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Karin Fellner

* 1970
München

Vita

Lebt in München.

Sie studierte Psychologie in Konstanz sowie Literaturwissenschaften in München und arbeitet als Autorin, Schreibcoach und Übersetzerin. Daneben moderiert sie Lyrikveranstaltungen und leitet Schreibprojekte (u.a. für das Lyrik Kabinett München).

Für ihr lyrisches Schaffen erhielt sie 2005 den Förderpreis beim Leonce-und-Lena-Wettbewerb in Darmstadt, 2006 den Förderpreis für Lyrik der Internationalen Bodenseekonferenz, 2008 den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur, 2012 den RAI-Medienpreis beim Lyrikpreis Meran und 2018 ein Arbeitsstipendium für Literatur des Freistaats Bayern.

Auswahlbibliografie

eins: zum andern
Karin Fellner
eins: zum andern
parasitenpresse
2019
Ohne Kosmonautenanzug, Karin Fellner
Karin Fellner
Ohne Kosmonautenanzug
parasitenpresse
2015
hangab zur kehle. Karin Fellner
Karin Fellner
hangab zur kehle.
Yedermann
2010
in belichteten wänden, Karin Fellner
Karin Fellner
in belichteten wänden.
Yedermann
2007
Karin Fellner
Avantgarde des Schocks
Parasitenpresse
2005

Textfläche

Auch, sagt Anako Retin, im verkrusteten Schuppen,

in der vermöbelten Höhle, in meinem Hirn nämlich unter

Verballung und Horn, sagt sie, steht

eine Dose, darin: eine winzige dunkle

Singularität, ruhend, reißend, hier

leuchten in der Begegnung

Teile und Gegenteile sich ein, sagt Anako, komm

ich ihr nahe, geht

ein Klärstaub auf in Worten,

blühsam, ohne Prunk.

23.09.2014  ·  Aus: "Ohne Kosmonautenanzug. Gedichte", parasitenpresse 2015

Die Vogelmutter singt. Du zielst ab auf ein Großes
was dir gelingt, nicht gelingt. Bist ein Galan und massierst
die Nacht (*gal-a) unplugged

Pünktlich zum Firn des Morgens nabelst du dich ab
und nachgerade gleitend in eine dunkle Materie
schwörst du dich ein auf jene
Delikatesse der Amseln

ergibst dich der Phasenverschiebung

23.09.2014  ·  Aus: unveröffentlicht, 2012

Oberhalb der Curie-Temperatur

Blitzableiter im Haar
gehst du also da
Werst um Werst übers Feld
auf deiner Parallele
durch den Elmswald. Mit
jedem Tritt zieht das Land
sich vor dir aus, violett.

Die Spulen am Horizont
brummen bis in dein Mark.
Rings knistern Gräser im
Teslawind, stetig wiegt
die gebündelte Ladung
auf deinen Schultern. Dort

womöglich die Schaltzentrale.
Womöglich schiebt gerade
jemand den Regler hoch. Wie
deine Linie schwände,
du innehieltest zur Wende,
um querfeldein zu gehn.

23.09.2014  ·  Aus: unveröffentlicht, 2013

Diese kleine Frau sitzt im Laub
ihres Denkens und schaukelt

ohne Betreff ist sie nur
Lindenbollen ein Baum
Schwammerl außer Dienst

sieht mit geschlossenem Lid:
mein und dein ist ein Schild
aus Federn es verbläst

die Körnung in der Brust
die Steinrüstung bestreicht
sie mit Luftfäden jetzt

ist nichts mehr: besonders
Platane an Schnellstraße an
der Scheibe verwischte Fliege

zerfasert wie Distelköpfe
ihr Knistern: neuronal

23.09.2014  ·  Aus: Karin Fellner: hangab zur kehle (yedermann Verlag, 2010)

Besteigung des Berges Mu

Im linken Tal wohnen die Manen. Die Namen.
Sie stapfen einher voller Grimm. Dunkel sind ihre Daumen
vom Drehen der alten Fässer. Der alten Flüche. Schwer
bleibt es, das Dorf zu verlassen. Eingehegtes. Und was
es draußen zu sehen gäbe: Gnome. Gräben. Gestrüpp?

Fußangeln schleppt man herum. Die Anger wie geleimt.
Das stete Gebrumm der Libellen mit nur drei Flügeln. Brut.
Wann rücken die Echos ab. Wann treten die Nadeln im
steten Atmen zurück. Und aus. Und ein. Undsoweiter.

Die Zwischenblicke ins Tal: wahrnehmen und zerknüllen.

Murmeln von Rinnsalen: Lass
ab lass weg lass ziehn.
Ein Weg hebt an.

Fast geschoren
gehn Aufwinde nahe. Vorbei.

23.09.2014  ·  Aus: Jahrbuch der Lyrik 2013 (hg. v. Christoph Buchwald, Jan Wagner)