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Komm! Ins Offene haus für poesie
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Komm! Ins Offene haus für poesie
Kritik

U- und Theriotopien

Hamburg

Mit Robinsons Tiere eröffnet Roland Borgards seine Reihe Cultural Animal Studies, mit Marc Klesse und Alexander Kling. Sie und die Autoren begeben sich auf Narrative der Verwilderung und Rezivilisierung, Hybride hindurch, wobei das souveräne Subjekt ebenso imaginiert ist wie die Natur, die gemäß Foucaults Überwachen und Strafen hier zum vielgestaltigen Domestiken würde: durch Gewaltexzesse.

So ist der Mensch einerseits der sich auf seine Natur besinnende – der Reiz von Robinson oder Selkirk besteht –, aber andererseits der sie findend zerstörende, auch an und in sich; anklagend wird der Mensch zum prononciertesten Problem der Theodizee, die zu formulieren zugleich nur ihm einfallen konnte, womöglich damit die Basis für Prozesse schaffend, aus denen sich die Frage neu und häßlicher stellt, wie die Natur oder Gott dies oder jenes zulassen konnte. Spätestens mit der „Tanzstunde”, worin das Tier sich graziös zu bewegen lernt, ist man bei Lessing:

Ein Tanzbär war der Kett entrissen,
Kam wieder in den Wald zurück,
Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
Auf den gewohnten Hinterfüßen.
»Seht«, schrie er, »das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
Tut mir es nach, wenns euch gefällt,
Und wenn ihr könnt!« »Geh«, brummt ein alter Bär,
»Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
Sie sei so rar sie sei!
Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei.«

Beziehungsweise: Man wäre es, leider findet sich der Text in diesem Band nicht. Eine eigentliche Lücke aber ist das nicht.

Robinsons Tiere ist gründlich gearbeitet, nicht unoriginell und jedenfalls die Lektüre wert.

Roland Borgards (Hg.) · Marc Kleese (Hg.) · Alexander Kling (Hg.)
Robinsons Tiere
zahlreiche Abb.
Rombach
2016 · 334 Seiten · 46,00 Euro
ISBN:
978-3-7930-9822-5

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