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Autorenbuch Dieter Schlesak Tunneleffekt 11 – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Dieter Schlesak

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11


Wahr bleiben nur solche Sekundenbilder, mit Sprache zusammengesetzt wie Fotos im Labor, vergrößert, verkleinert,  Momentaufnahmen,  Ausschnitte, Vorder- und Hintergründe herauspräpariert und vertauscht in Großaufnahmen, wo das ganze Gedicht dann wie eine strukturelle Metapher wirkt! Auch eine Umkehr der Bilder oder Schnitte von innen kann es geben, die zum  Sinn führen. Und dann  werden sie auch noch mit dem Gefühl und Formgefühl des lyrischen Ich  retouchiert, als wären sie nur Schablonen.

Alle diese Momentaufnahmen werden in günstigen Augenblicken zu Gedichten, Gedichtteilen, Versen; bei schwächeren Intensitätsgraden zum Tagebuch, Gedankenbild  oder zur Prosa.

Aber: was sind diese Momentaufnahmen, was ist das JETZT der Augen-Blicke? Darum geht es. Dieses Jetzt der Lebensmomente, nun so, ins Unendliche verlängert, ist unheimlich, aus dem Namen gefallen, aber im unausdrückbaren EINEN, im Informationsnetz der Beziehungen aufgehoben, es blitzt und leuchtet ein, drückt – wenn auch oft ironisch gebrochen - ein Glücksgefühl aus, nachzulesen etwas im Gedicht „du weißt es noch nicht?“:

Sie aber im zusammengefalteten Raum
ALIENS Astral Flug
gedankengleich wirklich

Milliarden Lichtjahre in einem einzigen Blitz


Doch nicht nur das Ich löst sich dabei auf, wird Aufgabe in der ironischen UFO-Metapher, in andern Gedichten im Strom der Meditation, dem indischen oder tibetischen Dharma, der christlichen Meditation, sondern die starre Ästhetik und das frustrierende Gesellschaftsdenken, Beute der Sieger, löst sich ebenfalls in Wohlgefallen auf, entfernt sich; wie die Zeit stehenblieb, so soll auch der Verstand, sollen die Sinne stehenbleiben im Unheimlichen, und sei es in furchtbaren Momenten des bewusst gewordenen Abschiedes, des Todes, ein Bewußtsein, das bis zu Furcht und Zittern in einer plastischen Szene des eigenen Todes oder des Eingesperrtseins im eigenen Körper vorgestellt und erlebt werden, aus dem es nur ein Entkommen gibt: -  der Flucht ins endgültige Ende dieses Lichtes.
In meinem Tagebuch hatte ich solch eine Erfahrung festgehalten, die mich nicht mehr losläßt und zu meinen Schlüsselerlebnissen gehört:

In der Nacht dann Portovenere, ich lag halbnackt in der Bootskabine neben Hannah, da hatte ich wieder die Zwangsvorstellung, nicht aus meinem Körper herauszukönnen, in ihm eingesperrt zu sein,  wie jeder Baum, wie die Erschossenen an der Mauer, die Gehenkten, aber auch wie wir alle, wie Hannah, wie unser kleiner schwarzer Hund; es ist jedesmal entsetzlich, als stehe eine Hinrichtung bevor. Ein Bekannter aus Pistoia leidet darunter, daß er im Körper festsitzt, und hat mich schon vor Jahren auf diesen tödlichen Gedanken gebracht; seither werde ich ihn nicht mehr los. Was ist schlimmer, diese Fleischzelle    oder der Tod: - als Befreiung? Wir könnten nicht leben, würden wir dieses Bewußtsein, im Fleisch unentrinnbar eingemauert zu sein, nicht dauernd vergessen. Wenn alles wie bei Geisteskranken unheimlich und unbekannt wird, Namen nicht mehr schützen, alles aus seinen Namen fällt, so überreal ist wie namenlos Haut und Knochen. - Es ist ein vergessenes Wissen, daß wir ins Fleisch gefallen sind, anders-wohin gehören, und daß solche  Angstzustände uns näher ans Erwachen bringen.

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