Hans Thill
Wo einer, den Bengel in der
Hand, haushoch
abschmiert ins Säuberliche
eines getretenen
Schuhs, ist die Klarheit
schon verkauft.
Aber wo
die kahle Stelle eines
Yogabeins und das Dach
einer Pagode
von unten sichtbar werden,
bediene dich des Rätsels
als sanften Seegang
für Baum, Einbaum,
Unbaum.
Hier findest du fünf
Gramm Stille, hier
wohnt das trübe Auge
in seiner Ali-Höhle,
scheucht
dich in die Falten der
Schrift, Platz zu schaffen
dem Unmöglichen.
für Gregor Laschen zum Geburtstag
4. Mai 2016 15:48
Hans Thill
Àxel Sanjosé
Setze
Ets cec i a Sitges,
i sents com s’atansen les cendres,
potser l’estiu, potser l’hivern,
amb els colzes apartaries la gent
si n’hi hagués, au, crida el metge.
Les alzines s’han encès
els estels mostren llur sexe.
„Quiets!“ els dius, i es queden quiets
com dient: „I tu, qui ets?“
Dieciséis
¿Qué diosecitos habrán cedido
a tu incesante afán de ser
sin que se deshicieran los cielos,
esas dehesas con cirios
que siguen ahí, yermas y abiertas,
para que se citen los ascetas? Y ¡zas!
llegas tú y te desconviertes
en días inciertos, en bises:
¿Quiénes sois y qué decís?
5. Januar 2016 11:03
Hans Thill
Sechzehn
Die erste Zeche, als die Kohle noch eng
wie Sestinen unter unseren Hütten lag.
Sachlichkeit. Fossile Zähne, ein Lächeln
verteidigt die Freiheit im Unterholz
mit einer Sichel! Tigerzahnsäbel.
Soviele Knöpfe an einem Hemd.
Soviele Zäune in Sachsen, genug
um ein Sixpack aus Säcken zu füttern,
zu kühlen mit einem Bauch.
Seize
quelqu´un qui serre vraiment une seiche,
poisson de charbon. Coiffure de la
mer, les Antilles ont faim. L´anti-diamant,
mou, une soupe. Mangez, Sire,
une sucette de sirop dentifrice. Saint
et soufi, tousser comme une sale
haine, c´est la fin de la succulence
tout court.
Sixteen
you´re thin as a six made of bread and
Cobain everywhere. Hairy guitars,
coalminers drink too much dust but
they eat diamonds. Your password is
the neckverse. Show your jewels,
smile to the curly fly, she is waiting
till ten. Her name is Suzy and she will
be your sister for a season.
Antonio Rossi
Sedici
La prima miniera, quando ancora compatto
il carbone come sestine sotto i nostri capanni
giaceva. Oggettività. Denti fossili: un sorriso
nel sottobosco difende la libertà
con una falce! Sciabola di dente di tigre.
Tanti bottoni su una camicia.
Tanti steccati in Sassonia, bastanti
per rivestire un addominale a sei sacche
e con una pancia rinfrescarlo.
4. Januar 2016 19:18
Hans Thill
Das Elixir
wirkt wie lose Buchstaben in einem Gebirgsbach, eine Verabredung in die Rinde geschnitzt. Man trinkt es in kleinen Schlucken als einen Zusammenhang von Schlange und Schnaps. Man trinkt es im Exil. Auch hier muß man geduldig sein. Hans Test ist Tristan. Wer das Glas zu früh öffnet, wird noch schnell von der Schlange gebissen. So ist das in China, wo sich Eliten an einem Gebräu berauschen. Test nimmt Nudeln anstatt der Schlangen, den Liebestrank hat er zuvor verschluckt.
23. September 2015 11:48
Hans Thill
Ich, ich und ich. Keine Angst, gleich
knackt es ein wenig im Skelett
ich bin jetzt krank. Die Erde spuckt Brocken
und graue Erbsen, der Wind
hat einen Rock und heißt Ubu. Ich baue
mir ein Haus aus nassen Maulbeeren,
die hier die Straßen färben. Schwarzer
Letten, Spätburgunder, früh krümmt
sich was ein Polarorakel werden will.
Ein Trecker mit Bambi-Motor, gefahren
von der Oma, die ihr Fell nach außen
trägt. Im Winter, heißt es, liegt ein
sanftes Papierorakel auf Strauch und
Weg. Im Winter heizt man mit
Vokalen. Ich schreibe Wortskelette in den
Schnee, ich schreibe gelben Nebel
neben Edenkoben, den die Nibelungen
schlucken, als wären sie Deleuze.
Der löst die Rätsel einer Nachbarwelt
im Machtbereich der Gothic Girls
mit der Formel (typisch romanisch)
Poems for all – Pommes für alle!
Háblame, sagt der Marsietis: fülle endlich
jemand mein Glas mit gelbem oder
rotem Regen.
Begrüßungsgedicht für
Amanda Aizpuriete, Uldis Berziņš, Inga Gaile, Semjon Hanin, Liana Langa, Karlis Verdiņš, Carolin Callies, Claudia Gabler, Matthias Göritz, Norbert Hummelt, Jan Kuhlbrodt, Anja Utler
27. Juni 2015 10:19