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Autorenbuch Dieter Schlesak Tunneleffekt 3 – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Dieter Schlesak

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3


Gewesen-Verwesen, - also den Zerfall in jedem Augenblick vor sich zu sehen, müßte eigentlich abschiedsfähig machen, es hinterläßt aber nur Trauer, weil wir eher unseren Augen als unserer Gewissheit trauen. Und daß wir den Abschied (den Tod vor Augen) sehen können, dies wird mit den ständig ankommenden und verschwindenden Sekunden gleichzeitig und immerzu verdrängt! Als wäre es die reine Unmöglichkeit... Wir erfahren sie täglich.

In der Poesia metafisica wird versucht, jene Scheinhaftigkeit der "wirklichen" Existenz kenntlich zu machen, und zwar durch virtuelles "Verschieben" in die eigene Zukunft, an jenen ORT, wo das Ich schon IST, den Bezugspunkt also zur wirklichen Zeit, die ihre Schatten in jeden Augenblick werfende erfüllte Zukunft (also das, was alle am Ende erwartet!) zu finden.

Der Versuch, im ver-endeten Schein diesseitiger Existenz dahin also zu kommen, wo auch die Illusion Tod aufgehoben werden kann,  macht jede Zeile zu einem "geschriebenen Glück".  Unsere gemeine (gesicherte und sozialtierische) Alltags-Existenz ist ja eine künstliche (und unwahre) Projektion  aus Angst (Freud). Alles wird getan, um das Un-Heimliche, jenen Abgrund des Heimischen (des Gemeinsamen von Lebenden und Toten) zu verdrängen. Daraus ist der Erzähler noch nicht, wohl aber ein bewußtes lyrisches Ich längst erwacht.

Die Lebenden  wirken wie Gespenster.
 
Das lyrische Ich (Spiegel des Selbst, das Du, der alte "Engel" in uns) reagiert mit gutmütigem Spott und Sarkasmus, aber auch freundschaftlich und mitleidend. Überhaupt kann es ja in dieser Wieder-Gabe (Mimesis) irdischer Verhältnisse nur mit leidvollem Wissen um alle Todesarten des Irdischen, wozu nicht nur Krankheit, Krieg, Alltag, sondern auch die Liebe gehört, zur authentischen Lyrik kommen; und es könnte sein, daß das ganze poetische Unternehmen nur eine Art Jenseits-Therapie ist, die "Tagesreste" jenes Albtraums "Le-ben" zu tilgen, sich zu reinigen, um sich weiter entwickeln zu können, diese Schwere und Abschiedsunfähigkeit zu beseitigen.
Begriffe sind unfähig, dieses Kommende zu fassen (jene Welt, die eigentlich schon da ist).        

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