weitere Infos zum Beitrag
Kolumne
Sieben Starke Herzen / Februar/ sechs /sitta
...am Ende der Fahnenstange
liegt wieder Schnee im Augenweiß.
(Swantje Lichtenstein)
Am Ende eines Satzes geht Blanka Beirut spazieren und beobachtet, wie zwei dicke schwarze Vögel über die Morgenwiese hinken und sich als Amselriesen ausgeben. Dem Nymphensittich kann man aber nichts vormachen, er belächelt die Angeber aus der Handtasche heraus, vor allem, weil diese es nicht lassen können, ihren Krähentenor mit Staccatohemiolen zum Besten zu geben, bis die Sonne nervös flackert. Blankas geistiger Augapfel aber wird kalt. Eiskalt. Da ziehen grad die Jungs vorbei, auf einem kleinen Boot, Richtung Europazukunft. Wir fahren mit starken Herzen, sagt einer von den sieben auf tunesisch. Nach Italien. Mit Optimismus und Leidenschaft und der fehlenden Wahl. Blanka muss weinen, wie der blonde Pudel des gestreiften Nachbarn. Er weint nicht nur wie ein Kerl, sondern er zittert Pippi vor der Tür.
Später will Blanka Beirut in die Toilette des Cafes vor deren Tür ein Pippimann sitzt. Ach, das nennt man ja Klowart. Oder Klomann. Einer mit guten Zähnen. Die erinnern Blanka Beirut an wen. Gleich fällt es ihr ein. Bröckelnde Musiksubstanz in den Synapsen, aber dann: Es ist Berlusconi, der Doppelsack mit den guten Zähne. Den will Blanka noch nicht mal als Klomann hier sehen. Ach, Blanka, den Doppelsack hat doch fast jeder Mann. Außerdem möchte der Nymphensittich nichts Unanständiges in der Handtasche haben. Lieber Libellenwellen, sieben, die auf der Lippe lieben. Ach Blanka, Blanka! Der Nymphensittich ist empört und erkennt seine wolkige zederngelockte Blanka nicht mehr. Da geht es ihm wie vielen anderen. Weil die Tagebuchstaben wie immer nicht zugesperrt sind. Nein, weit offen ist die Tür und sagt Hereinspaziert. Das passt nicht zu Europa, durch dessen Schlüsselloch sich mehr als sieben starke Herzen quetschen. Ach so!