Julia Trompeter
Hände im Laub,
geschmückte Gesichter,
Laternenlicht.
Haben Sie den Aushang beachtet?
Bis auf weiteres dicht hier.
Niemand weiß so genau, aber.
Die guten Geister im Schnee,
ach so Schnee, ich dachte Laub?
Dieses Laub, es ist ebenfalls da.
Wir lagern das ein.
Die Stühle zurückgestellt.
So lang kein Gedicht geschrieben,
vergessen haben, wie die Zeilen fielen.
Ab morgen ist hier zu.
Wie die Wörter in den Schnee sanken,
überall Buchstaben,
deine vier und meine vier
im Schnee. Im Laub.
Im Blütenstaub von gestern.
19. November 2020 16:46
Tobias Schoofs
it was about beginning of September that
I among the rest of my neighbours heard
in ordinary discourse that the plague was
returned in Holland again; for it had been
violent there in particular at Amsterdam
and Rotterdam in 1663; whither they say it
was brought: some said from Italy others
from the Levant among some goods which
were brought home by their Turkey fleet
others said it was brought from Candia
others from Cyrus; it mattered not
from whence it came; but all agreed
it was come into Holland again
(Daniel Defoe)
8. November 2020 16:14
Christian Lorenz Müller
Gelb gischtet das Laub
durch den Garten.
Der Windgott wirft
die Ahornsamen, Sturmsegler,
gen Westen, Brandung röhrt
zwischen unsere Beine,
wir waten tief im Lärm,
retten uns landeinwärts,
wo kein Lüftchen sich regt,
wo der Windgott
in Arbeitshosen, Gummistiefeln
noch nicht wütet.
Für Joe Amersdorfer
6. November 2020 09:54
Konstantin Ames
Wenn die Blätter Gesicht zeigen
klaffende Gesichte wie Kläffer
darf ich das dann als Zenmoment
begreifen wie ein lange Weiliger den Schleifstein?
Nö.
Wir müssen her hinterm schwatzroten Kaneinchen?
Aio.
Gehörte dir je irgendwas anderes als
diese Kladde mit Berichten
kritzelnder Hälse, übereinstimmend
nur darin: eben nicht zu sein dein Hals?
Näh.
Willst du halbtot gestochener Token vom Ragout kosten?
(Kaneinchen nach altem Ockhamʼschen Rezept)
What a thrill
…
5. November 2020 11:58
Julia Trompeter
Vom Gebrauch eines Halms
Von langer Hand geplant der Mutter Erde dürr
seine Sprossen an der Wand zarte Fäden
duldsam ist kein gutes Wort hier nein
vor das Gesicht zu ziehen von Menschen
eine Krücke den ganz kleinen Käfern
ein Wedel ein Staub ein Krumen
seine Fäden den Spinnen ein Mast
und Trost im Herbst früher Abend
gesponnenes Gold der Marie
ein Sporn im großen Getriebe
das kann und das will das muss nicht
das ist nur ein Wunder ein kleines Gut
2. November 2020 14:41
Björn Kiehne
Als wir schliefen
schlugen Wellen
über unsere Laken,
breitete sich das Watt
weit um uns aus,
suchte Wasser Wege
durch den Sand, Queller
erkundete neues Land.
Als wir schliefen
zogen Wildgänse
mit wildem Schrei
nach Norden,
streiften wir träumend
über die Salzwiesen,
bauten uns dort ein
Haus aus Gischt.
Als wir schliefen
entfernten sich
die letzten Inseln,
schwieg der Wind,
malten wir uns an
den Perlmutthimmel –
flüchtige Wolkenbilder
über das einsame Meer.
1. November 2020 16:28
Hans Thill
Getting and spending, we lay waste our powers;—
Die Kraft der Armen auf der Straße liegt
und kostet nichts.
Der Platz heißt Willi, ein echter Feger.
Was redest du noch von Verschwendung
solange du mit Worten Sprache machst?
Du redest, du redest, das ist alles was du kannst
28. Oktober 2020 17:29
Thorsten Krämer
Ob Strümpfe, Schuhe oder Pantoffeln:
Am Ende gibt alles nach.
Im Vergleich zum Freiheitsdrang meiner großen Zehen
bin ich nur ermüdetes Material.
27. Oktober 2020 11:03