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Autorenbuch Johannes Beilharz Ich bin auf einem anderen Planeten – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Johannes Beilharz

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Ich bin auf einem anderen Planeten


Ich bin jeden Tag auf einem anderen Planeten,
und der heutige Planet ist klein – der Horizont
verschwindet ganz in der Nähe, und ich habe Angst,
herunterzufallen, wenn ich mehr als einen Kilometer
gehe. Fünf Kilometer und ich stünde auf dem Kopf.

Dieser Planet ist blau und gemustert, als ob
jemand Schlangenlinien in den Stand geritzt hätte,
wie an einem Strand. Das Blau ist angenehm, gekörnt
sandig. Ich bin barfuß. Der blaue Sand fühlt sich
gut an unter mir. Versuchsweise habe ich

ein paar Schritte getan und gemerkt, dass der Sand
nachgibt, dass sich aber hinter mir das Muster
wieder neu bildet. Unter mir ist auch ein Atmen,
als ob der blaue Planet lebendig wäre.
Ich habe im Sand gegraben, um festzustellen,

was da drunter ist – nichts als mehr Sand,
nur etwas kühler. Ich habe ein bisschen Sand
gegessen, er schmeckt wie Margarita-Mix
und löscht Hunger und Durst. Ich sollte aber
nicht zu viel davon essen, da dieser Planet

keine Toilette hat. Andererseits: wer würde
schon etwas merken, wenn ich mein Geschäft
direkt im Sand verrichtete? Schließlich bin ich
allein hier, außer man zählt den Planeten mit.
Der mir gerade laut und klar mitgeteilt hat,

in meine Gedanken gesprochen: Du bist nicht allein!
Ich bin für dich da. Das bringt mir natürlich
unheimlich viel, dachte ich, hier draußen
im Weltraum, ohne einen weiteren Planeten
in Sicht, den ich per Anhalter erreichen könnte.

Wieder spricht der Planet zu mir: Ich bin
nur eine Instanz, eine kleine noch dazu.
Ich werde vergehen, und du mit mir, doch
werden wir wieder Form annehmen, du wirst
schon sehen. Mach dir also keine Sorgen –

wir sind nur ein Tröpfchen Zeit. Geduld!
Und eh ich mich’s versah, war ich zurück
von Planet Blau und wusste, es war alles
ein Traum gewesen. Ein Traum, den ich
wieder und wieder durchleben würde –
in irgendeiner Form – wieder und wieder.

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