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Kurze essayistische Arbeit
Jede Strophe ein wabbelndes Bäuchlein
Und darauf, was ‚Form‘ ist. Begreift man sie formal, verfehlt man sie. Form ist eine Idee, verkörpert in eine Struktur. Ein Gestalt gewordener Gedanke.
Passt der Gedanke (die Interpretation des Gedankens) zu einer Gedichtvorstellung, lässt die Form sich zur Absicht des Gedichtes machen. Das ist von großem Vorteil: die Absicht kann als Form den Entstehungsprozess begleiten, ja sogar vorantreiben – und nicht erst nachträglich eingreifen (in Korrekturen, beim Selbstinterpretieren). Sie wird eine Art Leitplanke: zeigt die Richtung an, die Streckenlänge, orientiert das Auge. Und das Schönste: inhaltlich ist sie nichts – das Paradox einer absichtslosen oder blinden Absicht, die erlaubt, sich dem Weg zu überlassen, stärker auf anderes zu achten.
Form also wäre nicht jener selbst formalisierte und entleerte Schulbegriff, der Form als Abzählen von Hebungen und Senkungen, Silben und Strophen missversteht, sondern eine Art und Weise, die Sprachgedanken anderer Menschen aufzugreifen – sich einzuklinken und selbst zu gebrauchen. Poetische Formen, verstanden als erprobte Erscheinungsweisen poetischer Absichten, „orientieren“ die Worte. Sie geben ihnen zu ihren vielfältigen anderen Werten eine Position hinzu, drehen ihre Kräfte und verbinden sie auf subkutane Weise. Form, verstanden als Absicht, ist eine Art Licht (ein Scheinwerfer, wenn man es technischer mag), den man dem ungebundenen Wort zuschaltet.
Beim Malen als Kind ging es mir regelmäßig so: nie erschien auf dem Papier das Bild, das ich im Kopf hatte, stets erschien auf dem Papier ein Bild des Bildes mit etwas anderem hinzu, das manchmal gut tat, und manchmal alles zerstörte. Ich verstand den Vorgang nicht, begriff aber, dass die gesamte Materie (meine Hand, mein Körperzustand, die Farben, Pinsel, das Papier, der wievielte Versuch es war) ein Wörtchen mitredeten. Heute bin ich froh, wenn es beim Ansehen des Gedichtes nach dem Schreiben auch so ist. Die Absicht wurde aufgelöst. Oder: die Absicht der Form und die Gedichtvorstellung stritten miteinander. Exakt dies ist das Geschenk der Form: sie treibt voran und zwingt zu Gedanken, die zumindest ich ohne sie nicht einmal geträumt hätte. Sie ist eine leere Sprache, die den Kopf wie ein Helm noch einmal umschließt, für die Sprache im Kopf. Wobei „Kopf“ nicht nur das Gehirn, sondern das ganze fühlende Wesen meint, das schreibt.
Ist das Gedicht (so gut wie) fertig, trennen Form und Absicht sich wieder. Die Form steht auf dem Papier, in aller Absicht, und kann auf verschiedene Weisen gelesen werden. Die andere, eher inhaltliche „Absicht“ (Vorstellung) hingegen ist idealerweise verschwunden - überholt von ihrem eigenen Gedicht.
Passt der Gedanke (die Interpretation des Gedankens) zu einer Gedichtvorstellung, lässt die Form sich zur Absicht des Gedichtes machen. Das ist von großem Vorteil: die Absicht kann als Form den Entstehungsprozess begleiten, ja sogar vorantreiben – und nicht erst nachträglich eingreifen (in Korrekturen, beim Selbstinterpretieren). Sie wird eine Art Leitplanke: zeigt die Richtung an, die Streckenlänge, orientiert das Auge. Und das Schönste: inhaltlich ist sie nichts – das Paradox einer absichtslosen oder blinden Absicht, die erlaubt, sich dem Weg zu überlassen, stärker auf anderes zu achten.
Form also wäre nicht jener selbst formalisierte und entleerte Schulbegriff, der Form als Abzählen von Hebungen und Senkungen, Silben und Strophen missversteht, sondern eine Art und Weise, die Sprachgedanken anderer Menschen aufzugreifen – sich einzuklinken und selbst zu gebrauchen. Poetische Formen, verstanden als erprobte Erscheinungsweisen poetischer Absichten, „orientieren“ die Worte. Sie geben ihnen zu ihren vielfältigen anderen Werten eine Position hinzu, drehen ihre Kräfte und verbinden sie auf subkutane Weise. Form, verstanden als Absicht, ist eine Art Licht (ein Scheinwerfer, wenn man es technischer mag), den man dem ungebundenen Wort zuschaltet.
Beim Malen als Kind ging es mir regelmäßig so: nie erschien auf dem Papier das Bild, das ich im Kopf hatte, stets erschien auf dem Papier ein Bild des Bildes mit etwas anderem hinzu, das manchmal gut tat, und manchmal alles zerstörte. Ich verstand den Vorgang nicht, begriff aber, dass die gesamte Materie (meine Hand, mein Körperzustand, die Farben, Pinsel, das Papier, der wievielte Versuch es war) ein Wörtchen mitredeten. Heute bin ich froh, wenn es beim Ansehen des Gedichtes nach dem Schreiben auch so ist. Die Absicht wurde aufgelöst. Oder: die Absicht der Form und die Gedichtvorstellung stritten miteinander. Exakt dies ist das Geschenk der Form: sie treibt voran und zwingt zu Gedanken, die zumindest ich ohne sie nicht einmal geträumt hätte. Sie ist eine leere Sprache, die den Kopf wie ein Helm noch einmal umschließt, für die Sprache im Kopf. Wobei „Kopf“ nicht nur das Gehirn, sondern das ganze fühlende Wesen meint, das schreibt.
Ist das Gedicht (so gut wie) fertig, trennen Form und Absicht sich wieder. Die Form steht auf dem Papier, in aller Absicht, und kann auf verschiedene Weisen gelesen werden. Die andere, eher inhaltliche „Absicht“ (Vorstellung) hingegen ist idealerweise verschwunden - überholt von ihrem eigenen Gedicht.