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Autorenbuch Mechthild Curtius Timanfaya – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Mechthild Curtius

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Timanfaya


Vulkan-Himmel oder Lava-Hölle Naturpark Timanfaya am Nachmittag. Nur mit Sonderbussen Zugang. Kein Aussteigen möglich, gleichfarbige Busse fahren die Menschen durch rot graue Vulkane. Breitwandfilm umgekehrt. Landschaft steht. Menschen fahren Breitwandschwenks multicolor technicolor. Im Bus dudelt eine ausgeleierte Kassette zu den Landschaftsbildern, durch die wir fahren, das, was die Kamerateams Atmo = „Atmosphärenmusik“  nennen. Und Informationen; der Pfarrer von Yaiza berichtet: „Vor 175 Jahren wurden einige Dörfer überrollt, überschüttet, verbrannt, verglüht. Vor der Stadt kam der Glutfluss zum Stehen, man dankt der Heiligen Maria jedes Jahr mit einem Umzug. Unter uns ein gigantischer Friedhof. Mumifiziert sind Menschen und Tiere, eingesteint enger als Insekten in Bernstein, schwärzer, härter. Ewiger? Aus der großen Kornkammer der Kanarischen Inseln, der grüngoldenen Getreide-Augenweide mit glasgrünen Olivinen ist schwarzer Mord geworden.“ Die Ziegen seien, schreibt der Pfarrer, im Todeswahn mit den Hörnern gegen Wände gerannt und vor den Menschen verendet, Tier-Suizid. Heute belebt sich die Insel wieder, kaum sammelt sich angewehter oder verwitterter Staub, wächst winzige Macchia. Das Gestrüpp brennt lichterloh im Touristentrick, alle halbe Stunde wiederholt: zehn Meter weiter verdampft Wasser, beides, um die Hitze der noch immer vitalen Vulkane zu demonstrieren. Im Umfeld des runden Timanfaya-Centro gigantischer, eher Störenfried als Mittelpunkt, zerstört den Überblick auf die Landschaft ärger als Tübkes „Elefantenklo“ in Thüringen. Aber es ist das einzige Touristengebäude mit Aussicht aus dem Rundbau über Vulkangebirge. Lava lebt: kleine Drachenbäume, kniehohe Lorbeersträucher, allerhand angeflogenes wildgekeimtes Kraut ist zu Dornenhärte und Speicher-Dickblatt mutiert. Überleben lernen. Vielleicht in vielen hundert Jahren wieder Lorbeerhaine wie vor den Vulkanausbrüchen und wieder grüne goldene Kornkammer wie dereinst. Was sind tausend Jahre? Zeit heilt. Der Raum von Lanzarote ist um ein Drittel gewachsen. Die glühende Lava ist zischend im Meer erkaltet. Zu Teerterrassen erstarr,  verkarstet,  aufgebrochen, eingebrochen über Lavabasen, glasige Fladen, schroffe Wände. Stumpf und glänzend. Jene kinderkleinen Krater, denen nur der Kleine Prinz vom Flieger-Poeten Saint-Exupéry fehlt, „Öfchen“ genannt, gefährlich heiß und tückisch heraus explodierend, das alles sechs Jahre lang immer wieder. Einzig der Pfarrer konnte entrinnen...“.  Das Tonband verstummt.


 

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