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OHNE GRENZEN

Ich gehe auf der Ottenser Hauptstraße,

als mich ein unbändiges Verlangen

nach Vivaldis „Winter“ überfällt.    

Alle Früchte starren mich an,

im Kopf wird eine Geige laut,

Heidekraut umklammert mein Hosenbein.

Dann sitze ich auf einer Bank

wie ein oberschlesischer Arbeiter

und drehe meine Mütze in den Händen.

Kältehauch einer fremden Mutter

unter dem Hemd, Lippen messerscharf,

die Erzwangen schneekalt gepudert.

Ihr Fluch war mir auf den Fersen.

Ich hatte mich nicht opfern lassen.

Seitdem auf der Flucht vor Schuldgefühlen,

mit dem wilden Verlangen nach Vivaldis

„Winter“, aus jedem Straßenlaut höre ich

Vivaldis „Winter“ heraus und es hört nicht auf.

Doch der Musiker am Niendorfer Markt

mit kleiner elektrischer Verstärkung

singt ein bulgarisches Lied: Njama granitza.

Sein Klang ergreift mich und wirbelt mich auf

in die Luft hoch über die Dächer und über das Land

nach Osten und Westen in die Welt hinaus.