Blanka Beirut - Tagebuchstaben (11)

Kolumne

Autor:
Andrea Karimé
 

Kolumne

Alptraum Kunde Krieg, März / elf / hadarschar

Mit Mühe reiße ich mich von der Palme los und laufe gebückt wie ein Affe quer durch den Garten. Das ist die normale Gangart des Menschen in Kriegszeiten.
Ghada Samman

Wie eine Klapperschlange zischelt ein die Bahn in die Station. Blanka Beirut will vom Schreiben leben können, aber macht es sie glücklich? Diese ganze Plackerei mit Worten? Andere wetzen Wörter und stechen sie. Wieder andere reden Rattengeschwätz, alles aus Wörtern, wo die doch gutmütige Hunde sind. Blanka geht langsam durch den Tunnel in die flirrende Morgenstraße. Ein orangener Mann sammelt Müll und summt obertonreich eine Melodie. Sein frischer Ton breitet sich im Straßenraum aus wie ein kleiner Hauch Duft im Hamam. Da muss doch was in punkto Frieden möglich sein denkt Blanka vergnügt und scheucht den Nymphensittich aus der Handtasche. Fanfaren kreischen soll der und die Kunde vom möglichen Frieden. Ja!

Die Nachrichten sagen es aber wieder anders und deshalb geht Blanka Beirut, die Junkerin mit dem Zedernidealismus gebückt wie ein Affe durch die Zeit. Es herrscht immer noch Krieg.

Kläglich ertrinken die Töne des Vogels im Rausche der Kriegsmannen. Das Gesicht des Kriegsjungen Nicolas, das lange Zeit traurig war, weil der Kleine nicht mit dem Schmuddelkingkongkönig spielen sollte, leuchtet wieder feurig. Held, Retter, Despotenvertreiber. Schmuddelkingkongkönigkiller.

Ey, Deutschland wurde einst auch gerettet, sagt der gestreifte Nachbar, und willst du, dass der Kingkongkiller seine ganzen Leute niedermetzelt? Willst du das zulassen?, fragt er und bringt den blonden Pudel in den Pudelkindergarten. Damit er wieder mehr Zeit für sich hat. Nein, sagt Blanka kleinlaut. Sie hasst das Fragenspiel, in dem sie immer verliert. Die Sonne verschwimmt in Seifenlaugenästhetik und die Nato gewinnt wieder, denn die buchstabieren die Antwort, mit Truppen, Waffen und Fliegern. Das Zittern der Kinder hat aber nicht aufgehört.