Lehrergewerkschaft wehrt sich

21. September 2016, 16:46
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Das IHS schlägt vor, dass die Lehrergewerkschaft nicht mehr die Bildungsreform verhandelt. Gewerkschafter stufen das als Blödsinn ein

Wien – Paul Kimberger, Lehrergewerkschafter für Pflichtschulen sagt, dass er "nicht jeden Blödsinn" kommentieren wolle. Sein Kollege, AHS-Gewerkschafter Eckehard Quin, sieht das ähnlich: "Ich muss nicht zu jedem Schwachsinn etwas sagen."

In einem Positionspapier zur Bildungsreform hat der Politologe und Pädagoge Lorenz Lassnigg vom Institut für Höhere Studien (IHS) vorgeschlagen, dass sich die Personalvertretung der Lehrer künftig nur mehr um Besoldungsrecht und Arbeitszeiten kümmern solle.

Innovative Konzepte für die Schule, schlägt Lassnig vor, sollen die Lehrer an den Schulstandorten gemeinsam mit Bildungsforschern ausarbeiten. Die Begründung: Die Lehrergewerkschaft bremse Innovationen, während die Lehrer an den Schulen oft sehr engagiert seien und genau wüssten, wo die Probleme liegen.

Lehrergewerkschafter Kimberger verweist im Gespräch mit dem STANDARD lediglich darauf, dass die Personalvertretung vom Gesetzgeber festgelegt ist. "Wir werden uns das Recht zur Vertretung nicht nehmen lassen", sagt der Christgewerkschafter und fügt hinzu: "Wir lassen uns sicher nicht von außen sagen, wozu wir uns äußern und wozu nicht." Mehr habe er dazu nicht zu sagen.

Hohe Wahlbeteiligung

Quin verweist auf die hohe Wahlbeteiligung von rund achtzig Prozent bei den Personalvertretungswahlen im öffentlichen Dienst. Die Interessen nicht zu vertreten, könne man vielleicht der Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH), der Arbeiterkammer oder Wirtschaftskammer vorwerfen, aber nicht der Lehrergewerkschaft: "Keine andere Vertretung ist mit einer so hohen Legitimität ausgestattet." Lassnigg sei wohl entweder unwissend, oder seine Aussagen seien eine "böswillige Unterstellung", sagt Quin gegenüber dem STANDARD.

Auch den Vorwurf der Innovationsfeindlichkeit will Quin nicht auf sich sitzen lassen. Die Gewerkschaft habe sich schon vor der Einführung der Zentralmatura für eine teilweise Standardisierung der Reifeprüfung ausgesprochen. Auch für mehr Autonomie beim Lehrplan habe man sich eingesetzt. Natürlich lehne die Gewerkschaft auch neue Vorschläge ab, dies dürfe man ihr aber nicht absprechen, denn: "Nicht jede Neuerung ist eine Verbesserung."

Auch Schüler skeptisch

Unterstützung bekommen die Gewerkschafter von Schülerseite. Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda sieht Lassniggs Vorschlag kritisch. "Schon jetzt sind die direkt von den Reformen Betroffenen kaum in die Verhandlungen eingebunden." Auch von der Idee, statt der Gewerkschafter die Lehrer an den Schulen einzubinden, hält er nicht viel. "Unsere Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft war immer sehr gut." (Lisa Kogelnik, 21.9.2016)

  • Ohne Gewerkschaft sei die Bildungsreform leichter, sagt ein Experte.
    foto: standard/fischer

    Ohne Gewerkschaft sei die Bildungsreform leichter, sagt ein Experte.

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