Christine Kappe
Vogelfilme
mit charmanten Moderatoren
in HD Qualität aber ohne Konzept
Vor allem wiederholten sich die Sachen
mit und ohne Musik
Und so war dieser ganze Sommer
zum Entspannen taugte es nicht
Eines Morgens wurden wir von Tauben geweckt, die in den Bäumen festklebten
und deswegen wild flatterten
Das Blau des Himmels war aber immer dasselbe
nur dass die Sonne mal mehr und mal weniger blendete
und die Wolken sich davor irgendwie verteilten
9. April 2018 15:08
Christine Kappe
Am Wegesrand wächst Moos, und die Flamingos heben und senken ihre Köpfe, wie Klavierhämmerchen beim Spiel eines Pianisten, beinah hätte ich die Musik gehört, aber ich musste dich aufheben – du warst hingefallen – und beobachten, wie du scheinbar sinnlos hin- und herläufst und dich freust. Es war frühlingshaft. Ich hatte alle Fenster aufgemacht.
Abends fehlt dir dann was, und du suchst und suchst, weißt nochnichtmal was, und willst mir nicht glauben – es ist der Schlaf.
6. April 2018 21:18
Christine Kappe
Was für Tage
an denen wir mit Kindern rausgehen
und mit Müttern reinkommen
Lebensgeschichten tauschend
Ich hab jetzt die von Jana
Ihr Mann lebt nach der Scheidung in der Oststadt
meiner ist segeln und Miriams raucht
Und Conni. Und die einbrechende Kälte. Und Jannes im viel zu kleinen Pulli
Mitten im dunklen Kinosaal, fällt mir auf, wie klug ich bin, wenn ich frage:
Wie geht denn das: Der Sohn deiner Freundin lacht über dich und sie sagt nichts dazu?
Weil wir immer noch in einem Patriarchat leben
bloß mit verdeckten Karten?
Übrigens hört mir keiner zu
5. April 2018 14:19
Christine Kappe
Als ich mit den Kindern aus dem Bus stieg, fiel mir auf, dass ich die Hälfte meines Einkaufs im Bioladen vergessen hatte. Das besprachen wir dann beim Abendbrot. Mein Mann trug zwei Paar Handschuhe, weil es so kalt war und telefonierte mit dem Bioladen. Der Bioladenbesitzer war mit meinem Professor verwandt, der uns allen zu Weihnachten eine Postkarte mit seinem Portrait geschickt hatte, welches er selbst daheim, mehrfach dupliziert, als Tannenbaumschmuck nutzte. Ob es dieses verwunderliche Detail war, über das ich den Einkauf vergessen hatte? Jetzt hoffte ich nur, dass ich nicht irgendetwas persönliches in meiner Einkaufstüte zurückgelassen hatte. Doch ich glaube, es war nur diese Karte.
3. April 2018 21:14
Christine Kappe
Mein Chef bat mich heute, noch solange zu bleiben, bis ein Schuldner dagewesen war, der 1 Millionen Euro in bar vorbeibringen wollte. „Nicht dass er mich umlegt“, scherzte er. Ich sagte gerade laut: „Der wäre ja auch blöd, wenn er keine Waffe dabei hätte“, als selbiger schon zur Tür hereinkam.
Just in dem Moment brach der Balkon unseres Büros ab und stürzte in den Hinterhof. Mein Gott, wenn ich mir überlege, wie oft ich da in der Mittagspause draufgestanden und telefoniert hab, z.B. mit dir.
Als sich der Staub legte, sahen wir die Sonne spinnenwebengleich in den Spitzen der Bäume hängen. Weiter unten war es schon Nacht.
28. März 2018 22:16
Christine Kappe
Die einzige Hoffnung heut:
Meine Schwimmtechnik
Ich habe gelernt, zu schwimmen und zu atmen gleichzeitig
Nicht etwa durch Denken oder Anstrengen
Sondern durch Verzweifeln und Immer-wieder-dasselbe-tun
26. März 2018 11:06
Christine Kappe
vielleicht schreit immer nur der, der sagt, was die anderen nicht hören wollen vielleicht sind alle verrückt & nur wenige geben es zu. vielleicht missverstehen sie rechts und links und oben und unten und vorn und hinten
vielleicht schläft der eine viel & plant nicht, wird der andere krank und meints nur gut
aber das hilft nichts, und tot
gildet nicht, wo
soll ich hin
es gibt inzwischen nichts mehr
nichtsmehr
Los
klaut doch
flüstere ich den Leuten am Bildschirm zu
für mich zählt jeder Dieb
19. Februar 2018 06:40
Christine Kappe
Bach würde zu ihr passen
auch wenn sie ihn nicht hört
auch wenn sie am Ende mich anguckt
als sei ich wahnsinnig
jetzt noch eine Frage zu stellen
sie hat mehrfach bewiesen
dass das alles geht
mit der Menschlichkeit
als Göttin
30. Dezember 2017 16:55
Christine Kappe
Im Unterbewusstsein werden wir um 1 verschoben. Wir geben uns nicht genug Liebe / mit. Wir reißen uns morgens aus dem Bett und müssen los, bevor wir wachgeworden
sind. Wir fahren im Dunkeln irgendwohinwo wir gar nicht hinwollen wo
stimmen inneres und äußeres Bild überein – so gibt es ein inneres und ein äußeres Bild,
Tage, die immer wieder um sich selbst kreisen und dadurch kein Ende nehmen und schließlich ein einziges Knäuel bilden vom Wind vertrieben werden in die Nacht getrieben
werden, dieser Wind. Dieser Abendwind.
Fische.
(Antwort auf: Andreas Louis‘ russischen Gedankengang)
18. Oktober 2017 18:23
Christine Kappe
für Sylvia Geist zum Geburtstag
die Geräusche, die in der Toreinfahrt hängenbleiben
Kindergeplapper
die Lieblingswörter der Jugendlichen
die immer 9 oder 10 mal gesagt werden müssen
und dann ist man bereits am Ende der Straße
oder schon eingestiegen
Ob der Regen wirklich so gefährlich ist, wie der italienische Autofahrer behauptet?
Versuche, aus der Stadt rauszukommen, bevor es dunkel wird
Irgendwas im Nacken, was wehtut
16. August 2017 16:32