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Wochenkolumne
Kolumne 39 Braune Spuren und Sitzplatzblockierer/ tisaa u talatin/ Oktober
di ziite, di säbe ziite
wo gsi sind wie liechti summervögel
won ich alles ha wele und alles ha gä
(Marianne Rieter, aus Brennpunkte, Lyrik aus der Schweiz, FIXPOETRY.Verlag 2011)
Blanka Beirut fährt mit der Straßenbahnlinie neun durch das in einer scheußlich feuchten Niedrigwolke ohne Schneesterne steckende Zürich. Sie trinkt einen Leckerschluck Becherkaffee, den sie teuer mit fröhlich buntem Geldschein bezahlt hat. Und dabei sehnt sie sich nach der sommervogelleichten säbe ziite, doch nur möwenschwere Stunden begleiten sie, da überall vor lauter Feindesangst braune Viren übersehen werden.
Nur noch Zufälle bringen die Rechten ans Licht. Die Ermittler haben keine Zeit, sie müssen Blanka verfolgen, wegen ihrem verdächtigen Nachnamen und Moscheen kastrieren. Aber die „renitenten Sitzplatzblockierer“, die Verbrecher, die ihre Handtaschen auf die Straßenbahnsitze stellen, werden nun immerhin geahndet. Zumindest hier in der Schweiz. Deshalb hat Blankas Handtasche Angst, hockt wie Kaninchen auf Blankas Knien, und der Nymphensittich fliegt auf.
Nebenan am See findet er die Gesellschaft eines Blesshuhns, Perle im Seevogelschwarm am Bug eines Wassertaxis. Er sagt Grüetzi und Hatschi und dann ist die Dame weg, da sie lieber auf dem Wasser schwimmt. Ein Uferstraßengeiger klatscht in die Hände, und schon wird der Schwarm von der Niedrigwolke eingesackt.
Blanka Beirut steigt deshalb aus der Bahn und geht einem Wort entgegen aus Rachenlaut und Marmelade. Garantiert ohne Taschenangst.