FIXPOETRY weiterempfehlen

 


Link: http://www.fixpoetry.com

Autorenbuch Carsten Klook Freihändig – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Carsten Klook

Sollte Ihr Browser kein Flash unterstützen:

Freihändig


Vor uns liegen zehn Finger. Wenn man genau hinhört, kann man die Bevorzugten, Bewegungsfreudigsten trommeln hören: Kuppen hinterlassen gedämpfte Geräusche, Nägel klacken hornig.
Ob Finger wissen wollen, warum sie trommeln müssen? Ihr Verhalten ist absonderlich. Sie liegen auf der Tischplatte und langweilen nicht nur sich, sondern auch ihre Betrachter. Ihnen fehlt die Beschäftigung mit anderen Dingen, das zielgerichtete Handanlegen.
Geballte Fäuste erwecken den Eindruck des Tatendrangs, flach aufliegende Hände den des gepflegten Nichtstuns. Die Körperteile, die sich bestens allein beschäftigen können, sind eben die Fingerhaufen.
Händeln statt Handeln?
Ein gewisses Fingerspitzengefühl kommt auf. Was will ich denn sagen? Wie’s geht? Och, wissen Sie, schlaugemeiert-fleischig bewege ich mich a-rhythmisch, werde unmerklich abgeschoben und befasse mich schuldbewusst mit der anderen Hand.
Lange Finger, Wurstfinger, Fingerübungen, -fertigkeiten, Gefinger, Fingierer, Fungierer, schlimme Finger ... Wie man hört, kommt ein Finger, der sich langweilt, selten allein. Er übt sich im Wortgescharre, will auf sich aufmerksam machen, erhebt sich, schüttelt mahnend den Zeiger und weiß, was man weiß: Langeweile ist auch kein Thema.
Die Buchstaben zeugen davon: Hier ist jemand, der drückt noch. Und noch einmal. Es ist, als warte man auf des Rätsels Lösung. (Irgendetwas muss dies alles ja bedeuten). Als suche man nach irgendeinem Griff oder Hebel, den Geschriebenes mit sich bringen soll. Konzentrationslos huschen die Finger über das Tastenfeld. Nur, um nicht allein, an sich, zu sein.
Das mag an der Unfähigkeit zur Erinnerung liegen. Ich strecke die Handwurzel, überspanne ihren täglichen Arbeitsbereich. Die Hand reckt sich, gähnt. Den ganzen Tag hat eine Hand die andere gewaschen, nun wird es Zeit, dass der Daumen Feierabend macht, nach oben zeigt, und die Füße auf den Tisch legt – das heißt: frei vom Handteller baumelnd, sich hängen lässt. Ganz hinten beschreibt der Kleinste eine Bogenlampe. Von Finger zu Finger fächert sich die Hand auf, bereitet sich auf das Schütteln vor, spürt Bremsung und Beschleunigung des linksrechtslinksrechts-bewegten Gelenks.
Das Zappeln am Ende der Gliedmaßen ... das will doch etwas: was denn?
So zupft der Finger am Ärmel des Selbst: Will etwas weg? Der Wille dringt aber nicht bis in den Arm. Und so bleiben die, die an niemanden richtig angeschlossen sind, auf dem Tisch liegen.
Abschiedsinstrumente, winkende.

weiterempfehlen

zurück

Autorenarchiv

  1. A
  2. B
  3. C
  4. D
  5. E
  6. F
  7. G
  8. H
  9. I
  10. J
  11. K
  12. L
  13. M
  14. N
  15. O
  16. P
  17. Q
  18. R
  19. S
  20. T
  21. U
  22. V
  23. W
  24. X
  25. Y
  26. Z