habe nie einen Roman geschrieben, sondern einfach mehr oder weniger lange Prosatexte, und ich werde mich hüten, sie als Romane zu bezeichnen, ich weiß nicht, was
Read More „Hochheilige Quantenverschränkung“ Au commencement était la fable (Paul Valéry) Eine – im besten Verstand – irrsinnige Love Story zweier Nichtidentitäten, die sich aufgrund ihrer Grundverschiedenheit einander zugehörig fühlen, legt die 1975 geborene Schweizer Autorin Ursula Timea Rossel mit ihrem barocken Quantenroman „Man nehme Silber und Knoblauch, Erde und Salz“ einem wohl ordentlich verdutzen Lesepublikum zu Füßen. Gunst dem Beginnen: Ausuferndes Mind-Mapping Vielleicht lässt sich, was über den mit Kalendern und Karten gespickten, zweifarbig gedruckten Band (in schwarz und marienkäferrot) verknappend referiert werden kann, auf obige, gleichwohl irreführende Weise am besten einleiten.
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