Tausendmal haben wir den Satz mittlerweile schon gehört: „Die Politik muss die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen.“ Wähler und Wählerinnen formulieren ihn, sobald man ihnen ein Mikrofon vor die Nase hält, Politiker und Politikerinnen tun dasselbe. Mal klingt der Satz weihevoll, mal trotzig, mal anbiedernd, meistens jedoch bloß noch leer. Er ist eine Phrase geworden, in die man sich flüchtet, wenn einem gerade sonst nichts einfällt. Vor allem aber: Der Satz stimmt oft gar nicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2016)