Stillstand – Hoffnung, Schrecknis
Die Havarie ist – etymologisch recht unklar, vielleicht aus dem Arabischen awar, vielleicht doch auf das heute nicht mehr gebräuchliche Wort „Haferei“ zurückgehend, mittelniederländisch haverije, averije, was mit dem Hafen und dem Haff zu tun haben könnte – eine Betriebsstörung, weitergedacht also eine Krise, eine Option. Frank Schablewskis Buch Havarie ist ähnlich ein Dazwischen, schon die Frage, ob es Prosa sei, wie der Titel verspricht, ist unklar, da es gewissermaßen poetisch ist, was geboten wird.
In Parataxen wird eine Stimmung entwickelt, oder sie entwickelt sich, sie ist in dieser Prosa die Handlung geradezu, eine Abendlandschaft, die „Bäume der angrenzenden Allee verlieren ihre Farbe ans Dunkel”, eine Verfeinerung „in der Würde des Unbekannten”, alles Ruhe, trotz des noch Urbanen, eine „haushohe Stille”, ein Tableau, ein möglicher Anfang: „Jeder Schritt tritt ins Schweigen.”
Überall tritt hier die Dysfunktion ein, das Schweigen, die Erfahrung selbst – oder das Erfahrbare, wenn nichts mehr sei:
„Der Kapitän hört nichts.
Er spürt nicht die Zeit, die vergeht.
Kein Land ist in Sicht.
Kein Wind ist über ihm.
Das Schweigen deckt alles.
Er bleibt mit dem Wasser zusammen.”
Die letzte Havarie ist die schlimmste, nur mehr Krise, nicht mehr die Option, die ihr immanent scheint…
Prosa-Skizzen, die also das Nichts sehr verschieden fassen, es moderieren oder eben dies nicht mehr, es jedenfalls diversifizieren, ins Häßliche, ins aber auch Ungefähre.
Ein kleines Bändchen – von erheblicher Wucht.
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