Blanka Beirut - Tagebuchstaben (12)

Wochenkolumne

Autor:
Andrea Karimé
 

Wochenkolumne

Salatgurkengrüne Salzach gegen brennendes Buch / März/ 12/ etnarsch

O grüne frische Poesie
Wo bist du heute, mir zu helfen!

(Lili von Braunbehrens 1921)


In Blanka Beiruts Tasche knirschts salzig, denn sie fährt nach Salzburg um Geld zu verdienen. Im Zug mosert passend der Sitznachbar unweit vom Chiemsee, alle Vögel wären ausgestorben, nur noch Russenkrähen. Blanka und der Nymphensittich sehen sich die schwarzen Vogelkönige genau an, wie sie picken auf einer Wiese mit gelben Blumen, grüßenden Löwenzähnen. Doch hier sie aus Russland und obendrein Barbaren geworden. Quatsch, schreit der Nymphensittich und will nach Blanka picken. Doch da kommen sie endlich an, und er flieht in die Handtaschenzelle, und die Stadt überschwemmt ein Sonnenlicht, da trappelt was, die Fiaker ziehen. Und ein Fluss fließt da! In salatgurkengrünem Salzkleid -aufgeschnittene Gurke natürlich - und geisterhaft wellen sich die blauen Schatten der Brücken.

Fast wird es Blanka Beirut gruselig, und dann soll sie auch noch sehr viel Geld für Kaffee, Kunst und Kleinigkeiten ausgeben, wie alle Besucher der Stadt eben. Doch Blanka entziffert lieber das schneebedeckte Alpenkrokodil, dass aussieht wie der Rücken Beiruts, nur vorn kein Meer, und sie flüstert lieber mit dem feuerfarbenen Getülp im Mirabellgarten, sie speien in Reih und Glied und hinter Heckenmauern stehend. Doch sie erzählen vom Koran, verloren, verbrannt. Vom Popel, der Öl auf die Glut des todkranken Weltfriedens gießt. Und von den Massen, die gleich darauf endgültig Schluss machen wollen, nicht warten, bis der Frieden eines natürlichen Todes stirbt.

Nein, das ganze Programm. Krieg in ein Land, in dem Krieg herrscht. Die ganze schöne Frühlingspoesie verdirbt der Wahnsinn auf das Scheußlichste, dass die nicht mehr atmen kann und nicht das Margeritelein, das sich krümmt und ächzt im frischen Grün neben den feurigen Gesellinnen. Da kann auch die Salzach nicht gegen an.